Ein Vaterunser zur Ukulele – Sefora Nelson macht es möglich.Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur: Sehnsucht, Liebe und das Vaterunser: Christliche Liedermacherin Sefora Nelson gibt Kraft spendendes Konzert

Eines muss man den Machern der "Kulturbühne Rottenburg" von vorneweg attestieren. Sie setzen nicht nur auf Klamauk und Comedy, sondern haben auch durchaus Besinnliches im Programm.

Rottenburg. Andy Wachendorfer von der "EventSolutions" und Aico Horn, der Pächter der Rottenburger Bürgerwache, die diese Veranstaltungsreihe unter dem Label "ahornEvents" mitverantwortet, haben es sich zur Aufgabe gemacht, ein Programm anzubieten, das für jeden Geschmack etwas bietet.

Quasi als Vollkontrast zu "Frl. Wommy Wonder" oder zur Gummistiefel tragenden Hillu, bei deren Anblick samt ihrer Schnoddergosch so mancher Herztropfen braucht, trat zur Primetime am Samstagabend die christliche Liedermacherin Sefora Nelson auf. Klavier, Stimme und Hut – mehr braucht die mittlerweile 41-jährige Künstlerin, die in Freudenstadt geboren wurde und am Horber MGG ihr Abitur gemacht hat, nicht, um ihr Publikum für sich zu gewinnen.

Ihr Weg führte sie vom beschaulichen und überschaubaren Schwaben zuerst hinaus in die weite Welt und später wieder zurück. In Chicago studierte sie sechs Semester Gesang und Theologie und schloss ihre Ausbildung später, wieder näher an der Heimat, in Straßburg ab. Theologie und Musik – diese Kombination brachte sie auf die Bühnen von Europa, auf denen sich die Deutsch-Italienerin, die mit Mann und den beiden Kindern im Großraum Stuttgart lebt, zuhause fühlt. Sie hatte es zwar nicht weit in die Domstadt, doch ihr Auftritt stand nicht wirklich unter einem guten Stern, denn leider waren die Wetterbedingungen für einen Open-Air-Auftritt alles andere als ideal. Immer wieder regnete es, und so manche Frontscheibe der Autos trübte sich von der Wärme und dem Atem ihrer Insassen etwas ein.

Kommen Autos? Sitzen Leute drin? Darf ich heute ein Konzert spielen? Dies waren ihre bangen Fragen noch am Nachmittag, und die Antwort darauf, das war Dankbarkeit und die Gewissheit: "Die großen Wunder dieser Welt muss man spüren."

Auch aus diesem Grund werte die Künstlerin es als eine Gnade, dass man heute da sein darf, dass jemand neben einem sitzt. Nicht selbstverständlich in Zeiten der Pandemie.

"Deine Gnade ist mehr als genug – ist mehr als ich brauche" lautete auch die Botschaft ihres zweiten Liedes. Eröffnet hatte sie das Konzert mit einer intensiven Version von "Amazing Grace", das ebenfalls von der "erstaunlichen Gnade" Gottes berichtet.

In ihrer Moderation zwischen den Titeln erzählte sie auch von den unsichtbaren Musikanten in den Bäumen, die jedoch an diesem Abend ihren Gesang wegen dem Regen einstellten. Real zu hören waren dagegen ihre Begleitmusikerinnen Adelheid Abt an der Violine und Renate Busse, die den Saiten eines Cellos den Grundsound, die Basis der Arrangements, entlockte. Komplettiert wurde das Damen-Trio von Johannes Busse (Sohn) der mit seinem Cajon den Groove und den Rhythmus vorgab. Die Künstlerin selbst, die in den 90 Minuten Auftrittszeit überwiegend Songs aus ihrer aktuellen CD "Das blaue Album – Du bist" vorstellte, begleitete sich am blauen Flügel und an der Ukulele.

Sehnsucht, Liebe und das Vaterunser prägten einen weiteren Teil des Konzerts. "Ich brauche deine Liebe an jedem Tag – bedingungslose Liebe, genau an diesem Tag" sang sie mit ihrem geschulten Sopran. Mit jedem Ton, mit jedem Lied zeichnete die Künstlerin mit den unüberhörbar schwäbischen Wurzeln poetische Bilder voller christlicher Botschaft.

Rund 50 Autos, in denen meisten zwei Personen saßen, hatten in Rottenburg geparkt, und die Insassen dankten mit Lichthupe und einem Lichtermeer aus Handy-Taschenlampen. Sie genossen ein Zuhörkonzert, das von seinen Botschaften lebte, das Zeit und Besinnung schenkte und die Hektik des Alltags rausnahm.