Rottenburger Schüler gestalteten die Gedenkveranstaltung zum Eugen-Bolz-Gedenktag mit. Fotos: Baum Foto: Schwarzwälder Bote

Gedenktag: Rund 1200 Menschen nehmen an Demonstration für Frieden und gegen rechte Gewalt teil

"Farbe bekennen" lautet das Motto des Demokratie-Mobils, welches die Diözese im Rahmen des Eugen-Bolz-Gedenktages vorstellte. Etwa 1200 Rottenburger Schüler, Gemeinde- und Kreisräte versammelten sich auf dem Eugen-Bolz-Platz, um kundzutun, was man heute vom vor 74 Jahren hingerichteten Eugen Bolz lernen kann.

Rottenburg. Eugen Bolz wurde 1881 geboren, und rund 63 Jahre später von den Nationalsozialisten hingerichtet. Am 23. Januar 1945 starb der württembergische Staatspräsident in Berlin-Plötzensee durch das Fallbeil. Seit 2015 läuft das Seligsprechungsverfahren für Eugen Bolz, welches von Bischof Gebhard Fürst eröffnet wurde. Am vergangenen Mittwoch, dem Eugen-Bolz-Gedenktag, führten Schüler des EBG und anderer weiterführender Schulen aus Rottenburg Interviews mit Oberbürgermeister Stephan Neher und Bischof Gebhard Fürst. Dabei übernahmen Kerstin Hormel und Cedric Paulik die Moderation.

Gut eine Stunde ging die Demonstration auf dem Eugen-Bolz-Platz, bei der es zu Beginn einen Abriss zur Geschichte von Eugen Bolz gab. Ab Klasse neun aufwärts durften die Schüler am Gedenktag teilnehmen, berichtete Heike Kächele vom Kulturamt der Stadt. Die Diözese und auch die Stadt Rottenburg als Veranstalter hatten mit bis zu 1800 Teilnehmern bei der Open-Air-Veranstaltung gerechnet. Die Temperaturen waren eisig, die Worte von Neher, Bischof Fürst und den Schülern dafür aber umso wärmer. Als Ehrengäste verfolgten Alt-Oberbürgermeister Winfried Löffler und Familienmitglieder der Familie Rupf-Bolz das Geschehen. Auch SPD-Bundestagsabgeordneter Martin Rosemann und Landrat Joachim Walter (CDU) nahmen als Gäste an der Veranstaltung teil.

Die Jugendlichen griffen die Frage auf, wo der Sinn des Gedenkens an Eugen Bolz liege. Die Geschichte lehre, wohin Antisemitismus und Rassismus führen können, betonte eine Schülerin. "Gerade wir müssen uns damit beschäftigen, weil wir es nicht mehr im Fokus haben." So könne die Geschichte Lehrmeister sein – was auch Oberbürgermeister Neher und Bischof Fürst in ihren Reden unterstrichen. Eugen Bolz sei ein Vorbild, da er ein durch und durch engagierter und politisch aktiver Mensch gewesen sei, der sich an einem christlichen Wertekanon orientierte, sagte Fürst.

Keine Klassen- und Rassenunterschiede

Wichtig seien Eugen Bolz die Menschen und ihr Wohlergehen sowie Demokratie und Freiheit gewesen. Unterschiede zwischen Klassen und Rassen habe Bolz nicht gemacht. Auch sei er seiner Überzeugung treu geblieben, obwohl ihm dies Nachteile brachte. Denn dafür hätten ihn die Nazis "wie kaum einen anderen Politiker gehasst", gab der Bischof zu bedenken.

Von Eugen Bolz könnten die Menschen lernen, "frühzeitig zu schauen und wachsam zu sein". Etwa dahingehend, wohin sich eine Gesellschaft entwickelt – je früher man Fehlentwicklungen angehe, desto weniger müsse man ein Held sein. Bischof Fürst wies auf das gestiegene Gewaltpotenzial in der Gesellschaft hin, die sich etwa in Hassmails oder Denunziationen – beispielsweise in den sozialen Medien – äußere.

Zum Abschluss des Gedenktages legte Neher einen Kranz am Eugen-Bolz-Denkmal nieder. Bischof Fürst sprach ein Gebet, in dem er sagte, Gott möge helfen, zu sehen, wo Wirtschaft und Politik menschenfeindlich sein. Danach konnten die Schüler das Demokratie-Mobil besuchen, welches erstmals auf dem Eugen-Bolz-Platz Halt machte.