Bildung: Schule vergrößert die fünften Klassen, damit kein Schüler abgelehnt werden muss

Rottenburg. Großes Interesse am Eugen-Bolz-Gymnasium, aber trotzdem nur dreizügig? Die Entscheidung auf Landesebene sorgte bei Oberbürgermeister Stephan Neher für Unverständnis, das er in einem Brief an Bildungsministerin Sabine Eisenmann (CDU) zum Ausdruck brachte. Denn es sah so aus, dass das EBG Schüler ablehnen muss. Neher schreibt an seine Parteifreundin: "Da die Landesregierung in ihren Stellungnahmen immer darauf verwiesen hat, dass der Elternwille zählen solle, wundert uns nun die Entscheidung ihres Hauses, dass das Eugen-Bolz-Gymnasium lediglich drei Züge bilden darf und gegebenenfalls Schülerinnen und Schüler abweisen soll."

Doch wie ist das Problem überhaupt entstanden? 99 Schüler hatten sich fürs neue Schuljahr beim EBG angemeldet. Das andere staatliche Gymnasium in Rottenburg, das Paul-Klee-Gymnasium (PKG), hat insgesamt 69 Anmeldungen. Insgesamt sind das bei beiden Schulen 168 Schüler. "Der übliche Klassenteiler liegt bei 30, so wurden für beide Schulen insgesamt sechs Klassen genehmigt, jeweils drei für EBG und PKG", erklärt Schulleiter Andreas Greis. Das EBG könnte also, wenn man die Zahlen auf dem Papier sieht, einige Schüler abgeben, das PKG könnte noch ein paar gebrauchen. Aber: Beide Gymnasien haben völlig unterschiedliche Profile. "Die Entscheidung der Eltern und der Schüler für die eine oder andere Schule fällt sehr bewusst." Auch Neher argumentiert das in seinem Brief an Eisenmann ähnlich.

EBG ist Modellschule für neunjähriges Gymnasium

Das EBG ist seit dem Schuljahr 2013/14 als Modellschule in den Schulversuch "Zwei Geschwindigkeiten zum Abitur an den allgemein bildenden Gymnasien" aufgenommen – also kurz gesagt: Abitur nach dreizehn Jahren, neun Jahre davon auf dem Gymnasium (G 9). Außerdem habe das EBG, unterstreicht der Rektor, ein Musik- und bilinguales Profil. Das PKG besitzt als achtjähriges Gymnasium ein Kunstprofil.

An einen Sinneswandel glaubt Greis allerdings nicht. "Das ist eine landeseinheitliche Regelung." Es sei klar, dass es nur eine Richtung bei Schülerbewegung geben könnte. "Man kann nicht verlangen, dass angemeldete G 8-Schüler G 9 machen sollen." Umgekehrt sei das schon möglich.

Dennoch müssen sich Eltern und Schüler keine Sorgen machen, beim EBG in diesem Schuljahr abgelehnt zu werden. "Wir wollen die zusätzlichen Schüler organisatorisch stemmen." Früher sei der Klassenteiler sowieso bei 33 gewesen. So sind die Klassen im kommenden fünften Schuljahr wohl ein bisschen größer. Das wolle man auffangen, indem man die Schüler in den einzelnen Fächern in Lerngruppen teilt.

Geburtenstarke Jahrgänge in Folgejahren

Greis rechnet damit, dass sich das Problem in den Folgejahren von selbst auflöst. "Es kommen geburtenstarke Jahrgänge an die Schulen. Ich gehe fest davon aus, dass wir dann an unserem Gymnasium wieder vierzügig werden."