Konzert: Schubert und Mozart erklingen in Heilig-Geist-Kirche und Festhalle / Alicia Reinke glänzt als Solistin

Rottenburg (stb). Mit zwei Werken von Franz Schubert und einem Werk von Wolfgang Amadeus Mozart, die sehr unterschiedliche Herausforderungen stellten, konzertierte die Junge Philharmonie Rottenburg unter Leitung von Alber Geiger in der Kiebinger Heilig-Geist-Kirche und in der Rottenburger Festhalle. Beide Frühjahrskonzerte erfreuten das Publikum, wenngleich das Konzert in Kiebingen noch einige Besucher mehr verdient gehabt hätte. Die Junge Philharmonie Rottenburg ist fast ein Mehrgenerationenorchester: Erfahrene Musiker wie Georg Dürr, der ehemalige Schulleiter des Eugen-Bolz-Gymnasiums, gleichen die altersbedingte Fluktuation der Talente aus und geben den jungen Virtuosen Sicherheit.

Den Anfang machte eine "Ouvertüre im italienischen Stil" von Franz Schubert, eigentlich eine Persiflage auf die damals in Mode gekommenen Opern Gioccachino Rossinis, deren Ouvertüren von Schubert als austauschbar und nicht ernst genug empfunden wurden. Der Wiener Komponist hatte deshalb mit seinen Freunden um ein Glas Wein gewettet, in wenigen Tage ein Stück im ähnlichen Stil schreiben zu können. Dem Orchester gelang es, bei seinem Frühlingskonzert die frühlingshafte Fröhlichkeit dieses Stücks abzubilden.

Wolfgang Amadeus Mozarts Flötenkonzert in G-Durbeinhaltete den großen Auftritt der jungen Flötistin Alicia Reinke. Monatelang hatte die junge Musikerin an der Querflöte das dreisätzige Werk einstudiert. Eindrucksvoll meisterte sie im Zusammenspiel mit dem Orchester die Herausforderung, nicht nur die richtigen Töne zu treffen, sondern auch die scheinbare Leichtigkeit und melodische Lebhaftigkeit des Werkes zum Ausdruck zu bringen.

Eindrucksvollstes Stück

Im Gegensatz dazu stellte das vielleicht eindrucksvollste Stück des Abends, Schuberts unvollendete siebte Sinfonie, eine Kollektivanforderung an das gesamte 24-köpfige Ensemble.

Der erste Satz beginnt mit einem Unisono-Motiv der Celli und Kontrabässe. Dadurch, dass diese Linie mit einem Fis endet, entsteht der Eindruck einer Frage. Die Antwort besteht in einer düster klingenden Sechzehntelbewegung der Violinen, über der das Hauptthema in der Oboe und der Klarinette erklingt. Nach einer Überleitung wechseln Tonart und Melodie. Celli und Violinen erklingen fast volksliedhaft. Danach folgt eine Generalpause, dann ein Seitenthema in G-Dur, das aber plötzlich abbricht. Es folgen Tremoli seitens der Streicher und erneut das Seitenthema – erst in Moll, danach wieder in Dur. Hier endet die Exposition, die sogleich wiederholt wird. Die dann folgende Durchführung beschäftigt sich thematisch ausschließlich mit dem Eingangsmotiv, bevor in der Reprise noch einmal alle drei Themen verarbeitet und zum Finale des Satzes gesteigert werden.

Der ruhigere zweite Satz steht gemäß der Tradition im Kontrast zum dramatischen ersten, von dem er sich klanglich abhebt. In der Exposition erklingen drei Themen, die sich ständig wiederholen. Das ruhige erste Thema lebt vom Kontrast einer aufsteigenden Melodie der Hörner, bei gleichzeitig absteigender Pizzicato-Begleitung der Streicher. Auch die beiden folgenden Themen erscheinen zunächst in ruhiger Stimmung, erfahren jedoch dramatische Wendungen, wobei sich das zweite Thema bis zum Fortissimo steigert.

Auch wenn die einzelnen Musiker oft nur wenige Töne zu spielen hatten. Diese mussten aber in Länge, Lautstärke und Stimmung sehr exakt aufeinander abgestimmt sein, um die faszinierenden Stimmungs- und Tonartwechsel dieses atmosphärischen Stücks zu treffen. Den Musikern gelang hier eine beeindruckende Orchesterleistung, für die es den begeisterten Applaus der Zuhörer gab.