Mögliches "Nebenprodukt" der Überlegungen zu Stuttgart 21 / Schreiben geht an Verkehrsminister Hermann

Rottenburg/Horb. In einem Schreiben haben Landräte und Oberbürgermeister der Region, darunter auch Stephan Neher, sich zum Thema Elektrifizierung der Bahnstrecke Tübingen-Horb an Verkehrsminister Winfried Hermann gewandt.

"Der von Ihnen initiierte Filderdialog", heißt es in dem Schreiben, "soll Raum für eine offene Diskussion über Alternativen zur bisherigen Planung des Projekts Stuttgart 21. Wir nehmen diese Einladung zum Anlass, die Prüfung einer Alternative anzuregen. Nach unserer Kenntnis richtet sich die Kritik der Filderkommunen gegen die Benutzung der bestehenden S-Bahn-Trasse für die Anbindung des Flughafens im Fern- und Regionalverkehr nach Süden Richtung Horb und Bodensee.

Ausgangspunkt der Überlegung für eine Alternative ist eine Änderung des Konzepts von Stuttgart 21, die sich aus der Schlichtung ergeben hat. Die Gäubahn zwischen S-Vaihingen und Nordbahnhof soll erhalten werden. Damit ist ein Grund für die Umlenkung der Fern- und Regionalzüge der Gäubahn zum Flughafen entfallen. Züge über Eutingen-Herrenberg-Böblingen können auch weiterhin auf eigener Trasse bis in den Stuttgarter Talkessel gelangen. Für die stündlichen Züge aus Freudenstadt ist dies dann die schnellste Anbindung in die Landeshauptstadt.

Mit einem Halt in Vaihingen könnte die Verbindung zum Flughafen hergestellt werden. Für die Verbindung von Stuttgart über den Flughafen zum Bodensee und in die Schweiz regen wird angeregt, die Züge über Reutlingen und Tübingen nach Horb zu führen. Die teure Anbindung der bestehenden S-Bahn an den Fildertunnel würde damit entfallen. Die Züge Richtung Zürich würden den Flughafen-Fernbahnhof benutzen. Durch die Wendlinger Kurve besteht die Möglichkeit, auf die Neckartalbahn zu wechseln und bis nach Horb zu fahren, wo die Gäubahn erreicht wird.

Uns ist bewusst, dass dafür der zweigleisige Ausbau der Wendlinger Kurve und eine Elektrifizierung der Strecke Tübingen-Horb erforderlich sind. Die fehlende Elektrifizierung der Strecken südlich und westlich von Tübingen koppelt diese Gebiete von Stuttgart ab, weil keine Direktverbindungen in den Tunnelbahnhof möglich sind. Wir nehmen an, dass die Einsparungen im Filderbereich, die sich durch unseren Vorschlag ergeben, größer sind als die zusätzlichen Kosten in der Wendlinger Kurve und auf der Neckarbahn.

Uns ist bekannt, dass die Führung des ICE-Verkehrs von Stuttgart nach Zürich über Reutlingen und Tübingen nicht weiter verfolgt wurde, weil dies zu einer Verlängerung der Fahrzeit führt. Wie weit dieser Nachteil durch Verbesserungen auf der Neckartalbahn mit vertretbaren Kosten reduziert werden kann, entzieht sich unserer Kenntnis. Auch wenn hier ein Nachteil bleibt, steht dem aber ein Fahrzeitgewinn für das Oberzentrum Reutlingen-Tübingen und eine vollwertige Anbindung dieses Raumes an den Fernverkehr der Bahn gegenüber.

Wir würden uns freuen, wenn Sie diese Variante beim Filderdialog untersuchen und mit den Projektpartnern diskutieren könnten".