Der Cellist Nikolaus von Bülow drückte dem Konzert seinen unverkennbaren Stempel auf. Foto: Baum Foto: Schwarzwälder-Bote

Klassik: Kammerorchester in Zehntscheuer

R ottenburg . Das Stuttgarter Kammerorchester konzertierte virtuos in der Zehntscheuer. Unter der Leitung von Bogdan Bozovic brillierten die Musiker mit Werken von Gerd Kühr, Joseph Haydn und Maurice Ravel. Mit dem Konzert startete die Reihe der Rottenburger Konzerte des Kulturvereins Zehntscheuer. Zu Beginn interpretierte das Stuttgarter Kammerorchester bravourös Gerd Kührs Meisterstück "Con Sordino", welches die gewohnten Hörgewohnheiten des Publikums auf die Probe stellt. Kührs Vokabular basiert auf Unübersetzbarem und Akkorden, die innermusikalischen Gesetzen gehorchen.

Die Komposition verschließt sich stellenweise dem Zuhörer. Vieles bleibt letztlich ein Geheimnis. Das Streichquartett, welches der Komposition zu Grunde liegt, fächerte Gerd Kühr für mehrere Stimmen und Instrumente auf. So wurde das Orchester zum aufregenden Labor für den Komponisten.

Das knappe Stück agiert und fasziniert sogleich durch eine zerbrechliche Balance zwischen den einzelnen Stimmen. Das Werk kreist im Wesentlichen um den Zentralton d, wobei der Kontrabass als eine Art Achse des intervallisch-harmonischen Geschehens eingesetzt wird.

Zum Schluss setzt in der Reprise eine Stimme nach der anderen ein. Damit wird der Kanon offen gelegt, und die Instrumente entziehen sich nach und nach in kleinsten Schritten, um schließlich ganz zu entschwinden.

Brillant geriet der Haydn, bei dem Cellist Nikolaus von Bülow den Solopart übernahm. Überaus gefühlvoll, weich und doch lebendig und beschwingt geriet die Interpretation des zentralen Programmpunktes. Cello und Orchester entspinnen dabei einen intelligenten, sehr ästhetischen Dialog der Instrumente. Expressiv und gefühlvoll agierte Nikolaus von Bülow im ersten Satz, einem Moderato. Rasche Läufe prägten dabei ein Nebenthema des Cellos. Voller Emotion interpretierte der begnadete Cellist den zweiten Satz, ein getragenes Adagio, welches den Musiker zu Höchstleistungen an seinem Instrument inspirierte. Mit einem fulminanten Allegro endete das fantastische Cellokonzert in C-Dur.

Von Bülow gab sogar noch eine Zugabe, einen Bossa Nova. Zum Abschluss des spannenden Konzertabends gab das Kammerorchester ein Streichquartett von Maurice Ravel. Unmittelbares Vorbild für Ravels erstes bedeutendes Kammermusikwerk war ein Streichquartett von Debussy. Präzise und überaus akkurat interpretierten die Musiker das kontrastreiche Stück, wobei sich hier Nikolaus von Bülow in das Kammerorchester einreihte und mitspielte.

Seit November 2007 ist er zweiter Solocellist des Stuttgarter Kammerorchesters. Mit diesem trat er bereits weltweit als Solist bei Tourneen auf, etwa in Indien, China, Norwegen oder Schweden. Zahlreiche CD-Einspielungen zeugen vom ungebrochenen Gestaltungsreichtum der Musiker.