Die Herren von "Stumpfes Zieh- und Zupf-Kapelle" sorgten in Rottenburg für Begeisterung. Fotos: Morlok Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: "Herrn Stumpfes Zieh- und Zupf-Kapelle" kleidet Allerwelthits in schwäbisches Gewand / Welt-Tour durch Ost-Württemberg

Egal wo sie auftreten, die Musiker von "Herrn Stumpfes Zieh- und Zupf-Kapelle", haben das Publikum sofort auf ihrer Seite. So auch in der gut besuchten Rottenburger Festhalle.

Rott enburg . Die Multiinstrumentalisten und Sangesbrüder von "Herrn Stumpfes Zieh- und Zupf-Kapelle" traten an, um den Besuchern mit ihrer skrupellosen Hausmusik einen schönen Abend zu bereiten. Und das gelang ihnen ohne große Probleme. Sage und schreibe 29 verschiedene Instrumente beherrschen die vier Herren zusammen, und da sind wohlbemerkt ihre Stimmen nicht mitgezählt. Je ausgefallener die Klangkörper, je drolliger der Gag, desto mehr Spaß scheint es ihnen zu machen, diesen zu präsentieren.

Bekannt geworden sind sie durch ihre ständige Präsenz im Fernsehen. In der "Mäulesmühle" sind sie die Haus- und Hofkapelle. Sie begleiten auch den dauernd verkaterten Herrn Bürgermeister samt seinem volkshochschulgebildeten Amtsboten Hannes auf deren Tourneen. Nebenbei spielen sie noch rund 150 Konzerte im Jahr und dies in meist ausverkauften Häusern.

Mit fast überschwäbischer Pünktlichkeit begann die Zieh- und Zupferei mit ihrem neuen Programm "Nix wie no". "Nix wie no" dachten sich auch jede Menge musikbegeisterte Leute aus nah und fern, die die Halle füllten. Wie es sich für wohlerzogene junge Männer gehört, stellten sich die Aalener gleich im ersten Song ihrem Publikum in gereimter Form vor. "Posaune, Tuba, Quetschkommod ond a Waschbrett mit ’ra Schell, wenn so was hearscht, bisch sicher – bei dr Zieh- und Zupf-Kapell." Das neue Programm bot in gewohnter Manier kompromisslos heiter einen Querschnitt aus Neuem und Altem. Songs der aktuellen CD "sehr sogar" wurden routiniert mit den bekannten Liedern der Band kombiniert.

Da zu einer Welt-Tour, die durch ganz Ost-Württemberg führt, auch Allerweltslieder gehören, wurden einige Songs der Neuzeit durch die spezielle Zieh- und Zupf-Mühle gedreht und kamen mit hohem Wiedererkennungswert, jedoch in nahezu verständlichem Schwäbisch zur Aufführung. So wurde beispielsweise aus dem "Smooth Operator" von Sade zuerst ein "cooler Trompeter" und später ein "schwuler Vertreter". Doch die Herren Musikanten behaupteten, dass sie in Wirklichkeit "Schulamtsvertreter" singen würden. Zur Basismelodie des Welthits "Somethin’ Stupid" wurde der "Muggagittermo" also der Muggengitter-Monteuer sehnlichst herbeigewünscht und das Lied "Atemlos", bei dessen Titel jeder an Helene Fischer denkt, hat bei diesem Quartett einen völlig anderen Hintergrund. "Oh Baby, tu dein Arsch von meinem Gesicht rah. Man sieht so schlecht und die Leut verstehn den Text net", flehte Benny Banano hinter seinem zugehaltenen Kopf. Neu auch der Song vom "Lettagschwätz" in dem es beispielsweise hieß: "Hascht du scho ghört – bleed isch, wer an Diesel fährt." Die vier können auch alles Instrumental – mit brutal wenig Gesang – und sind zudem führend in der Sparte Ausdruckstanz, was sie zu einem Song von Angelo Branduardi eindrucksvoll demonstrierten.

Musik inspiriert, Musik verführt und Musik regt zu allerlei Dingen an. Am Samstagabend zum Mitsingen, zum Lachen, zum rhythmischen mitklatschen und zum herrlich zwanglosen Frohsinn. Da wurde so mancher Oberschenkel zur Trommel und manches Zwerchfell spürt sein Besitzer vor lauter Lachen noch lange nach dem Konzert.

"Dr Benny, dr Manne, dr Flex ond dr Sell – sen zamma Herrn Stumpfes Zieh- und Zupf-Kapell", und genauso präsentierten sie sich. Als eingeschworenes Bühnenteam, das auch noch nach mehr als 20 Jahren gemeinsam herumreist und in Sachen Hausmusik noch immer Spaß an derselben hat. Da kam keine Langeweile auf. Routine blitzte weder bei den Ansagen zwischen den Stücken auf, noch ließen Alterserscheinungen den Schwung auf der Bühne auch nur für einen Augenblick zum Erliegen kommen. Außer bei der Vesperpause. Da flogen wieder die mitgebrachten Butterbrote, dick belegt mit Bierwurst, durch den Saal und auf die Aufforderung: "I könnt jetzt dringend was zum drenga brauchen, mei Zong isch so drocka, dass i net mol meh a Briefmark abschlecke könnt", reagierte eine Dame von der Rottenburger Narrenzunft, die an diesem Abend die Bewirtung übernommen hatte, prompt und brachte das dringend benötigte Bier vorbei. Eine Maßnahme, die auch den Konzerterfolg nach der Pause nachhaltig sicherte.