Corona-Krise: Tübingens Kreisbrandmeister Marco Buess hat schon 850 000 Schutzmasken besorgt

Im Landkreis Tübingen gab es bis gestern Abend 902 positiv getestete Corona-Fälle. Zehn davon sind bis Donnerstagabend gestorben. Die Todesfälle zählen alle zur Altersgruppe über 75 Jahre und wiesen alle entsprechende Vorerkrankungen auf. Gut, dass das DRK jetzt anfängt, ganze Pflegeheime durchzutesten.

Kreis Tübingen. Inzwischen sind fünf Pflegeheime vom Corona-Virus im Landkreis betroffen. Laut Birgit Walter-Frank, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes, sind 20 Bewohner positiv getestet.

Das heißt: Nicht nur im Rottenburger KBF-Pflegeheim, von dem schon am vergangenen Wochenende gemeldet wurde, dass dort bereits zwei Senioren an Corona gestorben sind.

Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass Walter-Frank auf der Pressekonferenz am Freitag mit Landratsamt vermelden konnte, dass das DRK jetzt angefangen hat, in den Pflegeheimen des Landkreises ein systematisches "Screening" – also einen Massentest aller Bewohner und Pflegekräfte – zu machen.

Walter-Frank: "Es ist gut, dass das DRK heute damit begonnen hat. Spätestens am Montag werden wir uns mit den niedergelassenen Ärzten zusammenschließen. Weil wir wissen, das einige von ihnen schon in Pflegeheimen getestet haben. Um Doppeltestungen zu vermeiden."

Die Pflegeheime: Neben allem anderen sind sie jetzt im besonderen Visier des Landratsamtes. Laut Sozialdezernent Horst Lipinski gibt es im Landkreis Tübingen 1475 stationäre Pflegeplätze. In der ambulanten Tagespflege gab es vergangenes Jahr 6500 Fälle.

Und Kreisbrandmeister Marco Buess sorgt als "Einkäufer für Schutzausrüstung" dafür, dass nicht nur niedergelassene Ärzte, sondern auch Pfleger weiterhin sicher arbeiten können. "Heute in der Mittagspause habe ich 30 000 Schutzmasken abgeholt. Derzeit haben wir schon – mit einer Lieferung nächster Woche – 850 000 Schutzmasken besorgt. Die geben wir zum Selbstkostenpreis an niedergelassene Ärzte, Pflegeheime, Pflegedienste Hebammen und Physiotherapeuten aus. Die Kreisärzte- und zahnärzteschaft hat uns gebeten: ›Bitte liefert. Uns geht die Ware aus.‹ Denn auch die kassenärztliche Vereinigung kann nicht liefern. Wir haben auch eine Landeslieferung bekommen: 17 500 Stück."

Ist das nicht ein bisschen wenig? Landrat Walter: "Das Land hat eine Verteilungsschlüssel für die Landkreise – das geht nach Einwohnerzahl. Mit 17 500 Schutzmasken kann man nicht mal den Kofferraum eines VW Polo füllen. Deshalb ist es gut, dass wir mit dem Kreisbrandmeister so einen guten Beschaffer haben und früh eingestiegen sind."

Unter den 850 000 Masken sind 94 000 FFP 2-Masken, die für medizinische Zwecke gebraucht werden. Doch der Bedarf an Schutzmasken dürfte weiterhin steigen: Inzwischen ist die Zahl der ernsthaften und kritischen Corona-Fälle in Deutschland mit 3963 Patienten schon fast so hoch wie in Italien (4053 Fälle, Quelle: John-Hopkins-Universität).

Deshalb wirkt Landrat Joachim Walter fast flehentlich, als er appelliert: "Ich möchte alle Firmen bitten, die einen engen Draht nach China haben, diesen Draht zu nutzen, damit wir weiter dringend benötigte FFP 2-Masken bekommen."

Gerade ist der Landkreis dran, mögliche Quarantäne-Plätze zu organisieren. Man sei in "guten Gesprächen" mit der Pau-Lechler-Klinik in Tübingen und mit der Reha-Klinik Bad Sebastiansweiler in Mössingen. Landrat Walter: "Wir versuchen, dort Plätze zu schaffen. Wir suchen auch Hotels, die bereit sind, sich dafür zu öffnen. Das große Problem sehe ich derzeit darin, genügend geeignetes Personal zu finden. Wir haben deshalb alle Sozialdienstleister in einem Gespräch gebeten, uns alle verfügbaren Ressourcen zu nennen. Wir wollen weitere Kräfte gewinnen für die Pflege. Im Moment sehen wir als Landkreis diese Ressourcen aber nicht."

Das ganze Landratsamt. Viel Zeit für die normale Verwaltungstätigkeit bleibt nicht. Landrat Walter: "Im Moment fühle ich mich eher wie der Vorsteher eines Gesundheitsamtes. 200 Kollegen aus dem Haus sind für die Hotline da. Ich staune jeden Tag, wie viel psychologisches Einfühlungsvermögen die Kollegen zeigen, die man normalerweise nur in ihrer Verwaltungstätigkeit kennt. Ich bin unheimlich dankbar dafür, dass wir im Kreis in der glücklichen Situation sind, dass wir alle Hand in Hand arbeiten."

Und wie sieht es mit den Corona-Tests in Tübingen aus? Landrat Walter: "Insgesamt hat es 4100 Tests plus X im Arztmobil, in der Teststation und am Uni-Klinikum gegeben. Die Zahl der Tests durch Hausärzte kennen wir nicht. Wir haben inzwischen 0,25 Prozent der Bevölkerung getestet – damit liegen wir bundesweit über dem Schnitt."

Laut Birgit Walter-Frank habe der Landkreis Tübingen sich genügend Testkapazitäten gesichert. Die Zeit zwischen Test und Ergebnis liegt inzwischen bei drei bis vier Tagen.