Abschied: Karlheinz Heiss verlässt nach 22 Jahren die Musikschule Rottenburg – und sucht neue Herausforderung

34 Jahre lang hat Karlheinz Heiss als Musikschulleiter gearbeitet – 22 davon an der Musikschule Rottenburg. Zum Jahreswechsel wird er die Schule verlassen und sich einer neuen Herausforderung stellen.

Rott enburg . Musik hat im Leben von Karlheinz Heiss immer eine wichtige Rolle gespielt. Aber Musikschulleiter wollte er nicht werden. "Ich habe Gesang studiert und mein Plan war, Sänger in einem Berufschor zu werden", berichtet Heiss im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Als Tenor war er als Sänger ziemlich gefragt. Doch das Leben hatte anderes mit ihm vor. "In den 80er Jahren wurden überall Musikschulen gegründet. Auch in Ammerbuch wollten die Eltern eine eigene Musikschule für ihre Kinder haben", so Heiss. Und so gründete er dort 1984, damals noch als Student, die Musikschule Ammerbuch und leitete sie bis 1996.

"Das hat gut funktioniert, aber die Leitung einer größeren Schule hat mich gereizt", erinnert sich der 59-Jährige. "In einer Stadt gibt es auch einfach mehr Möglichkeiten für eine Musikschule." Und so wechselte Heiss im September 1996 nach Rottenburg. "Die Aufgaben einer Musikschule haben sich enorm gewandelt", erklärt er. Es reiche nicht mehr, Einzelunterricht und ein Ensemble anzubieten. "Die Musikschule muss vor Ort sein", sagt Heiss. Als Leiter der Rottenburger Musikschule führte er deshalb zahlreiche Kooperationen ein – mit Kindergärten, Schulen und der Hochschule für Kirchenmusik. "Das ist natürlich eine Herausforderung, aber die Musikschule ist so besser in der Stadt verankert."

Erfahrungen in Trossingen einbringen

Zuvor sei es jedoch notwendig gewesen, die Nische zu finden, in der sich die Musikschule in Rottenburg profilieren konnte. Heiss fand diese Nische im Bereich Kindermusical: "Das hatte ich in Ammerbuch schon gemacht und konnte das dann auch hier aufbauen." Und zwar erfolgreich: Inzwischen gibt es vier Kindermusical-Gruppen und außerdem die Bereiche Jugendmusical und Erwachsenenmusical. Die Kindermusicals begleitete Heiss am Klavier.

Außerdem brachte die Musikschule Rottenburg unter der Leitung von Heiss mehrere Opern auf die Bühne. Ein Höhepunkt dabei, an den er sich gerne erinnert: "Die Aufführung von Jesus Christ Superstar 2013 auf dem Marktplatz mit 140 Mitwirkenden."

Es wurden aber auch mehrere Konzertreihen begründet. Beispielsweise "die kleine bühne", die am 16. Dezember mit dem Thema Mechthild von der Pfalz letztmalig unter der Leitung von Karheinz Heiss im Haus der Volkshochschule stattfinden wird.

Vor drei Jahren rief Heiss die Hoffmeister-Akademie für die musikalische Begabtenförderung ins Leben.

Doch nun möchte Heiss die Musikschule zum Jahresende verlassen: "Am 1. Januar starte ich als Projektleiter an der Bundesakademie für musikalische Jugendbildung in Trossingen." Dort werden Fort-und Weiterbildungen für Menschen, die in der musikalischen Jugendarbeit tätig sind angeboten. "Ich selbst habe dort vor 20 Jahren eine Fortbildung zum Musikschulleiter gemacht", erinnert sich Heiss. Nun wird seine Aufgabe darin liegen, neue Fortbildungen zu entwickeln. "Wir werden verschieden Pilotprojekte durchführen, evaluieren und weiterentwickeln", erklärt er. Dabei soll es um Themen wie die Stärkung des Ehrenamts, Nachwuchsförderung sowie Inklusion und Partizipation gehen. "Ich freue mich darauf, dass ich in Trossingen die vielen Erfahrungen, die ich in meinem bisherigen Leben machen konnte, einfließen lassen kann", so Heiss. Denn neben seiner Tätigkeit als Musikschulleiter war er stets auch gesellschaftlich engagiert. Er war unter anderem im Gemeinderat und Kreisrat, im Vorstand des Familienbundes der Diozöse Rottenburg-Stuttgart. "Die Gesellschaft muss sich entwickeln", erklärt er sein Engagement. Die neue Aufgabe in Trossingen findet Heiss daher "wahnsinnig reizvoll". Mit Musik wird er in seinem Arbeitsalltag an der Bundesakademie aber wohl weniger zu tun haben. Doch sie soll nicht zu kurz kommen. "Bei mir ist das wie in dem Song ›Music was my first Love‹ von John Miles", erklärt Heiss. "Musik bietet Heimat und sitzt so tief im Menschen drin. Sie ist ein Geschenk, das einem keiner wegnehmen kann." Wer einmal mit dem Musik-Virus infiziert wurde sei, der werde ihn nicht mehr los.

Umzug in eine Vater-Sohn-WG

Darum hat Heiss einen Plan. Zum einen möchte er weiterhin seine beiden Blasorchester leiten. Zum anderen wird er zum Jahreswechsel mit einem seiner vier Kinder zusammenziehen. "Ich gründe eine Vater-Sohn-WG mit meinem Sohn, der in Schwenningen studiert. Er spielt Klavier und Trompete. Ich hoffe, dass sich dort eine Kneipe findet, die uns an den Abenden auftreten lässt."