Premiere: Sommertheater mit Laienschauspieler umgesetzt / Aufführungsorte am und auf dem Neckar

30 Laienschauspieler stehen bei Dietlinde Ellsässers "Die Flößerin" gemeinsam auf der Bühne und sorgen mit der Mischung aus schwäbischem Dialekt, Musik und Humor für Unterhaltung.

Rottenburg. Langsam ist es dunkel geworden im Spitalhof. Auf der Bühne sitzen die Flößer im urigen Wirtshaus "Zum Anker". Das Publikum wird Teil des Stücks, denn der Zuschauerraum könnte direkt zum Gasthaus gehören. Auch die Deko passt zum Thema Wasser: So transportieren kleine Holzfloße die blauen Kerzen auf blauem Untergrund. Da macht es auch nichts aus, dass es regnet. Denn der Regen fügt sich nahtlos in das Thema des Abends ein.

Das Rottenburger Sommertheater "Die Flößerin" spielt am Ende des 19. Jahrhunderts. Damals wurde auf dem Neckar Holz aus dem Schwarzwald bis nach Holland transportiert. Wichtiger Beruf war der des Flößers. Eine Gruppe Flößer betritt singend die erste Bühne hinter der Sankt Moritz Kirche: "Ja wir Flößer, wir sind wilde Kerle. Lass die Sorgen zu Haus, denn wir fahren in die Welt hinaus." Dabei klopfen sie mit langen Stöcken, mit denen sie normalerweise ihre Flöße antreiben, den Rhythmus mit.

Ein Männerberuf also, nicht gemacht für Frauen. Martha Köbele, authentisch gespielt von Dorothee Heilig, ist da anderer Meinung. Nach dem Tod ihres Mannes Lorenz hat sie seinen Betrieb übernommen. "A handeltreibendes Weib, gibt’s da überhaupt a Erlaubnis dafür?", ist sich Gerhard Brüssel als Sebastian Heberle nicht sicher. Er ist der größte Konkurrent der Flößerin. Marthas Tochter Marie, dargestellt von Verena Richter, hat sich derweil in einen Holländer verliebt und ist auf der Suche nach ihm. Am Ende des Schauspiels kommt es natürlich zum Happy End.

Auf der Bühne stehen ausschließlich Laienschauspieler. Von jung bis alt, im breitesten Schwäbisch lassen sie sich ganz auf ihre Rollen ein. Zwischen den humorvollen Szenen und schwäbischen Sprüchen wird es auch kurz politisch. Es geht um die Gleichstellung der Frau. Nicht nur die Flößerin damals hatte zu kämpfen, auch heute gebe es da noch Handlungsbedarf.

Das Stück kommt wie in den Jahren zuvor aus der Feder von Dietlinde Ellsässer. Sie kooperiert mit dem Theater Lindenhof aus Melchingen. Ihr gelingt mit dem Rottenburger Sommertheater eine kurzweilige Mischung aus historischen Fakten und schwäbischem Humor. Abgerundet wird das Ganze durch Musik, Gesang und Tanzeinlagen. "Alles ist im Fluss", wie die Verfasserin selbst sagen würde. Und das passt zur Inszenierung des Theaters und zum Inhalt rund um die Flößerei.

So sind auch die verschiedenen Aufführungsorte am und auf dem Fluss. Die ersten Szenen spielen auf dem St.-Moriz-Platz. Dann geht es für die Zuschauer am Neckar entlang weiter. Dort fügen sich einige Szenen in Stocherkähnen auf dem Wasser in das Ambiente Rottenburgs ein. Der nächste Halt ist die Spitalkelter. Im nachgestellten Wirtshaus "Zum Anker" wird das Publikum selbst zu einem Teil der Szene. Dem schlechten Wetter trotzt es mir bunten Schirmen und Regenjacken. Und zeigt seine Begeisterung am Ende der zweistündigen Aufführung mit tosendem Applaus.