Vereine: Harmonikaclub Ergenzingen wird wahrscheinlich aufgelöst
Ro ttenburg-Ergenzingen . Schluss, aus, vorbei. Wenn nicht noch ein Wunder geschieht, wird sich der 1977 gegründete Harmonikaclub nach 43 Jahren auflösen. Das verkündete die Vereinsvorsitzende Heike Wagensommer bei der Jahreshauptversammlung am Donnerstagabend im Kulturzentrum "Bahnhof".
Von den 66 Mitgliedern, die der Verein derzeit noch hat, waren gerade mal ein Dutzend (aktive) anwesend. Mindestens 50 hätten es aber sein müssen, um den angekündigten Auflösungsbeschluss an diesem Abend fassen zu können. Nun kommt es 29. am Juli bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Gasthof Waldhorn zur finalen Abstimmung, bei der die einfache Mehrheit der anwesenden Mitglieder entscheidet. Auf der Tagesordnung stehen dabei Sonstiges, die Festsetzung eines Liquidators und dessen Vertreter, die Festsetzung des Begünstigten und die Zustimmung zur Vereinsauflösung.
Teile des Vereinsvermögens seien schon verkauft oder eingelagert, so die Vorsitzende, die daran erinnerte, dass man bereits im vergangenen Jahr gewusst habe, dass der Verein unter den gegebenen Voraussetzungen nicht überleben könne. Man habe immer wieder nach Lösungen gesucht, vorübergehend auch gefunden, aber eine wirkliche Zukunftsperspektive eben nicht. Die Akteure hätten vermutlich schon noch eine Zeit lang in die Tasten ihrer Akkordeons gegriffen, aber dann sei auch Corona noch dazwischen gekommen, damit seien auch die letzte Grundlage weg gewesen. "Für mich selbst war die Zeit nach der letzten Jahreshauptversammlung arbeitsreich", so Wagensommer. Die vom Finanzamt geforderte Satzungsänderung habe sie durchgeführt – diese wurde bei der Versammlung auch beschlossen – und primär habe man sich im Vorstand mit der Frage befasst, "wie eine Vereinsauflösung ohne Ärger über die Bühne gehe".
Ansonsten teilte Wagensommer mit, dass das krankheitsbedingt fehlende HCE-Urgestein Egon Prexel vom Dachverband für seine 30-jährigen musikalischen Verdienste mit Urkunde und Ehrennadel ausgezeichnet worden sei. Seitens des Harmonikaclubs warte noch ein Ordner mit Überraschungen auf ihn.
Schriftführerin Susanne Schnierle berichtete über die Auftritte im "Betreuten Wohnen", in der evangelischen Kirche am Buß- und Bettag und bezifferte die Zahl der Mitglieder mit 66. Darunter seien neun Aktive und acht Schüler gewesen. Kassiererin Carmen Baur verwies auf ein kleines Finanzpolster, von dem man hoffe, dass man damit noch über die Runden komme, aber auch davon, dass die Aktiven das eine oder andere Mal gespendet hätten, um die Kasse zu entlasten.
Dirigent Matthias Geis meinte: "Schade dass ich heute meinen letzten Bericht abgebe" und weiter: "Ich danke der Vorstandschaft und mache niemandem einen Vorwurf. Wir waren eben eine sehr kleine Gruppe, hatten keinen Nachwuchs und daher auch keine Perspektive."
Die einstimmige Entlastung oblag Ortschaftsrätin Christa Richter, welche die verhinderte Ortsvorsteherin vertrat und die Grüße und den Dank von Ortschaftsrat und Verwaltung übermittelte. Ergenzingen werde in punkto Kultur, Heimat und Geschichte nun um einen weiteren Punkt ärmer, sagte sie. Den Alt-Akkordeon-Virtuosen Norbert Geis bezeichnete sie dabei als "Gesicht des Vereins". Die Wahlen unter Richters Führung gingen schnell über die Bühne. Alle Amtsinhaber wurden in ihren Ämtern bestätigt.
Einen kleinen Hoffnungsschimmer, dass die Akkordeonmusik nicht ganz aus dem Ergenzinger Leben verschwindet, gibt es allerdings. Denn einige Akteure werden sich auch weiterhin treffen um Musik zu machen, aber eben "aus Spaß an der Freud" und fernab aller Vereinsregularien.