Junge Erwachsene verursachen 70 Prozent aller Unfälle mit Personenschaden / Polizei bemängelt Gurtmoral

Von Daniel Begemann

Rottenburg. Mehr Unfälle mit Verletzten verzeichnet die Verkehrsunfallentwicklung im Regierungsbezirk Tübingen für das Jahr 2011. Die Zahl der Toten sank dagegen leicht.Zwar weist der Bericht einen Rückgang der registrierten Verkehrsunfälle gegenüber dem Vorjahr um einen Prozent auf 42 452 Unfälle vor, jedoch stieg die Zahl der Verletzten. Auch Motorrad- und Fahrradfahrer sowie Fußgänger traf es häufiger als in der Vergangenheit.

Verkehrsunfälle mit Personenschaden gab es im vergangenen Jahr 6142. Dies entspricht einem Anstieg um 5,1 Prozent. Die Zahl der Verkehrstoten sank um 11,9 Prozent auf 104 Tote. Dabei haben 60,6 Prozent der getöteten Verkehrsteilnehmer den Unfall selbst verursacht und setzten sich in 20,5 Prozent der Fälle zudem durch das Nichttragen eines Helmes oder das Nichtanlegen des Sicherheitsgurtes einem erhöhten Risiko aus.

Im besonderen Fokus der Polizei stand die Gruppe der jungen Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 24 Jahren, die an 11,5 Prozent aller Unfälle und gar an einem Drittel der Unfälle mit Personenschaden beteiligt.

Bei Letzteren waren die Jugendlichen in fast 70 Prozent der Unfälle die Verursacher und stellten mit einem Plus von insgesamt 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 35,6 Prozent aller Verkehrstoten.

Noch mehr selbst verursachte Unfälle verzeichnet die Gruppe der Senioren ab 65 Jahren. Im Vergleich zu 2007 nahm die Unfallbeteiligung in dieser Altersgruppe um 20,7 Prozent zu.

Mitverantwortlich für die negative Entwicklung bei Verkehrsunfällen unter Beteiligung motorisierter Zweiradfahrer ist laut Bericht des Regierungsbezirks Tübingen der extrem trockene Winter und das "Jahrhundertfrühjahr", welches eine lange Zweiradsaison begünstigte. Die Gesamtunfallzahl stieg in dieser Gruppe um 24,1 Prozent auf 1,363 und liege somit knapp über dem Drei-Jahres-Durchschnitt zwischen 2007 und 2009.

Ebenfalls einen hohen Anstieg verzeichnen die Fahrradfahrer und Fußgänger mit einem Plus von 20,4 beziehungsweise 6,9 Prozent. Während sich die Zahl der getöteten Radfahrer um 15,4 Prozent und die der tödlich verunglückten Fußgänger um 21,4 Prozent reduzierte, verursachten knapp drei Viertel der Radfahrer und 36,4 Prozent der Fußgänger selbst.

Um sieben Prozent rückläufig war hingegen die Zahl der Lkw-Unfälle. Besonders auffällig sei hierbei, dass in 69,7 Prozent der Fälle eine Eigenverschuldung des Lkw-Fahrers vorliege.

Zu bemängeln war im vergangenen Jahr die "Gurtmoral" der Autofahrer. Insgesamt 3398 Personen seien wegen Nichtanlegens des Sicherheitsgurtes beanstandet worden. Als Hauptunfallursachen galten Vorfahrtsverletzungen, gefolgt von unangepasster Geschwindigkeit, Fehlern beim Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren und mangelnder Verkehrstüchtigkeit. Die Anzahl der Alkoholunfälle sei gegenüber 2010 um 11,1 Prozent und die der Drogenunfälle um 27,9 Prozent gestiegen.

Die Sachschadensunfälle nahmen erstmals seit zwei Jahren um zwei Prozent ab. 56,7 Prozent aller Unfälle seien Bagatellfälle gewesen. Der insgesamt durch Unfälle entstandene volkswirtschaftliche Schaden belaufe sich auf 514,6 Millionen Euro.