Ortsvorsteherin Daniela Quintana Leiva, Vorsitzender der Ortschaftsfraktion "CDU und Unabhängige Bürger" (von links), Reinhold Baur, Vorsitzende der Ortschaftsfraktion "Bürger für Ergenzingen" Renate Holzmann, Staatsministerin Annette Widmann-Mauz, und OB Stephan Neher freuen sich über die Einweihung der Aufzüge am Bahnhof. Foto: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Verkehr: Die neuen Aufzüge werden eingeweiht / Nächster Schritt ist die Nachbesserung des Bahnsteigs

Rottenburg-Ergenzingen. Neben dem historischen Bahn hofsgebäude ragen seit neustem zwei moderne Glastürme in den Himmel. Es handelt sich hierbei um die Aufzüge zur barrierefreien Überquerung der Gleise. Zur Einweihung der neuen Aufzüge hat sich eine kleine Gruppe auf dem Vorplatz des Bahnhofs versammelt.

Eigentlich war zum Abschluss des großen Bauprojektes eine Feier geplant gewesen. Diese musste jedoch abgesagt werden. "Es ist mittlerweile ganze vier Jahre her, dass die Deutsche Bahn beschlossen hat, den Bahnhof hier barrierefrei zu machen", erzählte Staatsministerin Annette Widmann-Mauz. Sie war von Anfang an treibende Kraft hinter den Umbauarbeiten gewesen und begleitete das Projekt durch all seine Tiefpunkte.

Von diesen gab es reichlich, war der Bahnhof doch von Anfang an ein Sorgenkind gewesen. "Bereits nach der ersten Besichtigung wurde klar, dass es sehr schwer sein würde, auf Barrierefreiheit umzustellen." Die ursprüngliche Idee, eine Unterführung zu bauen, erwies sich als nicht umsetzbar und es musste eine neue Lösung gefunden werden.

Diese konnte nur lauten: Aufzüge müssen her. Die Aufzüge sind jedoch ein weitaus größerer Kostenpunkt als eine Unterführung es gewesen wäre. "Da die Deutsche Bahn nur einen Teil der Umbauarbeiten finanziert, war es notwendig, Fördergelder vom Land zu erhalten. Doch der Ergenzinger Bahnhof war nicht im Förderprogramm des Landes eingegliedert. Somit musste Überzeugungsarbeit geleistet werden, um das zu ändern", Annette Widmann-Mauz lachte im Nachhinein über all die Hindernisse. "Es hat zeitweise auch Lieferprobleme gegeben, weshalb eine Zeit lang nicht gebaut werden konnte. Im Winter mussten die Bauarbeiten teilweise ebenfalls pausiert werden."

Doch die Mühen haben sich gelohnt. "Heute ist ein außergewöhnlicher Moment", beschreibt Widmann-Mauz die Situation. Trotz Mundschutz ist ihr Lächeln deutlich zu erkennen. "Ein Standort wie dieser, der täglich etwa 400 Bahnein- und -ausstiege verzeichnet, ist für solche großen Bauprojekte eigentlich nicht vorgesehen. Trotzdem stehen wir heute nun hier."

Paradoxer Zustand

Die Barrierefreiheit macht Hoffnung auf deutliche Veränderungen. "Bisher versuchten Bahnfahrende diesen Bahnhof zu meiden", benannte Oberbürgermeister Stephan Neher die Lage. Es herrschte ein paradoxer Zustand. "Niedere Fahrgastzahlen bedeuten, dass es keine Initiative zu Verbesserungen des Bahnhofes gibt. Keine Verbesserung bedeutet allerdings niedere Fahrgastzahlen." Dieser Widerspruch konnte nun durchbrochen werden.

Als nächstes soll bis Juli 2021 der Bahnsteig nachgebessert werden, sodass er sich ebenerdig zu den Zugeinstiegen befindet. Das Bahnhofsgebäude wurde bereits vor mehreren Jahren renoviert und zu einem Bürgerhaus umgebaut, seit Beginn des Jahres gehört der Standort zum VVS: "Die Attraktivität dieses Bahnhofes wächst, wodurch wir natürlich hoffen, dass in Zukunft noch mehr Leute auf öffentliche Nahverkehrsmittel umsteigen."