Stefan Mappus in Rottenburg: Unter die Zuhörer mischten sich auch Stuttgart21-Gegner. Foto: Baum

Proteste beim Besuch von Stefan Mappus. Nach gut einer Viertelstunde geht Ministerpräsident.

Rottenburg - Pünktlich um 11.15 Uhr fuhr am Donnerstag der große schwarze Bus von Ministerpräsident Stefan Mappus auf den Rottenburger Marktplatz. Erwartet wurde er nicht nur von Freunden – auch die Stuttgart21-Gegner waren da.

Trotz der Demonstranten ließen es sich zahlreiche Bürger, Gemeinderäte und CDU-Anhänger nicht nehmen, Mappus einen gelungenen Empfang in der "guten Stube" Rottenburgs zu bereiten.

Der Ministerpräsident drehte zunächst einmal eine Runde über den Wochenmarkt, nicht ohne hier von den Landwirten reich beschenkt zu werden. Manch einer ließ es sich nicht nehmen, Mappus einen Salatkopf oder etwas Gemüse abzupacken und zu überreichen. Doch auch die Sorgen und Nöte der Verkäufer und der Bürger wurden an das Landesoberhaupt heran getragen.

Proteste verstummten

Begleitet wurde der Besuch des Ministerpräsidenten in der Domstadt von laustarken Protesten der Stuttgart-21-Gegner, die ihrem Unmut sogar per Megafon Luft machten. Auf Transparenten und Plakaten forderten sie den Stopp des milliardenschweren Projektes. OB Stephan Neher versuchte beinahe vergeblich, die Megafon-Durchsagen der Protestanten am Mikrofon zu übertönen. Doch schließlich verstummten die Proteste, und Neher konnte Ministerpräsident Stefan Mappus offiziell begrüßen.

Zuvor trug sich der Ministerpräsident in ein Album der CDU ein und durfte mit Vertretern der Politik mit einem Gläschen Sekt anstoßen. Neher betonte, es gebe eine Fülle von Themen, die die Kommunen und das Land beschäftigen, "es gibt noch andere Themen als Stuttgart 21". Rottenburg beschäftige derzeit ein schwieriges Haushaltsjahr, wobei das kommende Jahr wohl noch schwerer werde als 2010. Er forderte die Landesregierung auf, noch enger mit den Kommunen zusammenzuarbeiten. Themen wie die Kinderbetreuung seien Zukunftsthemen.

Gut ausgebildete Menschen seien für das Land wichtig, hier müsse man bereits bei Kleinkindern anfangen. Rottenburg habe das Ziel, bis 2013 die erforderlichen 34 Prozent an Betreuungsplätzen für unter-Dreijährige zu schaffen, ganz nach dem CDU-Motto "Kurze Beine, kurze Wege". Hier bat Neher um Unterstützung vom Land. "Ein enger Zusammenschluss von Kommunen und Land macht am Ende den Erfolg aus", meinte Neher. Er wies Mappus auch auf die Bauarbeiten beim Bischöflichen Palais hin: "Rottenburg bleibt Diözesanhauptstadt". Dort, wo das Bischöfliche Ordinariat derzeit untergebracht sei, auf dem ehemaligen DHL-Areal, wolle die Stadt Gewerbe ansiedeln, wenn die Kurie ausgezogen ist. Die Stadt habe das Gelände erworben. Diesbezüglich werde die Stadt noch das Gespräch mit dem Wirtschaftsministerium suchen. "Hier können uns die Abgeordneten eventuell Türen öffnen".

Stefan Mappus kam auch zu Wort, nachdem ihm Neher ein Buch über Rottenburg als "Urbs pia" überreicht hatte. Er erklärte, er wolle die zwei Wochen Sommerpause nutzen, um mit den Menschen im Land ins Gespräch zu kommen. "Dialog heißt miteinander reden", betonte Mappus in seiner kurzen Ansprache auf dem Marktplatz.

Man werde bezüglich Stuttgart 21 mit denen zusammentreffen, die das Thema anders sehen. "Es gibt immer ein Pro und Kontra. Ich werbe aber dafür, dass man bei den Fakten bleibt". Ebensowichtig wie Bildung sei eine gute Infrastruktur. "Baden-Württemberg soll gemeinsam mit Bayern weiter an der Spitze der Bundesländer stehen", so Mappus.

Hier seien gute Arbeitsplätze wichtig. Nach gut einer Viertelstunde fuhr Mappus weiter nach Balingen, zur nächsten Station seiner "Sommer-Tour".