Virus: Rottenburger Stadtspitze berichtet dem Gemeinderat über Auswirkungen der Pandemie / Einige Stadträte infiziert

Zu Beginn der jüngsten Gemeinderatssitzung gab Oberbürgermeister Stephan Neher gemeinsam mit der Verwaltungsspitze und dem Ordnungsamt einen Überblick über die Auswirkungen der Corona-Krise auf den städtischen Haushalt und auf die derzeitige Situation in Rottenburg.

Rottenburg. "Bis vor ein paar Wochen hätte man sich Einschränkungen, wie sie derzeit herrschen, nicht vorstellen können", erklärte Oberbürgermeister Neher zu Beginn der Sitzung, die unter strengen Hygiene- und Abstandsregeln erfolgte.

Nur Israel und Deutschland hätten gezeigt, dass man auch souverän mit der Corona-Pandemie umgehen kann. Deutschland sei gut aufgestellt, "und an dieser Stelle danke ich allen, die zusätzlich Dienst leisten."

Vieles habe sich verändert, auch in der Stadt. So gebe es derzeit die Kontaktsperre, es gelte die Maskenpflicht sowie strenge Hygieneregeln. Die Corona-Pandemie habe sich auch auf die Verwaltung ausgewirkt. Die Fallzahlen seien in Rottenburg jedoch mittlerweile gering. "Der Gemeinderat war stark betroffen, hier gab es einige Infizierte", so Neher.

In Rottenburg gab es bislang insgesamt 249 Fälle von Corona-Infizierten, neun Menschen seien an der Virusinfektion gestorben. Ab dem 4. April habe es einen deutlichen Rückgang der Neuinfizierten gegeben. Dies zeige, dass die angeordneten Maßnahmen wirkten. Der Altersdurchschnitt der Corona-Infizierten liege bei 52 Jahren. Bei den 40- bis 55-Jährigen habe es die größte Anzahl an Corona-Erkrankungen gegeben.

Während der Corona-Krise wurde in Rottenburg eine Nachbarschaftshilfe aufgebaut. Hierauf wurde in mehreren Veröffentlichungen hingewiesen. Oberbürgermeister Stephan Neher schrieb einen Brief an alle Senioren in der Stadt, der über die Seniorenkreise und den Bezirksseniorenrat gestreut wurde. Den Quarantäne-Bescheiden liegt mittlerweile ein Info-Flyer bei, der auf die Nachbarschaftshilfe hinweist.

80 Ehrenamtliche sind in der Nachbarschaftshilfe registriert, 40 Hilfesuchende haben sich bislang gemeldet und Hilfe in Anspruch genommen. "Auch in den Ortschaften funktioniert die Nachbarschaftshilfe hervorragend", so Neher. Einige der Ehrenamtlichen nähen auch Alltagsmasken. Es gab auch Stoff- und Materialspenden. Bislang gibt es 60 fertige Alltagsmasken.

Das Rottenburger Rathaus war bis Mitte März geöffnet, nun muss man sich anmelden und kommt über eine neue Pforte ins Rathaus. Vor der Pforte wurde ein Zeltdach aufgestellt. Die städtischen Mitarbeiter wurden und werden mit Masken ausgestattet, so Neher. Zudem werden Desinfektionsmittel bereit gestellt.

Etliche Mitarbeiter der Stadt arbeiten derzeit im Home-Office. "Wir haben nun mehr Home-Office-Arbeitsplätze zur Verfügung gestellt", erklärte Hauptamtsleiterin Sylvia Seeliger. Eine höhere Internetbandbreite wurde für das Rathaus beantragt, zudem arbeite man derzeit an einer Lösung für Video-Konferenzen. Ab dem 6. Mai hat das Rathaus wieder auf, man kann es aber nur mit einer Gesichtsmaske betreten. Vorab muss ein Termin vereinbart werden, es gibt eine Zutrittskontrolle.

Die städtischen Schulen sind laut Hochbauamtsleiter Markus Gärtner gut auf einen Schulstart vorbereitet, es gibt genügend Desinfektionsmittel und auch Masken. Die Stadt stattet die Schulsekretärinnen und auch die Hausmeister mit Gesichtsmasken aus.

Die Maskenpflicht beim Einkaufen in der Stadt sowie die Abstandsregeln und das Kontaktverbot werden von der Polizei und dem Ordnungsamt streng kontrolliert. Die Gastronomie bietet häufig einen Außer-Haus-Verkauf an. Insgesamt wurden bislang 38 Verstöße mit Bußgeldern geahndet.

Kämmerer Berthold Meßmer informierte über die finanziellen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Stadt. 300 000 Euro entgehen der Stadt monatlich für Gebühren der Kitas und Schulen. Vom Land bekam die Stadt 283 000 Euro Soforthilfe. Zehntscheuer- und Mehrzweckhallen-Mieten summieren sich auf entgangene 60 000 Euro pro Quartal. Meßmer erklärte, dass die Stadt pro Monat 500 000 Euro aufgrund der Corona-Pandemie und ihrer Folgekosten verliert.

Gewerbesteuereinnahmen mussten angepasst werden, das Finanzamt passt derzeit auch bereits das Jahr 2021 an. Dennoch könne derzeit keiner genau sagen, wie sich die Corona-Krise finanziell auf die Stadt auswirken werde. Bei der Mai-Steuerschätzung erwartet die Stadt einen Rückgang von 6,3 Prozent. "Ende Mai, Anfang Juni haben wir dann Sicherheit, was die Zahlen betrifft", erklärte Meßmer. Auch die regionale Wirtschaft sei hart von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen.