Bischof Gebhard Fürst (Mitte) beim Besuch einer Schule in Erbil Foto: Diözese Rottenburg-Stuttgart Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Bischof Gebhard Fürst auf Informationsreise im Nordirak / Gespräche über künftige Hilfsprojekte

Rottenburg/Erbil. Staubige Straßen , die von einem halbzerstörten Dorf zum nächsten führen, zerschossene Häuser, geschändete Kirchen und Friedhöfe, Schützengräben, verlassene Felder – der sogenannte Islamische Staat hat in der Ninive-Ebene seine Spuren hinterlassen.

Der Rottenburger Bischof Gebhard Fürst, zu dessen Besuchsprogramm in Erbil und der Ninive-Ebene dieser Tage auch der Gottesdienst der Kreuzerhöhung in der Kathedrale von Ankawa zählte, zeigte sich tief beeindruckt: "Es ist unglaublich ermutigend zu sehen, wie die chaldäischen Christen trotz sehr schwieriger Umstände ihren Glauben kraftvoll leben." Beim Gottesdienst der Kreuzerhöhung reichten die Plätze kaum, um alle Generationen in der Kathedrale aufnehmen zu können.

Da speziell für die bedrohten Christen im Nordirak relativ viele Einzelspenden bei der Diözese Rottenburg-Stuttgart auflaufen, nutzte Heinz Detlef Stäps den Besuch in Erbil auch, um mit dem dortigen Erzbischof Bashar Warda über künftige Hilfsprojekte zu sprechen.

Der 49-Jährige ist für viele seiner Kirchenmitglieder ein Fels in der Brandung. Um die Menschen in der Heimat zu halten, weiß Warda, bedarf es vor allem vier Dinge: "Häuser, Schulen, Jobs und dann die Kirchen, in dieser Reihenfolge." Der Erzbischof ist deshalb pausenlos im Einsatz, um die Bewohner zum Bleiben zu motivieren, Geldgeber für Hilfsprojekte im Ausland zu finden und diese ins Laufen zu bringen.

Vier Schulen hat die Erzdiözese Erbil inzwischen vom Staat lizenziert bekommen, außerdem eine Universität und direkt gegenüber der Kathedrale in Ankawa soll im Januar 2019 das Mariam-Hospital mit 50 Betten eröffnen und insgesamt 130 Menschen einen Arbeitsplatz geben. Ursprünglich war das Gebäude einmal als Einkaufszentrum konzipiert, die vergangenen Jahre stand es jedoch leer.

Auch wenn zwei Drittel der ursprünglich über eine Million Christen im Irak seit 2003 das Land verlassen haben – es gibt auch Geschichten, die Erzbischof Warda Hoffnung machen. Die von Saveen Oshana und seiner Frau Ban Isaqi zum Beispiel: Die beiden 29-Jährigen haben miteinander an der Universität von Brisbane (Australien) Gesundheitsmanagement studiert und sich trotz lukrativer Jobangebote nach dem Master-Abschluss dort zur Rückkehr nach Erbil entschlossen. "Wir wollen lieber in der Heimat leben, bei unseren Familien und Freunden", sagt Saveen, der künftig das Mariam-Hospital managen soll.

Das Motto des Erzbischofes für die Zukunft steht für Dynamik: "Thrival – not survival". Blühendes Gemeinwesen statt schierem Überleben. Auch in den Dörfern der Ninive-Ebene keimt an vielen Stellen zarte Hoffnung auf. In Tellsqof, das mehr als zwei Jahre IS-Terror hinter sich hat, zeigt Pfarrer Salar stolz seine wiederaufgebaute Kirche. Einen Steinwurf entfernt entsteht gerade in Eigenarbeit ein Jugendzentrum, einige der früheren Bewohner sind inzwischen in ihre Häuser zurück gekehrt.

Um die, die noch da sind in Erbil, Ankawa, Tellsqof, Alqosh und den anderen Dörfern will Erzbischof Warda weiter kämpfen: "Wir Chaldäer sind im Übergang von einer etablierten Kirche im Irak zu einer missionarischen Kirche, die über die ganze Welt zerstreut ist. Aber wir sind sehr stark im Glauben."