Bürger formierten sich am Samstag bei einem Aktionstag zu dem Schriftzug "Kein Galgenfeld". Foto: Baum

Großer Aktionstag gegen das geplante Gewerbegebiet Galgenfeld. Protest und Diskussion.

Rottenburg-Kiebingen - Rund 200 Bürger fanden sich am Samstagvormittag auf dem Areal des geplanten Gewerbegebietes Galgenfeld ein, um gegen die Planungen der Stadt Rottenburg zu demonstrieren.

Von städtischer Seite war kein Vertreter der Bürgermeisterriege da – dies führte zu Unmut bei einigen Anwesenden. Aus dem Gemeinderat waren Alfons Heberle (Freie Bürger/FDP) sowie Emmanuel Peter (Linke) gekommen. Die anderen Parteien glänzten mit Abwesenheit. Neben Kiebingsens Ortsvorsteher Thomas Stopper waren fast alle Ortschaftsräte und Ortschaftsrätinnen aus Kiebingen anwesend, und auch Kiebingens ehemalige Ortsvorsteherin Elisabeth Schröder-Kappus war zum Aktionstag aufs Galgenfeld gekommen. Begrüßt wurden die rund 200 Aktivisten von Ortschaftsratsmitglied Stefan Schwab (Frischer Wind und Unabhängige Wählervereinigung).

Schwab betonte, dass das Aktionsbündnis mit der Protestaktion ein Zeichen setzen wolle gegen die städtischen Planungen zum Gewerbegebiet Galgenfeld. Zum einen gelte es, die unbebaute Landschaft zu schützen, zudem soll das Galgenfeld mit seinen 23 Hektar Fläche ein regionaler Grünzug und Naherholungsgebiet bleiben. Schwab hob den Natur- und Gewässerschutz hervor, auch seien die Aspekte Landschaftsschutz und Schutz der Tier- und Pflanzenwelt wichtig. "Wir wollen kein Gewerbegebiet Galgenfeld", so der Tenor der Veranstaltung. Momentan werden die 23 Hektar Fläche im Galgenfeld landwirtschaftlich genutzt. Feldlerchen haben hier ihren Nischenort, ebenso der Dachs und andere seltene Tierarten. Die Feldlerche etwa kommt nur auf landwirtschaftlich extensiv genutzten Flächen vor, erklärte Schwab.

Dietmar Lipkow vom Aktionsbündnis gegen das Galgenfeld erklärte, dass beinahe 1000 Unterschriften von Bürgern gesammelt werden konnten. 2000 bis 3000 Unterschriften werden für ein Bürgerbegehren gebraucht. Das Aktionsbündnis sei zuversichtlich, dass diese Zahl demnächst erreicht sein wird. Im Regionalplan des Regionalverbandes Neckar-Alb ist das Galgenfeld als wichtige Kaltluftschneise und regionaler Grünzug verankert. Flächen für Gewerbe sind laut Regionalplan die Obere Äneshalde Richtung Seebronn sowie das Obere Feld, ebenfalls Richtung Seebronn. Hier könnte auch laut der ehemaligen Kiebinger Ortsvorsteherin Elisabeth Schröder-Kappus Gewerbe angesiedelt werden.

Vor zehn Jahren sei über Gewerbegebiete im Gemeinderat beraten worden, damals seien die Äneshalde und das Obere feld favorisiert und das Galgenfeld verworfen worden. Dies, da es hierzu gute Alternativen gibt. Sie kritisierte, dass die Stadt nicht die Äneshalde und das Obere Feld weiter untersucht, sondern nun Untersuchungen zur Eignung des Galgenfeldes erarbeiten lässt. Es sei schon so, dass Rottenburg Auspendlerstadt sei, "aber nicht jeder wird im Galgenfeld arbeiten." Viele Bürger würden in Tübingen arbeiten, was sich durch das Galgenfeld nicht ändern werde. Emmanuel Peter als Stadtrat der Linken erklärte, er sei nun seit sechs Jahren im Gemeinderat. Vor Weihnachten habe es eine Klausurtagung gegeben, bei der Wohnen und Arbeiten in Rottenburg im Mittelpunkt stand. "Es waren längst nicht alle Gemeinderäte für den Gewerbestandort Galgenfeld", so Peter.

Emmanuel Peter betonte, dass Rottenburg dringend eine Gesamtplanung und ein Gesamtkonzept für Gewerbegebiete brauche. Hier müssten auch das Gewerbegebiet Ergenzingen-Ost sowie die Gewerbegebiete der Teilorte einbezogen werden. Es sei der falsche Weg, nur das nicht im Regionalplan verankerte Galgenfeld zu favorisieren. Es sei auch nicht richtig, ein Gewerbegebiet einfach aus dem Boden stampfen zu wollen.

Eine Kiebinger Bürgerin betonte, dass es unvorstellbar sei, dass der Stadt zwei Gutachten vorlägen, die besagen, dass ein Gewerbegebiet im Galgenfeld nicht machbar sei, und trotzdem Planungen forciert würden. "Das ist reine Geldverschwendung", sagt Sigrun Bachmann. Nun werde noch ein drittes Gutachten in Auftrag gegeben, um "das Galgenfeld durchzudrücken". Die Frischluftzufuhr und Kaltluftschneise sei ein wichtiger Aspekt, zudem sei das Galgenfeld Naherholungsraum und eine schöne Landschaft, die man erhalten sollte. Zum Abschluss wurde ein Plakat "Kein Gewerbegebiet Galgenfeld" gehisst, zudem formierten sich die Bürger zu einem Schriftzug "Kein Galgenfeld."