Patrick Nagel und Marco Truffner sorgten beim Publikum mit ihren Blau-Gedichten für viel Begeisterung. Foto: Schwarzwälder Bote

Mundart: Patrick Nagel und Marco Truffner überzeugen das Publikum beim "Sieba Schwoba"-Abend

Ein vielversprechender Abend kündigte sich unter dem Motto "Sieba Schwoba" an, dazu hatte der Verein Schwäbische Mundart eingeladen.

Rottenburg. In der Zehntscheuer fanden sich knapp 100 Zuschauer ein, voller Vorfreude auf das Programm. Absolute Stars und Publikumslieblinge waren an diesem Abend Patrick Nagel und Marco Truffner. Die beiden Jungs rezipierten Blau-Gedichte mit Inbrunst und Leidenschaft. Mimik, Körperhaltung und Bewegungen waren so perfekt, dass sich mancher Künstler daran ein Beispiel nehmen könnte. Sie verkündeten aus vollem Herzen: "Wär i koi Raudeburger, tät i an Schdugerdr sei." Die Höhepunkte waren die "Bürgerwacht" und "dr Necker" sowie "Bahnwärter-Häusle" und das "Bächle". Viel Text, viele Situationen, die beiden meisterten es so grandios, dass sie verdienten offenen Applaus bekamen. Zugabe(n) wurden gefordert, die "Bürgerwacht" kam noch mal in voller Länge – die Zuhörer hätte es noch gerne mehrfach angehört und wären immer noch begeistert gewesen.

Marion Kinzig plauderte liebenswert über Kinderabenteuer, ging dann auch auf ihren Sebastian-Blau-Preis "Richtiger Mut" ein, zum Abschluss kamen Passagen aus ihrem neuen Buch: "Träume sind Schäume." 

Wolfgang Heyer betrat die Bühne, Wolfgang Wulz, der die Moderation hatte, erklärte locker: Er ist ein Poetry-Slammer. Viele im Publikum machten große Augen, manche zückten sofort ihr Handy, um nachzuschauen, was es mit dieser Begrifflichkeit auf sich hat. Also, im Schwäbischen ist ein Poetry-Slammer "einer, der zeitgemäß bei einem modernen Dichterwettstreit – siehe Schiller oder Goethe, Menschen von sich und seinem Thema begeistern kann". Ein Feuerwerk an Ideen prasselte auf das Publikum herab, zügig, knallig, durchdacht, wie sich zum Beispiel in den Sprachen Russisch, Chinesisch, Thailändisch, Französisch und Englisch "saubere schwäbische Wörter oder Aussprachen" finden. Für manche Gäste ging es viel zu schnell, seine Logik zu verstehen. Einen großen Applaus erhielt er für seine schwabentypische Anfrage, auf den Knien: "Dätsch me heirate, wenn i di frage däd?" Ein Künstler, auf dem besten Weg "a richtiger Schwob" zu werden, mit neuen Plänen, viel Engagement, Ideen und "a ma pfiffige Köpfle". Ist so ein Abend noch zu toppen? Ja, mit der ältesten "Boygroup im Ländle". Das Brock-Terzett mischte den Abend so richtig auf. Die Künstler, auf den Bühnen der Welt zu Hause, hatten in ihre Trick-Kiste gegriffen. Es gab nicht nur hervorragende Texte angelehnt an moderne Schlager, sie hatten zwischen jedem Lied "no a Gschichtle oder an Sketch" eingebaut. Alles hat gepasst.

Fürs das leibliche Wohl sorgten Andreas Müller mit seinen jungen Männern vom Förderverein Sport- und Mehrzweckhalle Bad Niedernau, "also langed zu", so Wolfgang Wulz. Ein wunderschöner Abend für alle Schwaben und Reigschmeckte.