Bischof Gebhard Fürst spricht in der Krönungskirche. Anlässlich seines Besuchs wird die Veranstaltung von der Krypta in die Oberkirche verlegt. Foto: Schwarzwälder Bote

Glaube: Gebhard Fürst bezieht Position gegen Sarkasmus, Rücksichtslosigkeit und Hass bei Montagsgebet

Vor rund 350 Besuchern hatte Gebhard Fürst am Montagabend in der Oberkirche der Liebfrauenhöhe über Demokratie und Partizipation gesprochen.

Rottenburg-Ergenzingen. Das Eintreten für eine solidarische und demokratische Gemeinschaft ist für Christen das Gebot der Stunde. Eine solche Haltung sei heute umso bedeutsamer und drängender, als dass sich die Demokratie in ihrer schwersten Krise seit 1945 befindet, sagte Gebhard Fürst, Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, zu Wochenbeginn anlässlich seines Vortrags in der Reihe "Politische Montagsgebete" in Ergenzingen.

"Das Christentum ist keine Wellnessveranstaltung zur Erzeugung bloßer privater Glücksgefühle", betonte der Bischof vor den rund 350 Besuchern. "Es ist der biblische Auftrag, die Erde zu bebauen und die Welt zu gestalten. Das Reich Gottes, seinen Frieden und seine Gerechtigkeit nicht erst im Jenseits zu erwarten, sondern schon hier damit anzufangen." Doch autoritäres Denken, das wider dem demokratischen Interessensausgleich einen vermeintlichen Volkswillen beschwört, sei auf dem Vormarsch, bedauerte Fürst und kritisierte eine, wie er festhielt, "populistische Grundstimmung im Land": "Die großen und kleinen Vereinfacher und Verführer sind unterwegs", sagte er.

Die Kommunikation mit Menschen außerhalb der eigenen Filterblase werde zunehmend vermieden und die Zunahme von Rassismus und Antisemitismus seien die Folge. Entwicklungen, die zum Anschlag auf die Synagoge in Halle, zum Mord am Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke sowie zu den Schüssen und der Todesdrohung gegen den Hallenser SPD-Bundestagsabgeordneten Karamba Diaby geführt hätten.  

Demokratie und Christentum sind verbunden

Bischof Fürst verwies darauf, dass Demokratie und Christentum zusammengehören. Das Christentum und die christliche Soziallehre lieferten die Basis für den Gedanken universal geltender Menschenrechte und für eine soziale Politik. Es müsse so zum Erkennungszeichen von Christen werden, sich klar gegen Sarkasmus, Rücksichtslosigkeit und Hass zu stellen. "So werden Christinnen und Christen in der Welt erkennbar und so können sie diese durch ihre Haltung bereichern", sagte der Bischof.