Rottenburgs OB Stephan Neher will 53 in Seenot geratene Flüchtlinge des Rettungsschiffs "Sea-Watch 3" aufnehmen. Foto: dpa

Stephan Neher bekräftigt Bereitschaft zur Aufnahme von Geflüchteten der "Sea-Watch 3". Mit Kommenar

Rottenburg/Berlin - Die internationale Bewegung "Seebrücke" hat sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlingen in Seenot zu helfen und ihnen eine Bleibeperspektive zu ermöglichen. Dafür erhält die Organisation reichlich Unterstützung von bis zu 60 Städten bundesweit. Doch es gibt nun 13 Städte, die diese Unterstützung vertiefen wollen – zum Beispiel Rottenburg (Kreis Tübingen).

Zusammen mit zwölf weiteren Städten, darunter auch Freiburg und Heidelberg, hat die Neckarstadt bei einem Kongress der Initiative "Seebrücke" das Bündnis "Städte Sicherer Häfen" gegründet und damit die Bereitschaft zur zusätzlichen Aufnahme von Geflüchteten aus dem Mittelmeer bekräftigt. Zu den restlichen Mitbegründern gehören die Städte Berlin, Detmold, Flensburg, Greifswald, Hildesheim, Kiel, Krefeld, Marburg, Potsdam, und Rostock.

Rottenburgs Oberbürgermeister Stephan Neher (CDU) reicht die Bereitschaft allein aber nicht aus – er wird gleich konkret und will 53 in Seenot geratene Flüchtlinge des Rettungsschiffs "Sea-Watch 3" aufnehmen. "Wenn man es ernst meint, muss man auch das Angebot machen", sagte Neher am Freitag. "Wenn es darauf ankommt, rufe ich nachher einen Busunternehmer in meiner Stadt an, der fährt dann nach Italien und holt die Menschen ab." Die "Sea-Watch" hatte die Migranten am Mittwoch vor Libyen aus Seenot gerettet, darunter zwei Babys.

Aber wann sollen die Flüchtlinge kommen? "Das ist noch ungeklärt. Damit die Flüchtlinge nach Deutschland kommen können, braucht es die Genehmigung des Innenministeriums. Unsere Forderung ist es, dass wir als Kommunen die generelle Erlaubnis bekommen, solche Flüchtlinge aufzunehmen. Das sehen wir als Zeichen der Solidarität – übrigens auch Italien gegenüber –, dass sie nicht alleingelassen werden. Und dass die Flüchtlinge die Chance bekommen, in Deutschland ein ordnungsgemäßes Asylverfahren zu durchlaufen", sagte OB Neher unserer Zeitung. Man habe die Zusage vom Innenministerium, dass es mit den Kommunen ins Gespräch kommen will.

Hoch erfreut äußerte sich auch Maura Magne von der Bewegung "Seebrücke": Man freue sich sehr über die große Unterstützung, und "wir hoffen, dass viele der weiteren 60 Städte sich dem Bündnis zeitnah anschließen werden".

Kommentar: Respekt!

Von Cornelius Eyckeler

Hut ab, Stephan Neher. Den Worten des Rottenburger Oberbürgermeisters muss man Respekt zollen. In der Flüchtlingskrise prescht er nach vorne und kündigt an, rund 50 im Mittelmeer in Seenot geratene Flüchtlinge in der Neckarstadt aufzunehmen. Notfalls wolle er sie mit einem Busunternehmen aus seiner Stadt herholen lassen, sagt der CDU-Politiker. Damit legt er ein beispielloses humanitäres Verständnis an den Tag. Gleichzeitig setzt er ein klares Zeichen gegen die menschenverachtende Politik von Italiens Innenminister Matteo Salvini, der die Rettung von Menschen in Not unter Strafe stellt. Zu hoffen ist nun, dass diesen Worten auch Taten folgen. Gewiss: Dass in manchen Fällen Politiker nicht alles erfüllen (können), was sie versprechen, ist bekannt. Doch ist dieses ernste Thema wahrlich nicht geeignet, um den Mund unüberlegt zu voll zu nehmen.