Der VdK setzt sich dafür ein, den "behindertenfeindlichsten Bahnhof Deutschlands" barrierefrei zu gestalten. Foto: Archiv: Ranft

"Der behindertenfeindlichste Bahnhof Deutschlands": Ortsverband Ergenzingen/Eckenweiler/Baisingen setzt sich für Behinderte ein.

Rottenburg-Ergenzingen - Bei Kaffee und Kuchen hielt am Donnerstagnachmittag der VdK- Ortsverband Ergenzingen/Eckenweiler/Baisingen seine Hauptversammlung ab. Dazu konnte Vorsitzender Lothar Gugel eine stattliche Zahl von Mitgliedern willkommen heißen. In seinem umfangreichen Jahresbericht stellte Gugel zunächst das Wichtigste ins Zentrum. Man vertrete die die sozialpolitischen Interessen der Mitglieder gegenüber der Öffentlichkeit auf Ortsverbandsebene.

Besonderen Aktivitäten entwickelt habe man seitens des VdK den "in ganz Deutschland behindertenfeindlichsten Bahnhof in Ergenzingen" betreffend. Es habe Interventionen bei der Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Verena Bentele, aber auch bei Landesverkehrsminister Winfried Hermann gegeben, mit der Bitte, den Paragrafen 52 zur Gleichstellung behinderter Menschen anzuwenden und die Bahn zu veranlassen, Programme zur barrierefreien Gestaltung ihrer Anlagen und Fahrzeugen zu erstellen und umzusetzen.

Laut einer Antwort der Deutschen Bahn AG solle in diesem Jahr mit der Planung begonnen werden. Wann diese dann umgesetzt werde, stehe derzeit allerdings noch in den Sternen. Bestandteil der Maßnahme sei die Aufhöhung der Bahnsteige um 76 Zentimeter über Schienenoberkante.

Derzeit sei die Situation aber noch so, dass man bei der Station Ergenzingen noch unterhalb der dringend erforderlichen eintausend Ein- und Aussteiger liege. Den Grund dafür lieferte Gugel gleich mit: "Wenn man bedenkt, dass dieser unmögliche Schienenübergang in Ergenzingen in unserer modernen, industrialisierten Welt von vielen Bahnkunden genutzt werden soll, dann braucht man sich nicht wundern, dass die Bahnkunden gleich in Bondorf einsteigen und die Annehmlichkeiten des VVS in Anspruch nehmen", so Gugel.

Der Vorsitzende sah seinen Ortsverband jedenfalls als Vordenker für den gesamten VdK in Deutschland. So habe der VdK Deutschland bei seiner Berliner Pressekonferenz im Januar die Kampagne ausgegeben "weg mit den Barrieren". Bereits 2009 habe Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention unterzeichnet und sich damit verpflichtet, die gesetzlichen Voraussetzungen für ein gleichberechtigtes, inklusives Zusammenleben zu schaffen. Der Gesetzgeber gehe das Thema allerdings nur sehr zögerlich an. Nun wolle man mit der VdK-Kampagne die Probleme Behinderter in die Öffentlichkeit tragen. Gugel sagte: "Der Gesetzgeber müsse die Bahn dazu zwingen, alle Bahnstationen barrierefrei auszubauen."

Das Ergenzinger Rathauses soll in allen Geschossen barrierefrei werden

Ortsvorsteher Reinhold Baur sah das in etwa genau so: "Die Bahn muss gezwungen werden, die bisherige Regelung der Barrierefreiheit nur bei über eintausend Ein- und Aussteigern aufzugeben." Nachdem Nagold zurückgezogen habe, sei auch der einst angedachte S-Bahn-Haltepunkt Ergenzingen derzeit kein Thema, so Baur. Man könne aber durchaus an einer einfachen und wirkungsvollen Maßnahme arbeiten, Ergenzingen per Bus an den VVS anzubinden.

Den Umbau des Ergenzinger Rathauses betreffend stellte Baur Barrierefreiheit für alle Geschosse in Aussicht. Bei so viel Bahn und Barrierefreiheit geriet das kleine Minus, welches Kassiererin Elsbeth Dengler zu vermelden hatte, zur Makkulatur. Jedenfalls, so Ortsvorsteher Reinhold Baur, sei der Kassenbestand des örtlichen VdK besser als der von Griechenland.