Arbeitswelt: Karrierewerkstatt findet enorme Nachfrage / Flüchtlinge und Migranten werden in Einzelgesprächen beraten

Rottenburg. Flüchtlingen und Migranten soll in Rottenburg eine umfangreiche Berufsberatung zur Verfügung stehen sowie Unterstützung bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Arbeitsplatz. Um dies zu ermöglichen, wurde die Karrierewerkstatt gegründet. Ihr Angebot erfreut sich einer starken Nachfrage. Erfolge konnten auch bereits erzielt werden. Das war Thema im Integrationsbeirat.

Seit Januar 2019 besteht die Karrierewerkstatt auf dem DHL-Gelände in Rottenburg schon. Sie ist ein Ort der Information und Begegnung. "Es gibt bei uns keine Hürden oder Sanktionen, wie man sie von Behörden kennt. Darum vertrauen sich die Leute uns an", erklärt Wolfang Jüngling, Flüchtlingsbeauftragter der Stadt Rottenburg. Normalerweise bietet die Karrierewerkstatt zwei Mal im Monat offene Treffen an. Diese müssen aktuell leider ausfallen. Individuelle Einzelcoachings finden jedoch nach wie vor statt. "Wir unterhalten uns eben elektronisch per Telefon, Whats-App, Skype, E-Mail und was es sonst noch gibt." Jüngling macht deutlich, dass sie sich voll und ganz für ihre Klienten einsetzen.

Einer der Gründe, weshalb das Angebot so beliebt ist. "Die Tatsache, dass wir nicht als Behörde auftreten, ist ein großer Pluspunkt und zieht Interessenten an", erklärt Jüngling. Die Karrierewerkstatt könne sich verstärkt auf das Individuum fokussieren. So werde etwa dafür gesorgt, dass statt standardisierten Bewerbungen persönliche Anschreiben verfasst werden. Das ist für den Flüchtlingsbeauftragten ein wichtiger Aspekt. "Wir wollen unseren Teilnehmern die Arbeit auch nicht abnehmen, sondern einen Lerneffekt erzielen."

Entscheidet sich eine Person dafür, die kostenlose Unterstützung in Anspruch nehmen zu wollen, trifft sie auf Sabrina Miller, die fachliche Leitung und zugleich Ansprechpartnerin. Sie kümmert sich vom ersten Schritt, der Prüfung und Einschätzung der Gesamtsituation, bis hin zur Arbeitsfindung um alles. Das bietet einen entscheidenden Vorteil, findet Jüngling: "Somit müssen wir die Menschen nicht von einer Stelle zur nächsten schicken, weil es verschiedene Zuständigkeiten gibt." Miller sei ein großer Gewinn für die das Projekt. "Sie ist gut vernetzt und findet darum meist schnell den richtigen Platz für die betreffende Person."

Die Nachfrage ist enorm. Alleine im Zeitraum von Januar bis Mai dieses Jahres haben 183 Einzeltermine stattgefunden. "Und das, obwohl wir durch Corona schon länger die offenen Treffen absagen müssen, in welchen wir stets Werbung für die Einzeltreffen gemacht haben", unterstreicht Jüngling. Im Vergleich: Während des gesamten Jahres 2019, als das Projekt noch in den Kinderschuhen steckte, fanden gerade einmal 103 Einzeltermine statt.

Zukunft noch unklar

Aktuell finden neben dem Einzelcoaching auch wieder Treffen im Garten der Begegnung statt. Jeden zweiten Freitag kommen dort Hauptsächlich diejenigen zusammen, die dort eine Grünfläche bewirtschaften. Die Hoffnung besteht jedoch, dass sich die Einschränkungen in den kommenden Wochen mehr und mehr aufheben werden.

Wie die Zukunft für das Programm aussieht ist nicht ganz klar. "Eigentlich ist die Karrierewerkstatt als unbefristetes Projekt geplant, aber das kommt ganz darauf an, ob die Geldmittel stabil bleiben. Wir haben die finanziellen Mittel für den Haushalt 2021 bei der Stadt bereits beantragt, jetzt muss der Antrag nur noch bestätigt werden." Jüngling wendet sich mit einer Bitte an den Integrationsbeirat: "Wie Sie sehen, macht unser Projekt aus Hilfsempfängern selbstbestimmte Einzahler und gibt ihnen somit einen Platz in der Gesellschaft. Es ist wichtig, dass wir diese Arbeit fortführen können. Bitte setzen Sie sich dafür ein."