Zu Besuch bei der Rettungshundestaffel in Tübingen: Eva Schäffer (von links), Raphaela Schuh und Cordula Eck berichten über ihre Arbeit. Der linke Hund ist Nelis, rechts ist Marlie, ein Mischling.Foto: Meinert Foto: Schwarzwälder Bote

Tiere: Besuch beim Training der Rettungshundeeinheit: Die Aufgabe lautet Trümmersuche

Zu Besuch bei der Rettungshundestaffel Kreis Tübingen, die Gruppe besteht aus etwa 20 Hunden und einem guten Dutzend Hundehalter. Sie trifft sich jede Woche – an diesem kalten Herbsttag auf einem Gelände vor den Toren Tübingens.

Tübingen. Gut ein halbes Dutzend Hunde springen wild umeinander, veranstalten ein munteres Gebell. Nach kurzer Begrüßung geht es an die Arbeit, die erste Trainingseinheit heißt Trümmersuche. Die Hunde müssen einen Menschen ausfindig machen, der sich in einer alten Holzhütte versteckt hält.

Als Erster ist Nelis dran, ein aufgeweckter holländischer Hütehund mit dunklem, krausen Fell. Nelis rennt aufgeregt umher, wittert "sein" Objekt, doch so punktgenau lokalisieren kann er es zunächst nicht. Trümmersuche ist nicht einfach.

Nelis, der Hund, der gerade die Übung Trümmersuche absolviert, gehört Cordula Eck. "Ich bin mit Hunden aufgewachsen", erzählt die 48-jährige Lehrerin. Sie sei schon vor Jahren zur Hundestaffel gekommen, "weil ich einfach den Wunsch hatte, mit meinen Hunden etwas Sinnvolles zu machen". Ganz ähnlich sehen das Raphaela Schuh, eine Polizeibeamtin, und Eva Schäffer, ebenfalls Grundschullehrerin. Man wolle mit den Hunden nicht nur spielen oder spazieren gehen, sondern "auch etwas Vernünftiges unternehmen".

Dass der Weg zum ausgebildeten Rettungshund nicht einfach ist, wissen die drei Hundeführerinnen nur zu gut – die Einsätze sind vielfältig, das Training ebenso. Zwei bis drei Jahre dauert die Ausbildung, auch die Ausbilder arbeiten wie die Hundeführer alle ehrenamtlich, trainiert wird wenn es irgend geht jede Woche. "Jedes Jahr müssen Hund und Hundeführer eine Prüfung ablegen", so Eck.

Rund 1300 Menschen werden in Baden-Württemberg durchschnittlich pro Jahr vermisst. "Zumeist handelt es sich um alte, demente Personen und Suizide", sagt Eck. Es komme vor, dass die Hundestaffel zwei Mal die Woche ausrücken muss. "Man muss mit den Hunden immer dranbleiben, das Training auf dem Stand halten", meint ihre Kollegin Raphaela Schuh. Keinesfalls dürfe man stets im selben Gelände trainieren, "sonst würden sich die Tiere an den Ort gewöhnen, das darf natürlich nicht sein."

Am häufigsten gibt es Einsätze, bei denen die Hunde vermisste Personen suchen

Die Rettungsstaffel unterscheidet drei verschiedene Einsätze, die von Hund und Hundeführer besondere Fähigkeiten verlangen: Flächensuche, Trümmersuche und Mantrailing. Am häufigsten kommt es zur Flächensuche. Es gilt vermisste Personen aufzuspüren, meist in größeren Waldstücken oder in unwegsamem Gelände.

"Der Hund muss gut gehorchen, er darf sich nicht ablenken lassen, etwa durch Wild", so Eva Schäffer. "Er muss sich auch dahin schicken lassen, wo wir ihn haben wollen." Es komme nicht selten vor, dass bei einem Einsatz mit fünf bis zehn Hunden ausgerückt wird.

Ganz besondere Fähigkeiten verlangt die Trümmersuche, meist handelt es sich um Einsätze in Gebäuden, die nach Gasexplosionen eingestürzt sind. Nicht jeder Hund eigne sich dafür. "Manche haben Angst vor dunklen Eingängen in das Trümmerfeld", meint Eck. "Sie trauen sich da einfach nicht rein."

Auch für Nelis, ihren elfjährigen holländischen Hütehund, war die Suche nicht einfach. "Hunde können Menschen auf 100 Meter Abstand riechen", meint Eck, aber der menschliche Geruch schweift mitunter aus, das mache die genaue Lokalisierung schwieriger. Doch Nelis gelingt es schließlich, natürlich bekommt er zur Belohnung ein Leckerli.

Suche beginnt immer dort, wo die Person ganz sicher zum letzten Mal gesehen wurde

Ganz besondere Anforderungen an die Hunde stellt das Mantrailing. Der "Mantrailer" sucht, anders als der Trümmer- oder Flächensuchhund, immer eine ganz bestimmte Person. Die Suche beginnt immer dort, wo die Person ganz sicher das letzte Mal gesehen, der Hund sucht die Person anhand einer Geruchsprobe, etwa ein Kleidungstück. "In der Praxis handelt es sich zum Beispiel um Vermisste aus einem Altersheim – es klappt aber nur, wenn man einen ganz klaren Ausgangsort hat." Nicht jeder Hund verfügt über alle bei Rettungseinsätzen erforderten Fähigkeiten. "Es gibt da Grenzen, wie beim Menschen auch", so Schäffer.

Übrigens: Geeignet zur Rettungsarbeit seien durchaus nicht immer Rassehunde, auch Mischlinge seien gefragt. Möglichst mittelgroß sollten die Tiere sein, kleine Hunde hätten nicht genügend Kondition, "aber auch ein Bernhardiner wäre nicht ideal – zu groß, zu schwer, zu unbeweglich", urteilt Eck.

Auf der Webseite des Rettungshundestaffel heißt es dazu: "Viele Hunderassen mit langen Nasenrücken eignen sich zur Rettungshundearbeit. Das Riechorgan eines Schäferhundes ist mehr ausgeprägt als bei einer Hunderasse mit einer kurzen Nase, zum Beispiel dem Mops oder Boxer.

Hunde haben bis zu 220 Millionen Riechzellen – im Gegensatz dazu haben Menschen nur etwa fünf Millionen Riechzellen."