Skandal: Andere erinnern sich ausschließlich positiv an den Geistlichen / Frauen vor Vergewaltigung bewahrt

Rottenburg-Ergenzingen (md). "Das kann auf keinen Fall wahr sein": Wilhelm Branz fiel aus allen Wolken, als er vom Schwarzwälder Boten von den Vorwürfen gegen Pfarrer Alfons Leykauf erfuhr. Auch Helmut Schäfer, der im Alter von zehn bis zwölf Jahren Botengänge für den damaligen Ergenzinger Pfarrer erledigte, war völlig vor den Kopf gestoßen.

Was in Hürbel geschehen sei, habe mit Ergenzingen nichts zu tun, meinte Schäfer. Hier sei Leykauf nur positiv aufgefallen. So seien beispielsweise in der Nacht vom 18. auf den 19. April 1945 Franzosen und Marokkaner in Ergenzingen einmarschiert und hätten viele Frauen vergewaltigt. Leykauf habe davon erfahren und sofort 30 Frauen in der Kirche und im Schwesternhaus versteckt.

An seine eigene Erstkommunion erinnert sich Helmut Schäfer noch genau. Er konnte wegen einer starken Angina nicht an der Feier teilnehmen. Daraufhin habe Pfarrer Leykauf die Prozession zu Schäfers Elternhaus umgeleitet und ihm im Bett die Erstkommunion gespendet.

So entstand ein guter Draht und Schäfer erledigte in den Ferien Botengänge für den Pfarrer und half im Haus mit. Ob es auch sexuellen Missbrauch gab? "Das war unvorstellbar", weist er so etwas weit von sich. Nur eine Watschen habe es schnell mal gegeben. "Aber das war damals üblich", sagt Schäfer.

Die gute Verbindung blieb auch bestehen, als Leykauf schon in Hürbel war, wo ihn die Ergenzinger Kolpingsfamilie besuchte und zum Ehrenpräses ernannte.

In Ergenzingen habe er sogar etwas für die evangelischen Mitbürger getan, die damals noch als "Wüstgläubige" bezeichnet wurden und als Kriegsflüchtlinge aus Donauschwaben kamen. Leykauf habe dafür gesorgt, dass ein Grundstück der Kaplanei an die Flüchtlinge verkauft wurde. So sei das hoffähig gemacht worden und andere zogen nach, so dass die Siedlung bei der Grundschule entstehen konnte.

Eine Frau, die nicht genannt werden möchte, erzählt hingegen, dass möglicherweise alles doch nicht ganz so harmlos war. "Er hat immer Stumpen geraucht. Wenn man als Kind dann vorbei kam, hat er manchmal gesagt: ›Ich kann Rauch heraus blasen, wenn du mir auf den Bauch drückst‹. Dann musste ich das machen und er hat den Rauch heraus geblasen".

Wilhelm Branz war zur damaligen Zeit Ministrant bei Pfarrer Leykauf und lernte ihn auch in der Schwabenjugend kennen. "Es hat hier nie einen Vorfall gegeben. So etwas ist ein Frevel an einem toten Menschen", empört er sich. Damals habe man gemeinsam geturnt sowie Karten und Theater gespielt. Auch als Ministrant habe es keinerlei negativen Vorfälle gegeben. Leykauf sei ein guter Pfarrer und Lehrer gewesen, der allerdings als Jesuit sehr streng gewesen sei. Er habe alles sehr genau genommen und sei eine Respektsperson gewesen. Allerdings räumt auch Wilhelm Branz ein: "Was in Hürbel war, weiß man nicht".

Leykauf habe Position bezogen, weiß Ortsvorsteher Reinhold Baur. So habe er zu einer anderen Person nach dem Krieg gesagt, er sei ein "Brauner in anderem Gewand". Darauf hin sei er wegen Verleumdung angeklagt worden und es sei zur Gerichtsverhandlung gekommen.