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Der Zivildienst als Schnupperpraktikum: Wenn Schwarz-Gelb den Wehrdienst wie geplant verkürzt, dauert auch der Zivildienst nur noch ein halbes Jahr.

Stuttgart - Der Zivildienst als Schnupperpraktikum: Wenn Schwarz-Gelb den Wehrdienst wie geplant verkürzt, dauert auch der Zivildienst nur noch ein halbes Jahr. Zu kurz für jede halbwegs anspruchsvolle Tätigkeit, kritisieren Wohlfahrtsverbände.

Ginge es nach der FDP und ihrem Vorsitzenden Guido Westerwelle, dann wäre die "ungerechte und überflüssige Wehrpflicht" längst abgeschafft. Dass es dazu nicht kommt, liegt an der Union. Gemeinsam verständigte man sich auf einen Kompromiss: Ab 2011 Verkürzung von neun auf sechs Monate. Dies betrifft auch den Zivildienst, der derzeit ebenfalls noch neun Monate beträgt.

Damit ist der Zivildienst "nicht mehr zukunftsfähig", warnte das Rote Kreuz gestern. Vor allem im Rettungsdienst werde die Verkürzung spürbar. Die Ausbildung dauert drei Monate. Dies stünde "in keinem Verhältnis" zur Restdienstzeit von weiteren drei Monaten. Ohne Zivis wären im Rettungsdienst "auf Kosten der Krankenkassen-Beitragszahler neue Stellen notwendig". Auch viele Pflegeeinrichtungen würden wegen der kurzen Einsatzzeit keine Zivis mehr einstellen.

Auch die Diakonie wäre betroffen. "Zivildienstleistende machen nur noch da Sinn, wo sie nicht lange eingearbeitet werden müssen", so Wolfgang Hintz-Rommel von der Diakonie Württemberg. Als Gärtner etwa oder als Fahrdienst. Beim Malteser Hilfsdienst werden solche Tätigkeiten bereits vermehrt durch Mini-Jobber oder Teilnehmer am Freiwilligen Sozialen Jahr kompensiert.

Seit der letzten Wehrdienstverkürzung 2002 habe sich die Zahl der Zivis beim Malteser auf ein Fünftel reduziert. Insgesamt leisten 10.000 Männer im Südwesten Zivildienst. Eine Sprecherin von Sozialministerin Monika Stolz (CDU) wies gegenüber unserer Zeitung darauf hin, dass sich in keinem anderen Bundesland mehr Menschen für ein Freiwilliges Soziales Jahr entschieden. Die Plätze sollen weiter ausgebaut werden.