Helfer des Rote Kreuz in Aktion Foto: dpa

Der Rettungsdienst in Baden-Württemberg muss besser werden, sagt der DRK-Landesverband.

Stuttgart - Beim Rettungsdienst geht es oft um Leben oder Tod. Die Helfer müssen schnell sein und qualifiziert. In Baden-Württemberg hat in den vergangenen Jahren besonders die gesetzliche Hilfsfrist für Aufsehen gesorgt. In vielen Rettungsdienstbereichen des Landes sind die Retter nicht schnell genug am Einsatzort. Nicht nur deshalb sagt Lorenz Menz: „Wir sind zwar insgesamt gut aufgestellt in diesem Land, müssen aber noch besser werden.“ Der Präsident des DRK-Landesverbandes weiß: „Der ganze Rettungsdienst ist bei uns so knapp bemessen, dass wir immer auf Kante unterwegs sind.“

Diesen Zustand will das Rote Kreuz ändern. Zwar ist die Hilfsorganisation nicht die einzige, die in Baden-Württemberg für den Rettungsdienst zuständig ist, aber der Anteil beträgt 85 Prozent. Deshalb hat man jetzt ein Positionspapier erarbeitet. Darin listet man Maßnahmen auf, mit denen die Einsatzkräfte effektiver arbeiten könnten. „Die Forderungen ergeben sich aus dem medizinischen und technischen Fortschritt, dem Altern der Gesellschaft und Änderungen im Gesundheitswesen“, so Menz. Der Katalog ist umfangreich und würde eine grundlegende Reform des Rettungsdienstes im Land bedeuten.

34 Rettungsleitstellen im Land

Einschneidendste Änderung wäre die Reduzierung der Rettungsleitstellen. Derzeit gibt es 34 davon im Land. Das DRK hält zukünftig nur noch 18 bis 20 für sinnvoll. Dafür müssten manche Landkreise auf ihre Leitstelle verzichten. „In anderen Ländern wird das schon angegangen. Bayern etwa hat auf 26 reduziert“, sagt Eberhard Schwerdtner, Vorsitzender des Arbeitskreises Rettungsdienst im DRK-Landesverband. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Leitstellen und ihren Einzugsgebieten seien viel zu groß, manche seien zu schwach besetzt. Größere Einheiten dagegen seien wirtschaftlicher und brächten mehr Qualität, Sicherheit und Bürgernähe. In der Region Stuttgart wäre in diesem Fall der Zusammenschluss von Esslingen und Göppingen vorgesehen, Böblingen würde mit Calw zusammengehen.

Eine weitere Forderung des DRK: Landesweit sollen alle Fahrzeuge mit einem einheitlichen GPS-System zur Satellitenortung ausgestattet werden. So könnten Rettungswagen über die Kreisgrenzen hinaus sinnvoller eingesetzt werden. Zudem will man die Wartezeiten bei Krankentransporten künftig auf höchstens 40 Minuten festschreiben. Heute warten Patienten oft stundenlang auf den Transport zur Dialyse oder vom Krankenhaus in ihre Wohnung. Dafür müssten viele Kreisverbände neue Fahrzeuge anschaffen, die sie derzeit nicht haben.

Ein wichtiger Punkt für die Vertreter des Roten Kreuzes ist auch die Qualifikation von Rettungsassistenten. Die dauert bisher zwei Jahre und soll künftig auf drei ausgeweitet werden. Bezahlen sollen das die Krankenkassen. Neu geregelt werden müsste dann auch, was Rettungsassistenten künftig tun dürfen. Weil gerade auf dem Land Notärzte immer schwerer zu finden sind, könnten sie künftig mehr medizinische Hilfe leisten.

Das DRK will nun Gespräche mit dem Land, den Städten und Landkreisen, den anderen Hilfsorganisationen sowie den Krankenkassen führen. Gerade auf Letztere als Kostenträger für viele der vorgeschlagenen Maßnahmen dürften hohe Belastungen zukommen, sollte das Papier umgesetzt werden. „Genaue Kosten haben wir noch nicht berechnet“, sagt Menz, „es ist aber klar, dass man dafür Geld braucht.“ Stellenweise könne man durch die Änderungen auch sparen. Zudem hätten Ministerien und Krankenkassen in einem gemeinsam erarbeiteten Leitfaden einige der Forderungen grundsätzlich bereits anerkannt. „Wenn sich etwas verbessern soll, müssen wir auch mal Forderungen stellen“, sagt Schwerdtner.

Die Gespräche werden nicht eimfacher

Dass die Umsetzung schwierig werden könnte, zeigt die Tatsache, dass selbst das DRK intern über ein Jahr lang diskutieren musste, um das Papier zu verabschieden. Und die nächsten Gespräche werden nicht einfacher. „Die Arbeit fängt jetzt erst richtig an“, sagt Menz. Der Großteil der Reform müsse auf kommunalpolitischer Ebene umgesetzt werden. Dabei wird sich kein Landkreis gern von seiner Leitstelle trennen.

Das DRK hofft, dass sich die meisten Vorschläge nach und nach innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre umsetzen lassen. „Es geht hier um Menschen“, sagt Menz, „und die hätten einen großen Vorteil davon.“

Das Positionspapier gibt es im Internet unter www.drk-bw.de.