Einen imposanten Anblick bietet der Innenraum des "Roten Löwen" derzeit. Foto: Moser

Größtenteils abgeschlossen sind mittlerweile die Abrissarbeiten am "Roten Löwen". Und auch der Anbau samt Treppenhaus nimmt Gestalt an. Ein Rundgang über die Baustelle macht das Ausmaß der Arbeiten deutlich. Die gute Nachricht: Man liegt im Zeitplan – und fast auch im Kostenplan.

St. Georgen - "Und hier sitzt man dann später mal an einer großen Tafel mit einer Tasse Kaffee und einem Stück Schwarzwälder Kirschtorte", sagt Martin Rosenfelder. Zugegeben – um sich das vorstellen zu können, braucht es einiges an Fantasie. Denn momentan sieht es dort, wo sich im "Roten Löwen" später einmal das Begegnungscafé befinden soll, genauso aus wie im Rest des historischen Gebäudes: nach Baustelle. Auf dem Boden liegen Erde und Steine, an den Wänden sieht man freigelegte Mauersteine, Flatterband und Gerüstteile zur Absicherung vermitteln ein deutliches Bild.

Geschossdecke entfernt

"Wir haben alles abgebaut und fangen jetzt an, wieder neu aufzubauen", erklärt Architekt Rosenfelder zusammenfassend. Abgebaut ist wohl das richtige Wort – so haben die Rohbauarbeiter beispielsweise die Geschossdecke zwischen Erd- und erstem Obergeschoss entfernt. Wer den "Roten Löwen" derzeit betritt, steht deshalb in einem riesigen Raum ohne jegliche Trennwände.

Das soll aber nicht lange so bleiben, wie Rosenfelder informiert. Am Montag sollen die Vorarbeiten für die Stützwand in der Mitte des Gebäudes beginnen, daraufhin folgen die Bodenkonstruktionen und schließlich kann eine Stahlbetondecke eingezogen werden, die das Erdgeschoss, in dem später unter anderem das Jugendhaus und ein Begegnungscafé unterkommen sollen, wieder vom ersten Obergeschoss trennt.

Kostentechnisch "in einem sehr guten Bereich"

Im April oder Mai, schätzt Rosenfelder, wird dann der Zimmermann anrücken. Parallel folgt der Innenausbau des Gebäudes, für den der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung am Mittwochabend Heizungs-, Sanitär-, Elektronik-, Lüftungsbau-, Schlosser-, Gipser- und Aufzugsarbeiten für insgesamt rund 3,67 Millionen Euro vergab. Das sind rund 52 000 Euro mehr als ursprünglich im Mai des vergangenen Jahres für diese Gewerke eingeplant – angesichts der enormen Baupreissteigerungen der vergangenen Monate "sind wir mit den Kosten im Augenblick in einem sehr guten Bereich", betonte Rosenfelder in der Sitzung. Aktuell liegen die Kosten für den "Roten Löwen" rund vier Prozent über dem ursprünglich geplanten Betrag. "Es könnte viel schlimmer sein", sagt der Architekt deswegen.

170 000 Euro mehr für Zimmererarbeiten

Bei den Zimmererarbeiten muss die Stadt im Vergleich zum Angebot des ausführenden Unternehmens derweil noch einmal fast 170 000 Euro drauflegen. Einem entsprechenden Nachtragsangebot stimmte der Gemeinderat am Mittwochabend im Zuge seiner Sitzung ebenfalls zu. Wie es kostentechnisch weitergeht, liegt derzeit im Dunkeln. Rosenfelder zeigt sich zwar optimistisch, dass man bei der Ausschreibung der verbleibenden 30 Prozent der Gewerke ähnlich gute Ergebnisse erzielen wird wie bei den bisher vergebenen 70 Prozent, betont aber auch: "Wir können nur auf Sicht fahren derzeit. Es wird nicht einfach werden."

Unvorhersehbares spielt bei der Sanierung des "Roten Löwen" ohnehin eine Rolle, wie aus Rosenfelders Schilderungen hervorgeht: "Bei so einem Altbau gibt es immer Unwägbarkeiten. Die stecken irgendwo. Wir wissen im Voraus zwar nicht wo, aber wir wissen, dass sie kommen." Und eben darauf müsse man sich entsprechend einstellen. Bislang liegt die Sanierung des "Roten Löwens" – Unwägbarkeiten hin oder her – jedoch im Zeitplan.

Fertigstellung im späten Frühjahr 2023

Der sieht weiter vor, dass der Großteil der Arbeiten im April oder Mai 2023 abgeschlossen sein soll – ein Termin, den man vonseiten der Stadtverwaltung unbedingt einhalten will. Zum einen, weil das Förderprogramm, über das ein Teil der Kosten für die Sanierung des "Roten Löwen" finanziert werden soll, 2023 auslaufen wird, zum anderen aber auch, weil mit der Innenstadtsanierung ja bereits das nächste Großprojekt ins Haus steht. Läuft alles nach Plan, könnte man, schätzt Rosenfelder, im Juli 2023 die Eröffnung des "Roten Löwen" feiern – dann vielleicht auch mit Kaffee und Schwarzwälder Kirschtorte.

Info: Zeugen vergangener Zeiten

Einige Artefakte aus der Geschichte des "Roten Löwen", die vermutlich beim Brand der ehemaligen Gaststätte verloren gingen, sind bei den Ausgrabungen der Kellergewölbe unter dem Gebäude zum Vorschein gekommen, berichtet Architekt Martin Rosenfelder beim Rundgang über die Baustelle. Ein altes rostiges Fleischermesser zum Beispiel und auch ein paar Dias, "also nichts Wertvolles". Geborgen wurden sie aber selbstverständlich – und könnten, so eine Idee, vielleicht nach Fertigstellung im neuen "Roten Löwen" präsentiert werden.