Gemeinderat: Sanierung des "Roten Löwen" sehen nicht alle als notwendig
Um den Anbau an den "Roten Löwen" sowie eine Änderung in puncto Kellerausbau ging es im Gemeinderat. Die Vorstellungen des Architekten stießen nicht bei allen Anwesenden auf Gegenliebe – und am Ende der Debatte wurde es emotional.
St. Georgen. Neues zum "Roten Löwen" hatten die Architekten im Gemeinderat zu berichten. Martin Rosenfelder war mit Stefan Blum abermals in der Stadthalle zu Besuch, um die jüngsten Veränderungen in den Plänen vorzustellen und diese von den Bürgervertretern absegnen zu lassen.
Modernes und Historisches getrennt
Zwei Punkte sollten an diesem Abend geklärt werden: Zum einen ging es um die Dachform für den Anbau, der in Richtung des Unternehmens EBM-Papst geplant ist. Zum anderen stand die Unterkellerung im Fokus.
Der erste Punkt war schnell geklärt, nachdem Stadtbaumeister Alexander Tröndle beleuchtet hatte, weshalb man sich im Lenkungskreis – das Gremium, das eigens für Detailfragen bei der Sanierung des "Roten Löwen" ins Leben gerufen wurde – beim Anbau für ein Flachdach entschieden habe. Die einfache Erklärung: So trenne man besser das Moderne vom Historischen. Dies schaffe auch für das menschliche Auge eine gewisse Klarheit.
Etwas schwieriger gestaltete sich hingegen die Diskussion um den Wegfall des Kellers, wenngleich man sich eigentlich in der Sache einig war. Blum holte etwas aus, um die Sachlage besser beleuchten zu können.
Im Dezember vergangenen Jahres habe man das geologische Gutachten zum "Roten Löwen" erhalten. Das Ergebnis: eine kritische Bodensituation sowie die Prognose von Wassereinfall. "Wir haben uns also die Frage gestellt, wie dieser Keller gebaut sein muss, damit er kostentechnisch planbar, aber auch sicher ist." Um die weitreichende Entscheidung besser abwägen zu können, wurden auf die Idee von Blum hin Schürfen in die Wege geleitet.
In der Folge kam man zum Schluss, dass der Keller nicht gebaut werden sollte. "Denn der Statiker hat dann gesagt: Ja, es geht, aber nur, wenn fast die gesamte Nordwand stabilisiert wird." Für Blum hat das Wegfallen des Kellers einen entscheidenden Vorteil: "Einer der schwierigsten Situationen am Bau haben wir damit garantiert umschifft."
Während man sich im Gremium im Hinblick auf diese Entscheidung einig war, gab es durchaus Unstimmigkeiten bei den darauffolgenden Ausführungen. Diese drehten sich darum, wo die Technik, die bislang planmäßig im Keller angesiedelt war, nun untergebracht werden sollte.
Die Architekten sahen hierfür zum einen einen Raum im Dachgeschoss für die Lüftungsmaschine vor, zum anderen sollten Teile der Technik in der Küche im Erdgeschoss untergebracht werden, wo das Begegnungscafé geplant ist. "Dort verbleiben 33 Quadratmeter für die Küche", so Blum. Aus seiner Sicht sei das eine passende und ausreichende Lösung.
Peter Fichter: "Kein schlüssiges Konzept"
Das sah Peter Fichter anders. "Für mich ist das kein schlüssiges Konzept", so der Sozialdemokrat. Aus Erfahrung wisse er, dass man bei Festen immer Platz für Getränke vorhalten sollte. "Weder unten noch oben gibt es hier eine gescheite Lagerfläche", so sein Urteil. "In der Mehrzweckhalle hat uns das damals auch ein Architekt Rosenfelder geplant und wir haben bei jeder Veranstaltung Probleme", wurde er deutlich.
In der Folge versuchte Blum eine Lösung zu finden, die für alle passen könnte. "An Ersatzflächen mangelt es ja noch nicht", betonte er. Bislang habe man sich an das Konzept gehalten, für was die Küchen im Erd- und Dachgeschoss genutzt werden sollten. Dafür sei die Planung ausreichend. Dennoch wolle er die Lagersituation nochmals überdenken.
Während danach schnell und fast einstimmig entschieden worden war, dass man das Flachdach umsetzen und den Keller aus der Planung streichen wolle, wurde es im Anschluss emotional.
Gemeinderatsmitglieder, Bürgermeister sowie Architekt gingen auf im Netz geäußerte, negative Kommentare zum "Roten Löwen" ein. Demnach sei auf der kommunalen Bürgerplattform eine Diskussion über die Kosten entbrannt. Diese liegen – Stand heute – bei etwa 5,2 Millionen Euro. Die Kostensteigerung ist laut Blum auf die Baupreise zurückzuführen. Dem gegenüber stehen derzeit Förderungen in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro.
Patrick Hilpert (Freie Wähler), der in den vergangenen Sitzungen den "Roten Löwen" betreffend stets vor einer Kostenexplosion warnte, verwies darauf, dass die derzeitigen Zahlen noch nicht verlässlich seien. Im Juli, wenn die Ausschreibungsergebnisse vorliegen, müsse man ernsthaft darüber diskutieren, doch der Rat nehme seine Arbeit als Bürgervertretung ernst.
Auch Bürgermeister Michael Rieger, der einen Teil des Unmuts auf fehlende Informationsveranstaltungen wegen Corona schob, erinnerte an verschiedene Formate, im Rahmen derer man im Vorfeld an der Gestaltung des "Roten Löwen" hätte teilnehmen können. Jeder könne einer öffentlichen Sitzung beiwohnen, sich zu Wort melden, Ideen einbringen oder sich gar für den Gemeinderat aufstellen lassen – "aber nur meckern ist eben auch nicht die Lösung". Ein Diskurs könne nur funktionieren, wenn sich auch die Gegner richtig über das Projekt informieren.