Hündin Aruna begleitet Patrick Egle täglich tatkräftig bei den Forstarbeiten. Foto: Louisa Speicher

Die Roteiche ist die Baumart des Jahres. Seit rund eineinhalb Jahren pflanzt Revierleiter Patrick Egle die klimarobuste, rotblättrige Eiche in seinem Gebiet in Furtwangen. Er erzählt, welche Vor- und Nachteile die gebietsfremde Baumart mit sich bringt.

Die Roteiche, alias Quercus rubra, ist zum Baum des Jahres gekürt worden – die besonders klimarobuste Eiche aus ursprünglich Mitte- und Ost-Nordamerika, ist heute die am weitesten verbreitete gebietsfremde Baumart Nord- und Mitteleuropas.

 

Seit etwa anderthalb Jahren wird die Eiche mit roten Blättern auch in Furtwangen gepflanzt. Revierleiter Patrick Egle erzählt von der Baumart und was sie besonders macht.

Das Aussehen und Gefühl eines „Indian Summer“, also des Naturschauspiels in den USA und Kanada, wenn sich im Herbst die Blätter der Ahornbäume verfärben, vermittelt die Roteiche ebenfalls, beschreibt Egle. Man kann ihre Blätter auch schnell mit Ahornblättern verwechseln.

Baumart bietet Vorteile für die Zukunft

Seit rund anderthalb Jahren wird die 20 bis 25 Meter hohe Baumart in Furtwangen gepflanzt getestet. Die Aufforstung der Roteiche war nach Egles Einstand als Revierleiter Furtwangens im August 2023 seine erste im Herbst des gleichen Jahres. Sein Gebiet reicht von 900 bis auf 1100 Meter Höhe, „das bietet eine große Chance, neue Baumarten einzubringen“, ordnet Egle ein.„Der Boden in Furtwangen ist nährstoffärmer und auch der PH-Wert ist säuerlicher, damit kommen nicht alle Baumarten klar – die Roteiche jedoch schon“, erzählt er weiter.

Seine Pflanzenfläche für die gebietsfremde Eiche befindet sich am Brend, an einem der höchsten Punkte seines Reviers. „Ich muss die Roteiche aktiv einbringen, weil das Wetter hier sehr rau ist“, berichtet Egle. „Jedoch ist es von Vorteil, Samenbäume in 100 Jahren hier zu haben, wenn das Klima dann vielleicht besser ist.“

Förderlich für den Klimaschutz

Die Roteiche liebt lockere, kalkarme Böden in feucht-mildem Klima. Sie kann auch bei mäßiger Wasser- und Nährstoffversorgung gut wachsen, damit hat sie eine höhere Wuchsleistung als die einheimischen Eichen, wie etwa die Stiel- und Traubeneiche. Auch ist die Roteiche extrem förderlich für den Klimaschutz. Sie bietet einiges an nutzbarem Holz, hat aber auch eine geringere Holzqualität als einheimische Eichenarten. Mit ihren roten Blättern trägt sie einiges zum landschaftlichen Bild bei, sagt der Revierleiter.

Insekten müssen sich noch gewöhnen

Derzeit wird die Eichenart in Furtwangen auf mehreren kleinen Flächen von etwa 1000 Quadratmetern getestet. Die Roteichen sind noch sehr jung, erweisen sich aber als unproblematisch im Anwuchs. Ein Problem, sagt Egle, ist jedoch der Spätfrost im Frühjahr. Die Knospen der jungen Roteichen können einfrieren, besonders auf größeren frostexponierten Flächen. Eine weitere Schwierigkeit ist die Biodiversität. Diese ist nämlich in Roteichenbeständen geringer als in Beständen einheimischer Baumarten.

Besonders ausgeprägt zeigt sich das Problem in vielen Reinbeständen, erklärt Egle weiter. Hiesige Insekten können noch nicht viel mit der Baumart anfangen, „langfristig würden sich aber die Insekten einbringen“.

Egle will nicht auf eine Baumart setzen

Auch wenn die Roteiche viele Möglichkeiten in Richtung Klimaschutz bietet, betont der Revierleiter, dass er nicht nur eine Baumart pflanzen möchte. Genau genommen pflanzt er die Roteiche dieses Jahr nämlich gar nicht. Stattdessen legt er großen Wert auf viele verschiedene Bäume auf einer bestimmten Fläche. Er sagt, das Ziel seien mindestens drei bis fünf Baumarten auf einer Fläche, „um gegen alle Risiken gewappnet zu sein“. Die Roteiche sieht er als Ergänzung, aber nicht als Wunderbaumart.