Als „Panchina Rossa“ in Italien entstanden, hat die rote Bank sich in Europa verbreitet. Auch in St. Georgen steht derzeit eine. Foto: Helen Moser

Pünktlich zum Internationalen Frauentag am Samstag, 8. März, steht sie an ihrem Platz: Mit ihrer knallroten Farbe fällt die Bank sofort auf – und das ist Absicht. Denn sie ist nicht nur eine Sitzgelegenheit. Sie soll eine öffentliche Debatte anstoßen.

Die rote Bank, die nun vor dem Roten Löwen in St. Georgen steht, ist ein Blickfang – ebenso wie ihre Aufschrift in weißen Lettern: „kein Platz für Gewalt gegen Frauen“. Kurz vor dem Weltfrauentag an diesem Samstag, 8. März, wurde die farbenfrohe Sitzgelegenheit als besonderes Zeichen der Solidarität und gegen Gewalt an Frauen aufgestellt. Etwa eine Woche wird sie auf die Bedeutung des Kampfs gegen geschlechtsspezifische Gewalt aufmerksam machen und zum Nachdenken und Handeln einladen.

 

Die Bank vermittelt ihre Botschaft übrigens nicht nur mittels ihrer Aufschrift – sie liefert auch gleich wichtige Hintergrundinformationen mit und klärt über Mythen rund um das Thema auf. Beispiel gefällig? „Häusliche Gewalt ist ein Randproblem, sie kommt selten vor“, lautet ein Mythos, der – zusammen mit weiteren verbreiteten Irrglauben – in einem an der Bank hängenden kleinen Katalog einlaminierter Blätter abgedruckt ist. Und mit ihm auch gleich die – empirisch belegte – Wahrheit: 256 276 Personen waren der polizeilichen Kriminalstatistik zufolge 2023 bundesweit Opfer häuslicher Gewalt. Das stellt eine Steigerung von 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. Und 70 Prozent der Opfer waren weiblich.

Auch im Schwarzwald-Baar-Kreis spielt häusliche Gewalt eine Rolle: 307 Fälle wurden im Jahr 2023 erfasst. In 262 Fällen war das Opfer weiblich, in 45 Fällen männlich. Und in St. Georgen? Auch da ist häusliche Gewalt „ein ganz, ganz großes Thema“, weiß Nikola Wangler von der Diakonie-Beratungsstelle. Immer wieder bereite das Problem „uns bei der Beratungsstelle Kopfschmerzen und schlaflose Nächte“ – zumal aktuelle Herausforderungen wie Wohnungsnot und steigende Mieten das Problem noch verstärkten.

Hoffen, dass die rote Bank das Problem der Gewalt gegen Frauen in den Fokus rückt (von links): Dennis Schulze, Martina Braun, Nikola Wangler und Anna Benner. Foto: Helen Moser

Auch Anna Benner, Leiterin des städtischen Amts für Ordnung, Bildung und Soziales, findet die Lage „alarmierend“. Kaum eine Woche gehe vorbei, in der häusliche Gewalt die Stadtverwaltung nicht beschäftige. Ihr klarer Appell an alle: „Ermutigen Sie Betroffene, sich Hilfe zu suchen. Es hilft nicht, wenn man sich verschließt und zurückzieht.“

Viele Fälle bleiben im Dunkeln

Leider sei das noch immer die Realität, viele Opfer häuslicher Gewalt fühlten Scham und suchten das Problem eher bei sich, berichtet Wangler aus der Praxis. Das greift auch Grünen-Landtagsabgeordnete Martina Braun auf: Erschreckend seien die Zahlen zur häuslichen Gewalt. Noch erschreckender: „Ganz viele Fälle liegen im Dunkelfeld.“

Problem gerade im ländlichen Raum

Dabei sei häusliches Gewalt kein privates Problem, sondern ein gesamtgesellschaftliches – und als solches müsse häusliche Gewalt auch behandelt werden. Jeder könne helfen – besonders im ländlichen Raum, wo Frauen statistisch gesehen häufiger Opfer häuslicher Gewalt werden, da das Netz aus Beratungsstellen und Zufluchtsorten weniger eng sei.

Um dieses Netz weiter auszubauen, habe die Landesregierung im Doppelhaushalt 2025/2026 Millionen für die Einrichtung von Frauen- und Kinderhäusern bereitgestellt. 576 Plätze in 44 Einrichtungen stünden aktuell zur Verfügung, berichtet Braun. Angesichts von mehr als 179 000 Frauen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, „kann das nur ein Anfang sein“.

Aktionswoche zum Weltfrauentag: was noch geboten ist

Montag, 10. März
 Ab 10 Uhr dürfen Frauen es sich im Café Vielfalt gemütlich machen. Das Team kündigt eine besondere Überraschung für sie an.

Dienstag, 11. März
Eine Auszeit mit Musik, einem Getränk und kleinen Leckereien im Hallenbad dürfen Frauen an diesem Tag ab 14 Uhr genießen. Der Eintritt ist kostenlos. Das Hallenbad ist nur für Frauen reserviert; Kinder dürfen mitgebracht werden.

Mittwoch, 12. März
Ein Besuch in der „Lederey“ steht von 16.30 bis 18 Uhr für maximal fünf Teilnehmerinnen auf dem Plan. Christiane Oldach stellt ihr Handwerk Polsterei und Sattlerei vor. Anmeldung unter 07724/8 59 89 92 oder unter die-lederey@web.de.

Donnerstag, 13. März
Einen geführten Rundgang durch den Landtag können Frauen an diesem Tag erleben. Zwischen 8.30 und 9 Uhr fährt der Bus in St. Georgen los. Die Veranstaltung ist nach Angaben der Stadtverwaltung bereits ausgebucht.

Freitag, 14. März
Um 16.30 Uhr startet eine Führung durch die aktuelle Ausstellung „Painting Nature“ im Kunstraum Grässlin. Danach ist ab 18 Uhr ein Sektumtrunk im Theater im Deutschen Haus. Anmeldung bis Montag, 10. März, unter 07724/9 16 18 05 oder unter info@sammlung-graesslin.eu.