Der Rotary Club Ebingen- Zollernalb beschenkte Fernfahrer auf der Raststätte Neckarburg.
Es ist Heiligabend, 11 Uhr vormittags. Die Lkw-Parkplätze auf der Raststätte Neckarburg an der A 81 bei Rottweil sind fast komplett belegt. Etwa 70 Lastkraftwagen samt Fahrer sind es, die hier über die Weihnachtsfeiertage bei nebligem und regnerischem Wetter festsitzen.
Mitglieder des Rotary Club Ebingen-Zollernalb haben 50 Pakete hergerichtet, um den Fahrern eine kleine Weihnachtsfreude zu bereiten. Darin sind Konserven, Instantkaffee, Wurst, Obst, etwas Schokolade und Lebkuchen. Zunächst reagieren die Fahrer zögerlich und mit fragenden Blicken. Als ihnen aber klar wird, dass eine kleine Bescherung zu Weihnachten stattfindet, hellen sich die Mienen rasch auf. Dankbar nehmen die Fahrer die Geschenke an. „Spasibo bolschoje“, auf Deutsch „vielen Dank“, ist häufig zu hören.
Die Angst um die Familie ist größer als die Einsamkeit
Mit zwei Fernfahren kommen die Rotarier ins Gespräch. Der 54-jährige Sergej und der 60-jährige Olieksander kommen beide aus der Ukraine. Sie stehen seit dem Vortag mit ihren Sattelzügen auf dem Rastplatz Neckarburg. Sie hatten Glück, konnten sich ihre Plätze noch aussuchen. Auf anderen Rastplätzen an stärker frequentierten Autobahnen, berichten sie, sei die Suche nach Übernachtungsplätzen oft ein Lotteriespiel, das nicht immer glücklich ausgehe.
Der jüngere Bruder fiel im Kampf gegen die Russen
Beide sind, wie sie versichern, Fernfahrer aus Leidenschaft. An Weihnachten nicht zu Hause zu sein, das sei nicht schön, gehöre aber zum Beruf. Schlimm sei hingegen der Krieg in ihrer Heimat und die Angst um ihre Familien. Sergej erzählt, er habe seine Frau, die Kinder und den ersten Enkel in den vergangenen zwei Jahren nur vier Wochen lang gesehen. Das mache fertig, zehre an seinen Kräften. Olieksander hat im vergangenen Jahr seinen jüngeren Bruder verloren. Der wurde bei Kämpfen in der Ukraine von Russen erschossen, während er selbst durch Europa gefahren sei, berichtet er mit brechender Stimme.
Beide stehen noch mindestens bis nach Weihnachten auf dem Rastplatz Neckarburg. Während Olieksander danach zumindest seinen nächsten Abladeplatz kennt, weiß Sergej noch nicht, wann es für ihn weitergeht. Er wartet noch auf den nächsten Auftrag. Wann der kommt, wüssten die Götter, sagt er grinsend. Auch das ist Alltag in Deutschland bei den Fernfahrern aus Osteuropa.
Die Weihnachtsaktion
20 Rotary Clubs
aus dem Distrikt 1830 sind in diesem Jahr auf 24 Rastplätzen und Rasthöfen unterwegs gewesen. Der Rotary Club Ebingen-Zollernalb veranstaltete seine Aktion an Heiligabend am Rasthof Neckarburg an der A 81 nahe Rottweil.
Premiere
Erstmals wurde die die Aktion Weihnachten 2022 auf dem Rasthof Wunnenstein an der A 81 durchgeführt.