Lothar Sautter pflegt in seiner Brennerei im Gasthaus Löwen die Kunst des Destillierens von Obstbränden.Foto: Schatz Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Lothar Sautter betreibt Brennerei im "Löwen"

Rosenfeld-Täbingen. Während die Streuobstbäume reglos in Wind, Regen und Schnee ausharren und auf den Frühling warten, zischt, blubbert und brodelt es bei den Brennern im Streuobstparadies.

In mühevoller Handarbeit wird den reifen Früchten im Brennkessel der Geist der Streuobstwiesen entlockt. So auch im Gasthaus zum Löwen in Täbingen, welches auf eine 200-jährige Geschichte zurückblickt. Im "Löwen" befindet sich eine Schnapsbrennerei. Von 1834 bis Ende 1998 hatte die Familie Trick das Gasthaus betrieben. 1999 wurde der "Löwen" zum ersten Mal verpachtet. Im Juli 2002 wurde die Erbgemeinschaft Seemann, Sautter und Völkle aufgelöst, und Lothar Sautter übernahm das Gasthaus Löwen.

Sautter brennt seit 1999 mit Leidenschaft nach alter Tradition Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen, Pflaumen, Äpfel, Birnen, Quitten, Schlehen und noch mehr. Nicht fehlen dürfen sortenreine Früchte wie Gewürzluiken und Bohnäpfel sowie Wildschlehen oder die Pflaumenart Zibärtle. Nötig für einen guten Brand seien ausgereifte Früchte, die zu Maische verarbeitet werden. Ebenso sei sauberes Arbeiten die beste Voraussetzung, sagt Sautter.

Durch eine schonende Destillation findet eine Trennung des Vor- und Nachlaufs statt. Nur das Herzstück, der Mittellauf, kommt zur Abfüllung. Bei 78 Grad Celsius beginnt das Ethanol zu verdampfen. Der Nachlauf ist ungenießbar, wird durch einen weiteren Brand wieder hochprozentig gemacht und gelangt als Industriealkohol auf den Markt. Während des Abbrandes muss der Brenner einige Temperaturanzeigenen im Auge haben, um ein sauberes Abtrennen von Vor-, Mittel- und Nachlauf zu gewährleisten.

Einen guten Schnaps gibt’s laut Sautter nur bei guter Obstqualität, durchgängiger Vergärung und richtiger Lagerung der Maische. Stimme schon im Fass etwas nicht, dürfe man sich nicht wundern, wenn der Schnaps nachher nicht schmecke oder sogar scharf am Gaumen sei. Das Destillat läuft über drei Böden und wird somit durchgängig destilliert, bis der Dampf abkühlt und in den Edelstahleimer läuft. Der eigentliche Brennvorgang dauere zwei bis drei Stunden und sollte mindestens fünf Werktage vorher beim Zollamt angemeldet werden, sagt Sautter. Beim Destillieren solle man sich Zeit lassen, um aus den sortenreinen Maischen deren spezifische Nuancen herauszulocken. Ein Brenner darf jährlich rund 300 Liter reinen Alkohol brennen, die Stoffbesitzer, so heißen die Obstbauern, die ihre Maische bringen, dürfen 50 Liter reinen Alkohol brennen lassen. "Terminanfragen gehen monatlich zahlreich ein, so dass ich gut ausgebucht bin", so Lothar Sautter. Sein am weitesten angereister Kunde komme aus Gladbach, verrät Sautter. Doch auch beim Lohnbrand legt Sautter Wert auf Klasse statt Masse. Auch im Gasthaus Löwen findet das 40-prozentige Destillat Abnehmer.

"Ein Edeldestillat wird am besten bei Zimmertemperatur getrunken, wobei sich das Aroma am besten entfaltet. Auch das Glas zählt optisch zum Genuss", wirft Lebensgefährtin Karin Pfeffer in die Runde. Der Mostbrand sei wieder vermehrt im Kommen, erzählt Sautter, mittlerweile gebe es Genießer, die ihren Most speziell für einen Brand ansetzten. Seine Kunden schätzten ihr eigenes Obst, welches sie bei der Ernte sorgfältig sammelten und nach dem Ausbau der Maische im Glas schmecken lassen wollten.

Für Sautter und Karin Pfeffer ist Schnaps ein hochprozentiges "Genussmittel". Sie genießen ihn am liebsten bei einem deftigen Vesper.