Ankunft in Moissy-Cramayel: 615 anstrengende Kilometer liegen hinter Michael Dihlmann und Marc Garnault. Fotos: privat Foto: Schwarzwälder Bote

Sport: Michael Dihlmann hat auf Radtour viel erlebt

Im Rahmen der mittlerweile fast 50 Jahre bestehenden Städtepartnerschaft zwischen Rosenfeld und Moissy-Cramayel gibt es regelmäßig gegenseitige Besuche. Auch Michael Dihlmann hat den Weg nach Frankreich zurückgelegt – mit dem Rad.

Rosenfeld. Über das verlängerte Wochenende an Christi Himmelfahrt hatten sich etwa 30 Rosenfelder aufgemacht, ihre Partnerstadt in der Nähe von Paris zu besuchen. Michael Dihlmann startete bereits am Montag, weil er die Strecke von mehr als 600 Kilometern in vier Tagen mit dem Fahrrad bewältigen wollte. Die erste Etappe führte von Rosenfeld nach Neuried an der Grenze zu Frankreich. Gewählt wurde die Strecke über Alpirsbach und das Kinzigtal auf dem wunderschönen Kinzigtalradweg. Nach 110 Kilometern bei mäßigen Witterungsbedingungen war das erste Etappenziel erreicht. Marc Garnault aus Moissy-Cramayel war an diesem Tag nach Neuried gereist, um die folgenden drei Etappen gemeinsam mit Michael Dihlmann zu bewältigen.

Die zweite Etappe führte über 185 Kilometer nach Nancy. Dazu bot sich für Dihlmann und Garnault die Strecke über Saverne an, die annähernd zur Gänze entlang des Rhein-Marne-Kanals führt. Dieser Kanal ist zu einem großen Teil noch in Betrieb, wird aber heute vor allem für Freizeitschifffahrt genutzt, unter anderem mit Hausbooten. Doch war auch diese eindrucksvolle Etappe von Kälte, Regenschauern und teilweise starkem Gegenwind geprägt.

Der dritte Tag begann zwar mit etwas besserem Wetter, jedoch immer noch im niedrigen Temperaturbereich. Nach einer etwa zweistündigen Fahrt durch die Wälder Lothringens war es wieder möglich, entlang des in diesem Bereich größtenteils stillgelegten Kanals zu fahren. Die Beschaffenheit des Radwegs war jedoch nicht ideal für Rennräder. Die Mittagspause in Bar-le-Duc war somit mehr als verdient.

Gegen 17 Uhr wurde die Innenstadt von Vitry-le-François in der Champagne erreicht. Was trinkt der Radfahrer dort nach so einer Tagestour mit 155 Kilometern? Natürlich einige Gläser Bier.

Die größte Herausforderung auf der letzten Etappe am Vatertag war es, das Tagesziel nach geschätzten 165 Kilometern vor 16 Uhr zu erreichen, um zeitgleich mit dem Bus der Reisegruppe aus Rosenfeld in der Partnerstadt anzukommen. So wurde der Start auf 5 Uhr festgelegt. Es war noch dunkel, was, so Dihlmann, dann ein Problem darstellt, wenn man keine Ortskenntnis hat. Nach wenigen Kilometern war schon klar, dass die ersten 70 bis 100 Kilometer am besten auf der Route Nationale 4 zu bewältigen sind. Schnurgerade und wellige Straßen, bei neun Grad und Dunkelheit, ohne Frühstück im absoluten Niemandsland, mit gleichmäßigem starkem Gegenwind – eine gewaltige mentale Herausforderung. Gott sei Dank herrschte wenig Verkehr, weil auch in Frankreich ein arbeitsfreier Tag war.

Nach dreieinhalb Stunden Fahrt und 70 bewältigten Kilometern kam der erste Lichtblick des Tages: eine Tankstelle mit angeschlossenem Restaurant. Ein großer Kaffee, ein riesiges "pain au chocolat", und schon war die Motivation wieder hergestellt. Bei etwa Kilometer 100 war der Verkehr jedoch so stark, dass ein Ausweichen auf Nebenstraßen zweckmäßig erschien. Beflügelt durch die baldige Ankunft am Ziel der Reise, wurden Kälte und einige Regengüsse locker weggesteckt. So erreichten die Beiden Moissy-Cramayel bereits gegen 15 Uhr. Zeit für trockene Kleidung und ein stärkendes Bier, bevor der Empfang der kompletten Gruppe im Rathaus stattfand.

Nach 615 nicht immer angenehmen, aber durchwegs eindrucksvollen Kilometern war für Dihlmann klar: "Dieses Erlebnis erfordert eine Wiederholung, jedoch durch die gewonnenen Erkenntnisse wohl unter anderen Rahmenbedingungen." Für das kommende Jahr sei bereits geplant, die Tour in Gegenrichtung zu absolvieren: einen Tag länger, mit kürzeren Etappen, mit dem Mountainbike statt mit dem Rennrad und daher auch für Elektroräder geeignet. Mitfahrer sind willkommen.