Alles läuft rund: Reinhold Blickle prüft ein Produkt aus der Fertigung des Rosenfelder Herstellers von Rädern und Rollen. Der Unternehmer wird an diesem Sonntag 70 Jahre alt. Foto: Blickle Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Reinhold Blickle feiert am Sonntag seinen 70. Geburtstag / Bekenntnis zum Heimatort Rosenfeld

"Auf einmal ist man 70", stellt Reinhold Blickle beinahe überrascht fest. Am morgigen Sonntag feiert der geschäftsführende Gesellschafter der Blickle Räder + Rollen GmbH & Co. KG Geburtstag.

Rosenfeld. Als jungem Mann seien ihm 70-Jährige "sehr alt" vorgekommen, sagt der Jubilar. Nun erreiche er selbst diese Zahl – und fühle sich gar nicht alt.

Seit mehr als 40 Jahren steht er jeden Morgen um 6.40 Uhr in der Firma – "obwohl ich kein Frühaufsteher bin. Aber die Pflicht fordert das."

Pflicht – dieser Aspekt zieht sich durch sein gesamtes Berufsleben. Ihm sei es einst gegangen wie Donna Isabella in Schillers "Braut von Messina", sagt er: "Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Trieb", das hätte über seinem Einstieg in den Beruf stehen können: "Eine Wahl hatte ich nie."

Als sein Vater Heinrich mit 41 Jahren während einer Geschäftsreise starb, war Reinhold gerade einmal zwölf und das älteste von fünf Kindern: "Ich war alt genug, um die Tragik zu verstehen, aber noch zu jung, um meine Mutter zu unterstützen."

Elisabeth Blickle übernahm die Führung des damals 40 Mitarbeiter zählenden Unternehmens. Ihrem ältesten Sohn war vorbestimmt, eines Tages den elterlichen Betrieb zu leiten.

Nach dem Abitur lernte er daher bei Bizerba in Balingen Industriekaufmann. Schon auf der Berufsschule lernte er Walter Wager kennen, den er später in die Firma holte und der ihm bis heute als Geschäftsführer zur Seite steht.

Auf solche Personalentscheidungen ist Blickle stolz: Einige Mitarbeiter, die er schon als junge Menschen in wichtige Positionen gebracht hat, seien heute Stützen des Unternehmens. Menschenkenntnis und die Auswahl fähigen Personals seien entscheidend für unternehmerischen Erfolg.

Und die meisten der älteren Mitarbeiter kennt er persönlich. Bevor das Unternehmen eine gewisse Größe überschritt, hatte der Chef täglich direkten Kontakt mit ihnen.

Nach Ausbildung und Bundeswehr arbeitete Blickle zweieinhalb Jahre lang im Betrieb. Von 1973 bis 1977 studierte er Betriebswirtschaftslehre, ehe er zum 1. August 1977 in die Geschäftsführung eintrat.

Mehr als 41 Jahre ist das her. Ebenso lange hat Reinhold Blickle eine 60- bis 70-Stunden-Woche: "Das Unternehmen macht einen großen Teil meines Lebens aus."

Unternehmen gehört zu den größten Räder- und Rollenherstellern

Bis zu drei Mal in der Woche ist er abends mit Kunden aus der ganzen Welt zum Essen verabredet. Denn die Firma Blickle gehört mit heute weltweit mehr als 1000 Mitarbeitern und 17 eigenen Vertriebsgesellschaften in Europa, Nordamerika und Asien zu den weltweit drei größten Räder- und Rollenherstellern; sie wurde von der "Wirtschaftswoche" zum wiederholten Male zum "Hidden Champion" und Weltmarktführer gekürt.

Viel schöner ist es aber daheim: "Ich bin dankbar für jeden Abend, an dem ich zuhause sein kann." Ebenso freut er sich, dass er in den Mittagspausen nach Hause kann, um mit seiner Frau Denise zu essen, mit der er seit 34 Jahren verheiratet ist.

Zeit für Hobbys bleibt nur wenig. Der Jubilar liest Bücher über historische Themen und treibt "ein wenig Sport, damit ich fit bleibe". Eine Jacht besitze er nicht, und er jage auch nicht, sagt er augenzwinkernd: "Dazu bin ich zu schwäbisch."

Das ist keine Koketterie: Sparsamkeit und Heimatliebe prägen Reinhold Blickle. So feiert er seinen 70. Geburtstag im Familienkreis mit Geschwistern, Frau und seinen beiden Kindern. "Ich bin nie einer gewesen, der groß auf den Putz haut", so der Unternehmer.

Und Rosenfeld fühle er sich nach wie vor sehr verbunden:. Nicht nur weil der Familienstammbaum mütterlicherseits bis 1513 zurückzuverfolgen sei: "Ich bin hier aufgewachsen, aufs Progymnasium gegangen und wohne mein ganzes Leben hier", hält der Firmenchef fest.

Deshalb steht eine Verlagerung des Unternehmens an einen anderen Standort – womöglich im Ausland – für ihn auch nicht zur Debatte: "Der Hauptsitz bleibt hier", betont Reinhold Blickle und lässt den Worten Taten folgen: Mitte kommenden Jahres soll mit der Erweiterung des Verwaltungsgebäudes durch ein Kundenzentrum sowie dem Neubau einer Kunststoff-Fertigung begonnen werden.

Irgendwann wolle er auf jeden Fall einen Gang zurückschalten, sagt Reinhold Blickle. Doch zuvor will er seine Kinder Sarah (33) und David (30) noch einige Jahre lang begleiten und ihnen Zeit geben, sich einzuarbeiten. Die beiden sind seit einem Jahr im Unternehmen tätig. Blickle Räder + Rollen soll mit der Betriebswirtschaftlerin und dem Maschinenbauingenieur an der Spitze auch in der dritten Generation ein familiengeführtes Unternehmen bleiben.