VortragsreiheDaniela Hatzenbühler spricht über die Bedeutung von Bindungen zu Bezugspersonen

Der zweite Abend der ökumenischen Themenreihe "Lasst die Kinder zu mir kommen" hat die Bedeutung einer sicheren Bindung gezeigt.

Rosenfeld. Der Einladung zum zweiten Abend der ökumenischen Themenreihe auf dem Kleinen Heuberg zu Fragen christlicher Erziehung im Evangelischen Gemeindehaus waren vor allem Mütter und Erzieherinnen gefolgt.

Die Leiterin des katholischen Kindergartens St. Michael in Geislingen, Daniela Hatzenbühler, Mentorin für SAFE ("Sichere Ausbildung für Eltern") – das sind Kurse für Eltern, die der Münchner Kinder- und Jugendpsychotherapeut Karl Heinz Brisch entwickelt hat –, zeigte die Bedeutung einer sicheren Bindung für die Entwicklung eines Kindes.

Schon vor der Geburt bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres solle Eltern als verlässlichen Bezugspersonen für ihr Kleinkind der Rücken gestärkt werden.

Jeder Mensch komme mit einem tiefen Bedürfnis nach Bindung auf die Welt und brauche einen guten Platz, an dem er sich verankern kann.

Daniela Hatzenbühler erläuterte Formen einer sicheren Bindung. Dabei entstehe und wachse die Bindung an eine Bezugsperson erst in den ersten Lebensmonaten, so dass nicht nur leibliche Eltern die Hauptbindungsperson für ein Kind werden können. Wesentlich sei nur, dass ein Kind eine Person als "sicheren Hafen" erfahren könne, von dem aus es sich getragen und frei fühle, um seine Umgebung und Welt entdecken und dazulernen zu können.

An berührenden Ausschnitten des Films "Babys" aus aller Welt von Thomas Balmès wurde den Zuhörern deutlich, dass die Bindung eines Kindes zu seinen Eltern in verschiedenen Kulturen sehr unterschiedlichen Bedingungen ausgesetzt ist, doch immer auf Blickkontakt, Nähe und Zeit mit dem Kind angewiesen ist. Der Statistik zufolge scheint das in Afrika, wo mehr als 90 Prozent der Kinder sicher gebunden sind, leichter möglich als in der westlichen Welt, in der nur 50 bis 60 Prozent der Kinder eine sichere Bindung zeigen.

Ein Rollenspiel mit drei Freiwilligen aus dem Publikum zeigte anschaulich das Knüpfen von Bindungen zwischen dem Kind, seiner Mutter und seinem Vater. Dabei kam zum Ausdruck, dass das Kind eine je eigene Bindung zu Mutter und Vater aufbauen will und auch die Eltern ihre Zeit miteinander nicht vernachlässigen sollen. Ein sicher gebundenes Kind könne Phasen des Alleine-Spielens und Erkundens seiner Welt gut aushalten, erläuterte die Referentin.

Das werde auch am Verhalten von Kindern deutlich, wenn sie in eine neue Umgebung wie den Kindergarten kommen, in der die Hauptbindungsperson, etwa die Mutter, zeitweise von ihnen getrennt ist: Sicher gebundene Kinder könnten sich nach anfänglichem Weinen, wenn die Mutter geht, wieder beruhigen und sich auf eine Erzieherin einlassen, weil sie Vertrauen haben: Die Mutter komme ja zurück, und der sichere Hafen bleibe erhalten. "Bei der Wiederkehr der Mutter freuen sie sich sichtlich und suchen ihre Nähe", so die Erzieherin.

Unsicher gebundene Kinder dagegen würden sich bei der Trennung von der Mutter entweder unbeeindruckt verhalten oder könnten sich auch heftig gegen die Trennung wehren, weil sie sich nicht sicher fühlten, ob sie auch zurückkomme.

Je sicherer der Hafen verlässlicher Bezugspersonen, desto weiter wage sich ein Kind zur Erkundung der Welt hinaus, desto konzentrierter, kreativer und lernfähiger könne es sein.

Deshalb sollten Babys auch nicht allein gelassen werden, so Hatzenbühler. Man könne sie nicht verwöhnen, eher eine panische Angst entstehen lassen, wenn man auf ihr Schreien als Bedürfnis nach Nähe nicht eingehe.