Elvira Sieber liebte ihre große Familie, Vereine und Geselligkeit.Foto: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

Nachruf: Elvira Sieber ist mit 78 Jahren gestorben / Sie war die erste Sanka-Fahrerin im Zollernalbkreis

Rosenfeld. Im Alter von 78 Jahren ist Elvira Sieber im Kreis ihrer großen Familie gestorben. Sie war unter anderem lange Mesnerin in der Stadtkirche, Gründungsmitglied des DRK Rosenfeld und Vorsitzende des VdK-Ortsvereins.

Elvira Mayer wurde am 8. Februar 1942 in Berlin-Johannisthal geboren als Tochter von Martha Mayer aus Hamburg und Maurerpolier Karl Mayer aus Rosenfeld. Sie wuchs als Jüngste mit zwei Brüdern und einer Schwester auf. 1945 flüchtete ihre Mutter mit ihren vier Kindern und einem Handwagen zu Fuß zuerst von Berlin nach Hamburg zur Familie der Mutter, später zog sie weiter nach Rosenfeld zu ihren Großeltern väterlicherseits.

Ihren Vater lernte Elvira erst mit sieben Jahren kennen: Da kam er aus französischer Gefangenschaft unangekündigt zurück nach Rosenfeld, und sie erschrak, als ein ausgehungerter, dürrer Mann vor der Tür stand.

Die Familie baute in der Pfingsthalde ein Haus, wo Elvira mit ihren Geschwistern und Freunden eine glückliche Jugendzeit erlebte, von der sie immer gern erzählte.

Nach der Volksschule besuchte sie die Handelsschule in Oberndorf. Weil sie perfekt zeichnete, hätte sie – auch auf Empfehlung ihres Lehrers – gern eine künstlerische Richtung eingeschlagen, doch das war nach dem Krieg nicht einfach. So machte sie eine Ausbildung zur Bürokauffrau und arbeitete dann im Büro des elterlichen Betriebs bei ihrem Vater Karl Mayer.

1963 heiratete sie Georg Sieber aus Binsdorf. Das Ehepaar bekam drei Töchter und einen Sohn. Später kamen zwölf Enkel und vier Urenkel hinzu.

lhre Liebe zur Malerei zeigte Elvira Sieber in der "Lüftlmalere" am 1970 gekauften Haus in der Leidringer Straße, in ihrer Bauernmalerei und durch ihre gesammelten Kunstobjekte, mit der sie die Wohnung liebevoll dekorierte.

Von 1975 an arbeitete Elvira Sieber als Bürokauffrau in einem metallverarbeitenden Betrieb in Geislingen und von 1982 bis zur Rente in der Rechtsabteilung beim DGB in Balingen. Gleichzeitig leitete sie viele Jahre die AWO in Balingen.

Vollen Einsatz brachte Elvira Sieber im Beruf und in der Liebe und Fürsorge für ihre Familie – und dann auch für ihre Enkel – hier war Elvira Sieber in ihrem Element.

Für Ihre Kinder, ihre Enkel und deren Freunde stand ihre Tür stets offen; vor und nach der Schule kamen die Kinder vorbei, haben bei ihr gegessen, erzählt, musiziert; wurden bei den Hausaufgaben unterstützt, aus dem Kindergarten abgeholt und zu Vereinsterminen gefahren.

Elvira Sieber kochte bis vor wenigen Jahren immer sonntags für die ganze Familie – nicht selten saßen mehr als 20 Personen um den großen Tisch. Sie genoss diese Zeit mit der ganzen Familie sichtlich und nahm als Mittelpunkt der Familie Anteil an allen Begebenheiten der Kinder und Enkelkinder. "Das hält mich jung und fit und immer up-to-date, was gerade so ›in‹ ist", sagte sie immer. Dazu passt auch, dass sie viele Jahre im Elternbeirat und als Elternbeiratsvorsitzende in den Rosenfelder Schulen aktiv war.

Daneben engagierte sie sich in vielen Rosenfelder Vereinen: Sie war Gründungsmitglied im DRK Rosenfeld, im deutschen Vergleich erzielte sie mit der DRK-Bereitschaft Rosenfeld den dritten Platz im Bundeswettbewerb. Sie war die erste Sanka-Fahrerin im Zollernalbkreis und mehr als 50 Jahre lang Bereitschaftschaftsführerin – dafür wurde sie zur Ehrenbereitschaftsführerin ernannt – sowie Trägerin der Verdienstmedaille des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg.

Diese soziale Ader zeigte sich auch in ihrem Vorsitz des VdK Rosenfeld – 21 Jahre lang, in denen sie sich für Rente und Rechtsangelegenheiten ihrer Mitglieder einsetzte. Mit den Worten "I kann doch meine Leitle net alloi lasse" organisierte sie gesellige Zusammenkünfte und Ausflüge mit stets musikalischem Abschluss. Ihre herzerfrischende Art habe allen gut getan, bekundete eine Bekannt.

Die Liebe zu Geselligkeit, Singen und Musik kam auch in ihrer Mitgliedschaft im Gesangverein und der Stadtkapelle Rosenfeld zum Ausdruck, die sich zu manchem Fest auch bei Siebers in der Leidringer Straße trafen.

In der evangelischen Kirchengemeinde war sie 15 Jahre lang Mesnerin in der Stadtkirche bis 1990. Mit Liebe und Hilfe der ganzen Familie setzte sie sich ein.

"Beim Kinderfest durfte ihr einmaliger Kartoffelsalat nicht fehlen", so ihre Tochter Daniela Rauch.

Erst jüngst erklärte ihr eine heute 40-Jährige: "Das Kinderfest war kein Kinderfest ohne Steak mit Kartoffelsalat von der Frau Sieber!"

2012 bekam Elvira Sieber im Auftrag des Ministerpräsidenten Kretschmann die Landesehrennadel für jahrelanges, beispielhaftes ehrenamtliches Engagement überreicht.

Im Ruhestand gönnten sich Elvira und Georg Sieber einige Reisen, etwa nach Russland und Kanada, bei denen auch die Enkel sie begleiten durften.

Mitten aus dem Leben starb vor zwei Jahren ihr Ehemann Georg. Jetzt bewährten sich auch jahrzehntelange Freundschaften. Die Witwe freute sich, dass ihre Freunde sie zu Ausflügen abholten, an Weihnachten an sie dachten, sich während ihrer Krankheit nach ihr erkundigten oder mit ihr telefonierten.

Elvira Siebers "typischer knitzer und optimistischer Mayer-Humor" ist nach Ansicht von Daniela Rauch sicher auch ein Geheimnis ihrer Kraft, sich nie hängen zu lassen und Ausdauer zu haben in all ihrer Hingabe. "Humor bringt eine Fröhlichkeit und Leichtigkeit ins Leben, die auch schwere Zeiten durchstehen lässt", sagte sie immer.

Die Beerdigung von Elvira Sieber fand am vergangenen Samstag auf dem Friedhof Rosenfeld statt.