Eine Karte zeigt Geislingen mit dem alten Schloss. Auf dem rechten Bild: die bemalten Kacheln aus dem Porzellan-Pavillon. Fotos: Privat Foto: Schwarzwälder Bote

ZiSch: Adelsgeschlecht der Herren von Bubenhofen lässt in Geislingen ein Schloss bauen / Eigentümer haben nie darin gewohnt

Geislingen. Das Schloss in Geislingen zieht einige Blicke auf sich, es ist im Zollernalbkreis und darüber hinaus bekannt. Nur wenige kennen die Geschichte dahinter, welche sich mit vielen interessanten Fakten belegen lässt.

So war das Schloss, in dem sich unter anderem heute die Stadtbücherei befindet, zuerst eine Burg, bis diese im Jahr 1426 unter den Herren von Bubenhofen zu einem Schloss erweitert wurde. Im Laufe der Jahre waren immer wieder Renovierungen notwendig, die sehr kostspielig waren.

Den Wert von Schloss Geislingen, mit seiner wechselvollen Geschichte, lässt sich in Zahlen nicht ausdrücken. Es birgt bei genauer Betrachtung einige interessante Tatsachen in sich. So haben seine Besitzer seit dem Jahr 1725 nicht mehr darin gewohnt. Es ist auch unter der Bezeichnung "Geislinger Wasserschloss"‘ bekannt, da es früher mit einem mit Wasser gefüllten Graben umgeben war. Schaut man sich die Position des Schlosses genauer an, kann man feststellen, dass es falsch herum steht. Es wirkt dadurch weniger einladend, was den Menschen damals symbolisieren sollte, dass eine Abgrenzung zum Adel besteht. Normalerweise führt, zur Bauzeit des heutigen Schlosses (1783), ein Ehrenhof mit großer Treppe ins Innere des Schlosses.

Doch zurück zur ursprünglichen Geschichte und der bereits erwähnten Familie der Herren von Bubenhofen. Diese waren im ganzen süddeutschen Raum bekannt und galten im Umkreis als eine der reichsten Familie ihrer Zeit. Der ursprüngliche Hauptsitz der Bubenhofer war eine Burg aus Holz, welche zwischen Rosenfeld und Geislingen lag. Heute ist dort die Bushaltestelle "Neue Burg", auch die Bezeichnung Bubenhofer Tal bezieht sich auf das Adelsgeschlecht. Der Einfluss der Familie spiegelt sich auch im Wappen der Stadt Geislingen wider.

Im Spätmittelalter verlor sie an Vermögen und verarmte schließlich. Die Folge war, dass ihr ganzer Besitz in Geislingen an die Herren von Stotzingen verkauft wurde. Eine wichtige Person für die Geschichte des Schlosses war Hans von Stotzingen, sein Grabmal in der St.-Ulrich-Kirche in Geislingen erinnert heute noch an ihn. Als er starb, wurde die sogenannte "Stotzinger Erbteilung" veranlasst. Bei dieser wurde Geislingen unter zwei seiner Söhne aufgeteilt. Während der eine die Hälfte von Geislingen mit Schloss bekam, erhielt der andere Erbe den Teil ohne Schloss. Dieser benötigte jedoch ebenfalls einen Adelssitz in Geislingen und baute 1598 das sogenannte "Obere Schloss". Das neu erbaute "Obere Schloss" stand dort aber nur etwa 100 Jahre lang, danach wurde es abgebrochen und an seiner Stelle ein Amtshaus errichtet. Danach wurde das Gebäude als landwirtschaftlicher Hof genutzt.

Seit dem Jahr 1698 besaßen die Schenken von Stauffenberg das Rittergut Geislingen. Mit dem Aufkommen der Industrialisierung verdienten die Einwohner von Geislingen ihr Geld vor allem in Fabriken in Balingen. Arbeitskräfte für die Landwirtschaft waren immer schwerer zu finden. Schließlich musste die landwirtschaftliche Nutzung aufgegeben werden. Das Gebäude wurde verkauft und eine Gastwirtschaft mit der Bezeichnung "Harmonie" eröffnet. Heute gehört es der Stadt Geislingen und dient als "Bürger- und Vereinshaus Harmonie".

Doch zurück zu Schloss Geislingen. Die heutige dreiflügelige Schlossanlage wurde 1783 von Damian Hugo Friedrich Anton Schenk von Stauffenberg und seiner Gattin Marie Antonia Philippa geborene Freiin von Kageneck erbaut. Von diesen wurde das neue Schloss allerdings nie bewohnt oder anderweitig genutzt. Das ebenfalls jahrelange Leerstehen des Vorgängerbaus des heutigen Schlosses führte dazu, dass sich der Treppenturm 30 Zentimeter vom Schloss löste und eine umfängliche Restaurierung unumgänglich war. In diesem Zuge wurden die beiden bereits vorhandenen Flügel des Gebäudes mit einem neuen gemeinsamen Zwischenflügel verbunden. Und genau das ist der Grundriss der Dreiflügelanlage, auf welche wir noch heute blicken. Im frühen 20. Jahrhundert wurde Schloss Geislingen, mit Genehmigung des Besitzers Franz von Stauffenberg, nach dem Stadtbrand in Binsdorf für die obdachlos gewordenen Kinder als Kinderheim genutzt. 1925 konnte das Schloss mit weiteren Gebäuden von der Stadt gekauft werden, zwei Jahre später, 1927, wurde das Rittergut endgültig aufgelöst.

Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Schloss von französischen Soldaten belegt. Danach wurde es unter anderem auch Schule und Rathaus. In den 1970er Jahren wurde ein Großteil der Gebäude um das Schloss herum abgerissen, der Schlossgarten verkleinert sowie auf das neu gewonnene Grundstück ein Bankgebäude, Wohnungen und ein Feuerwehrmagazin gebaut. Das Schloss selbst wurde grundlegend renoviert und für die Nutzung zahlreicher Geislinger Vereine eingerichtet. Heute zählen zu den Besonderheiten um das Schloss der barocke Schlossgarten mit Porzellan-Pavillon und seinen wertvollen Kachelmalereien und die daneben stehende Gabriele-Linde. Auf der gegenüberliegenden Seite sind heute der offene Pavillon und die Franz-Linde. Außerdem ziert den Schlossgarten eine weitere, besondere Linde. Diese steht dort seit dem Jahr 1472, obwohl sie schon einige Male in Brand gesteckt wurde. Trotzdem ist sie bis heute erhalten geblieben und gilt als das Naturdenkmal im Schlossgarten. Den Reichtum von früher spiegeln zudem auch ein kanadischer Mammutbaum und eine südamerikanische Akazie wider. Die außergewöhnliche Bauweise wirkte vielleicht früher nicht allzu einladend, ist heute aber im Stadtbild nicht mehr wegzudenken und mit dem Schlossgarten eine Anlage, wie es sie im Zollernalbkreis nur einmal gibt.

 Die Autoren besuchen die Klasse 9b am Progymnasium Rosenfeld.