Eine Ansicht Rosenfelds und das Deckblatt der Stadtbeschreibung sind auf dem Buchumschlag der neu erschienenen "Beschreibung und Geschichte der Stadt Rosenfeld und ihres Oberamts-Bezirks" zu sehen.Foto: Stadt Rosenfeld Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Wolfram Fischer bringt Rosenfeld-Beschreibung von Friedrich August Köhler neu heraus

Einen guten Einblick in das Leben der Menschen vergangener Zeiten liefern die rund 30 Ortsbeschreibungen, welche Friedrich August Köhler im 19. Jahrhundert angefertigt hat. Der Gemeindepfarrer in Marschalkenzimmern schrieb 1807 die erste bekannte Abhandlung über Rosenfeld. Diese hat Wolfram Fischer nun neu veröffentlicht.

Rosenfeld. Auf seinen Wanderungen erkundete Köhler, der in Tübingen Theologie studiert hatte, aber auch Vorlesungen in Geschichte, Geografie und Poesie belegte, kleine und große Orte, Burgen und Klöster im oberen Neckarraum und am Fuß der Alb. Köhler befasste sich intensiv mit deren Historie und mit damals bekannten Quellen. 1807 war Köhler das erste Mal in Rosenfeld. Damals begann er mit seiner Abhandlung zur Stadtgeschichte. Auf den Rand des Manuskripts, das im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv aufbewahrt wird, schrieb er in den Folgejahren, zuletzt 1840, ausführliche Anmerkungen und Korrekturen.

"Ich bin durch Zufall darauf gestoßen", erzählt Wolfram Fischer, Schulleiter im Ruhestand und ehrenamtlicher Rosenfelder Stadtarchivar. Der Rottweiler Kreisarchivar Bernhard Rüth hatte einen Artikel über Köhlers "Versuch einer Beschreibung und Geschichte der Stadt Rosenfeld und ihres Oberamts-Bezirks" verfasst. Das gab den Anstoß, den handschriftlichen Text erneut zu veröffentlichen – in einer für heutige Verhältnisse besser lesbaren Form.

"2018 habe ich angefangen", berichtet Fischer. Er ließ sich die Blätter aus dem Fundus des Staatsarchivs ablichten und begann sie in den Computer zu übertragen. 2019 brachte dann Maria Rauch das Werk in Form: Auf der linken Hälfte steht der Originaltext in deutscher Schrift, rechts die Übertragung. Der Text von 1807 wurde in der Schriftart Helvetica abgetippt, die Ergänzungen in einer Serifenschrift links daneben, wie in der ursprünglichen Fassung. Maria Rauch übernahm auch das Layout und gestaltete Bildmaterial wie Fotos und eine Karte des Stunzachtals.

"Überraschenderweise ist seine Abhandlung auch heute noch aktuell: Sein Werk enthält nur wenige falsche Informationen, die damals als zutreffend betrachtet wurden, aber nach heutigem Wissensstand korrigiert werden müssen", schreibt Fischer in seinem Vorwort. Teile von Köhlers Werk seien in der Oberamtsbeschreibung Sulz von 1863 und in der Balinger Kreisbeschreibung von 1961 wiederverwendet worden.

Erzürnt äußert sich Köhler über den Stadtschultheißen Kipp, der 1831 "aus der Registratur auf dem Rathaus 24 Ctr. Acten verkauft (hat) an Papierfabrikanten".

Ausführlich referiert der Autor Einwohnerzahlen, Größe, Lage und Wirtschaft der Stadt. Sein scharfer Blick schildert 1807 auch die Bürger: "Obschon diese Leute sich vorzüglich von Feldbau u. Viehzucht nähren, so haben sie doch in ihrer Kleidung u. ihrem Betragen mehr Bürgerliches u. weniger Bäurisches, als die Bewohner mancher anderen Landstädtchen."

Köhler erwähnt auch die Kirche ("ein artiges Gebäude, das viel Licht u. eine Orgel hat"), die Mühlen im Bubenhofertal, die Lateinschule, das Schloss der "Aedlen von Rosenfeld", den 1839 errichteten Gemeindebackofen und die Straßenbeleuchtung.

Ergänzt wird die Publikation durch Fotos von Wolfram Fischer und Bettina Huonker, Rekonstruktionen des ehemaligen Kreisarchivars Kurt Rockenbach und Aufnahmen des Stadtmodells von Hermann und Jürgen Läubin, das im Fruchtkasten zu sehen ist.

Abgebildet ist auch die älteste bekannte Stadtansicht Rosenfelds, der Merian-Stich von 1643. Köhler widerlegte die Behauptung, Rosenfeld sei "vor Zeiten Hohenbergisch gewesen".

das buch: Friedrich August Köhler, Versuch einer Beschreibung und Geschichte der Stadt Rosenfeld, und ihres Oberamts-Bezirks. Hauptstaatsarchiv Stuttgart J 15 Bd 89. Herausgegeben von Wolfram Fischer im Auftrag der Stadt Rosenfeld, 144 Seiten, 18 Euro; erhältlich bei Buchhandlung Rädel Download: www.rosen feld.de