Aus dem 17. Jahrhundert stammt das Leidringer Gasthaus zum Grünen Baum. Seit den 1990er-Jahren steht es leer. Fotos: Hertle Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Roland Holweger hat die Geschichte des "Grünen Baums" aufgearbeitet / Letzte Wirte: Familie Hölle

Bis ins 17. Jahrhundert reicht die Geschichte des Gasthauses Grüner Baum in Leidringen zurück. Roland Holweger, der schräg gegenüber wohnt, hat die Geschichte des einst stattlichen Gebäudes und der Familien erforscht, die dort gewohnt haben.

Rosenfeld-Leidringen. Das Wirtshaus ist verlassen, Löcher klaffen im Dach, der Anbau ist zerfallen. Doch Malermeister Holweger erinnert sich an alte Zeiten. Er stützt sich auf das 1947 veröffentlichte Buch von Professor Wilhelm Wille "Die Ahnen der Familie Wille". Denn diese hatte früher den "Grünen Baum" geführt.

Holweger vermutet wie die Landesdenkmalpflege, dass das heutige denkmalgeschützte Wirtshaus mit Holzbalken eines Vorgängergebäudes errichtet worden ist. Untersuchungen des Bauholzes weisen auf das Jahr 1673 hin.

Erster nachweisbarer Eigentümer ist Johannes Nagel aus Rosenfeld. Er verkaufte das Gasthaus 1793 für 892 Gulden in bar an Johannes Binder, Tuchmacher aus Rosenfeld. Binder erweiterte und renovierte das Gebäude, bevor er es an seinen Bruder, den Bierbrauer Bernhard Binder aus Dinkelsbühl, verkaufte, den Ehemann von Barbara Schilling, Tochter des Gastwirts Johann Jacob Schilling aus Bopfingen.

1761 hatte diese Karl Anton Wille geheiratet, Unteroffizier beim preußischen Militär. Das Ehepaar bekam zwei Kinder, Tochter Dorothea Margaretha, die 1762 im Alter von fünf Monaten starb, und Gottwalt Friedrich Wille, 1763 in Bopfingen geboren. Dieser kam auf Drängen seiner Mutter und seines Stiefvaters 1801 nach Leidringen. Zweiter Ehemann war Johannes Steimlen, der sieben Wochen nach der Hochzeit starb.

Das Ehepaar Binder kaufte 1795 das Anwesen für 1200 Gulden. Damals wurde das Erdgeschoss als Bäckerei und Bierbrauerei umgebaut. Ab 1802 betrieben Gottwalt Friedrich Wille und seine Ehefrau Maria das Gasthaus.

"Unzufrieden mit der neuen Situation von Kirche und Staat" siedelte Gottwalt Friedrich Wille 1806 mit seiner Familie um und wurde Pächter der Klosterschenke in Rottenmünster. Das Wirtshaus in Leidringen wurde verpachtet.

Der Sohn der Willes, Karl Friedrich, geboren 1809, heiratete 1831 Anna Huonker aus Täbingen. Sein Vater verkaufte ihnen den "Grünen Baum" für 3000 Gulden. Im Gegenzug erwarb er das Gasthaus Sonne.

Nach dem frühen Tod von Karl Friedrich Wille stand seine Frau Anna mit den beiden Kindern Gottlob Friedrich (geboren 1832) und Jakob Friedrich (1833) allein da. Sie heiratete Balthas Rauschenberger aus Egenhausen, starb aber 1839. Ihre beiden Söhne wuchsen bei den Großeltern auf. Gottlob Friedrich heiratete 1857 in Täbingen Anna Catharina Ruoff und bekam die Kinder Anna und Gottlob, sein Bruder Jakob Friedrich 1856 ebenfalls in Täbingen Anna Barbara Trick. Das Paar wanderte mit seinen drei Kindern Anna, Anna Barbara und Fritz 1878 nach Amerika aus.

Stiefvater Balthas Rauschenberger verheiratete sich mit Anna Maria Kunz. Das Paar bekam zehn Kinder. Sohn Carl Rauschenberger führte mit seiner Frau Anna Maria Kaz das Gasthaus weiter. Doch gab es keinen Nachfolger.

Neuer Besitzer wurde Andreas Ruoff mit seiner Ehefrau Maria. Sie bekamen 14 Kinder. Nachfolger wurde Andreas junior, verheiratet mit Barbara Hölle. Er starb mit 35 Jahren, und so wurde das Anwesen an den Bierbrauer Johannes Hölle veräußert, verheiratet mit Katharina Huonker und Vater der Kinder Barbara, Johann Georg und Ernst Hölle.

Katharina und ihre drei Kinder betrieben die Gastwirtschaft und die Brennerei intensiv weiter, ebenso die Land- und Forstwirtschaft, die Imkerei, Geflügel- und Viehhaltung. Katharina Hölle starb 1958, die beiden älteren Kinder 1978 und 1975. Ernst Hölle kam ins Pflegeheim Haigerloch, danach lebte er bis 1999 in Schömberg.

Roland Holweger hat von seinem zehnten Lebensjahr an das erste Taschengeld durch Mithilfe in der Imkerei und der Landwirtschaft bei der Familie Hölle verdient. Im "Grünen Baum" ging er ein und aus. Er berichtet, dass Johann Georg ihm das Gebäude und den Eiskeller gezeigt habe, der mit einer 70 Zentimeter dicken Torfschicht isoliert gewesen sei. Im Dachboden sei Holz vom ehemaligen Schloss Täbingen verbaut gewesen.

Nach Ernst Hölles Tod wurde die Gaststätte verkauft, und das Gebäude verfällt seither. Den Gemüsegarten, früher der ganze Stolz von Barbara Hölle, kaufte eine Nachbarin.