Wirtschaft: "Own-Home"-Projekt baut ressourcenschonened und energieautark / Crowdfunding soll das Musterhaus finanzieren

Von Wolf-Ulrich Schnurr

In einem Garten in Isingen entsteht seit März ein besonderes Gebäude: Das "Own-World"-Projekt baut dort ein mögliches Haus der Zukunft.

Rosenfeld-Isingen. Kopf der Unternehmung ist der ehemalige Solera-Geschäftsführer Klemens Jakob. Er erklärt die Ziele, die er und seine Mitstreiter mit dem "Own-Home" verfolgen: "Wir wollen zeigen, dass gutes Leben und Wohnen möglich ist, ohne den Planeten zu plündern." Entstehen soll ein kleines Haus, das man selbst bauen könnte und das ganz auf einen geringen Ressourcenverbrauch sowie Energieautarkie setzt.

Die Eheleute Tatiana und Klemens Jakob haben zusammen mit Robin Valentin den Planentwurf erstellt. Die eigentliche Konstruktionszeichnung stammt von Willi Mayer Holzbau in Bisingen; das Unternehmen hat auch die Einzelteile angefertigt, aus denen seit dem 17. März zügig das Musterhaus entstanden ist. Während des Aufbaus wurde der Plan noch in manchen Punkten modifiziert.

Eine Unterkellerung gibt es nicht. Das Gebäude steht auf sechs in den Boden betonierten Stützen; die Serienversion soll dann mit lediglich zwei Streifenfundamenten auskommen.

Darauf steht ein tragendes Gerüst in Holzständerbauweise. Dessen Einzelteile werden in Schwalbenschwanzverbindungen gesteckt – dazu muss man kein gelernter Handwerker sein. Klemens, Tatiana und Camila Jakob, Robin Valentin, Markus Kohlhase und Laura Truillo haben das selbst gemacht.

Damit das Holzhaus möglichst wenig Energie nach draußen verliert, verfügen die Wände über eine 20 Zentimeter dicke Wärmedämmung. Die Fenster sind dreifachverglast.

Solaranlage auf dem Dach

Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach liefert den benötigten Strom. Zehn Module mit zusammen 2,4 Kilowatt Spitzenleistung speisen einen Batteriespeicher, der unter dem doppelten Fußboden verborgen ist. Im Sommer produziere die Anlage Überschuss, ist Klemens Jakob zuversichtlich.

Auch möglichst wenig Wasser soll das "Own.Home" verbrauchen: Zum Duschen und Händewaschen wird Regenwasser verwendet und danach durch Pflanzen auf dem Dach wieder gereinigt. Mit Fäkalien verunreinigtes "Schwarzwasser" fällt nicht an: Die Toilette arbeitet "trocken" und kompostiert die "Geschäfte" weitgehend geruchlos.

18 Quadratmeter

Die Wohnfläche ist überschaubare 18 Quadratmeter klein, hinzu kommen neun Quadratmeter Schlafbereich unterm Dach. Das klingt nach wenig, aber vor allem ältere Besucher seien von dem Häuschen angetan gewesen, berichtet Tatiana Jakob: Diese bräuchten gar nicht so viel Platz. Außerdem wird die vorhandene Fläche möglichst effizient genutzt: Abgesehen vom Platz für die Batterie steht der gesamte doppelte Boden als Stauraum zur Verfügung. Und die Treppe ist so konstruiert, dass sie zugleich als Regal dienen kann.

Die Baupläne des Holzhauses wollen die Jakobs und ihre Mitstreiter als "Open Source" frei zugänglich machen; jedermann könnte die nötigen Teile dann selbst fertigen und aufbauen. Etwas realistischer ist jedoch die Perspektive, dass Privatleute einen fertigen Bausatz kaufen – der würde auf einen einzigen Lastzug passen. Das "Own-World"-Team würde bei dessen Errichtung die Bauleitung übernehmen.

Wer Geld hat, aber keine Zeit, selbst Hand anzulegen, könnte sich auch ein schlüsselfertiges Haus auf sein Grundstück bauen lassen. Die reinen Materialkosten des Holzhauses betragen rund 50 000 Euro. Den Prototypen und die bisherigen Arbeiten haben die Jakobs aus eigener Tasche bezahlt. Doch sie hoffen auf Unterstützung: Auf der Crowdfunding-Plattform "Startnext" soll kommenden Monat eine sechswöchige Finanzierungsphase beginnen, um die 50 000 Euro Anschubmittel zu erhalten. Im Sommer soll das erste "Own-Home" in Isingen nutzbar sein.

Menschenwürdige Bleibe

Eine Hoffnung und Idee dabei ist zudem, dass das "Open-Source-Gebäude" auch zur menschenwürdigen Unterbringung von Flüchtlingen dienen könnte. Mitarbeiter des Zollernalbkreises haben laut Klemens Jakob das Musterhaus in Isingen bereits in Augenschein genommen. Bei der Errichtung hat auch ein ghambischer Asylbewerber geholfen, der momentan in Hechingen lebt.

Weitere Informationen: www.ownworld.org