Die Günther-Lehner-Stiftung GmbH, welche die Rosenfelder Brauerei Lehner betreibt, hat Insolvenzantrag gestellt. Archiv-Foto: Hertle Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Geschäftsbetrieb und Produktion sollen in vollem Umfang weitergehen / Mitarbeiter erhalten weiterhin Geld

Das Rosenfelder Traditionsunternehmen Brauerei Lehner hat Insolvenzantrag gestellt. Das hat das Büro des vorläufigen Insolvenzverwalters, des Stuttgarter Rechtsanwalts Axel Kulas, mitgeteilt.

Rosenfeld. Die Fortführung des Geschäftsbetriebes ist laut Kulas im vollem Umfang sichergestellt. Die Mitarbeiter erhalten ihre Löhne über das Insolvenzgeld.

Am vergangenen Freitag hat die Geschäftsleitung des Rosenfelder Unternehmens, das laut Insolvenzverwalter 17 Mitarbeiter beschäftigt, beim Amtsgericht Hechingen Insolvenzantrag gestellt.

Die Brauerei produziert schon seit fast 90 Jahren preisgekrönte Biere für die Region. Sie ist eine der letzten Privatbrauereien im Zollernalbkreis. Aufgrund sinkender Einnahmen, künftigen Investitionsbedarfs und einem umkämpften Markt mit starker Konkurrenz mussten laut Kulas in den vergangenen Monaten trotz durchgeführter Sanierungsmaßnahmen erhebliche Verluste verkraftet werden, die jetzt zur drohenden Zahlungsunfähigkeit führten.

2018 war mit Hilfe vieler privater Investoren über den Verkauf von Genussrechten das neue Sudhaus finanziert und in Betrieb genommen worden. Diese Maßnahme habe, so Kulas, allerdings nicht ausgereicht, um die Trendwende zu schaffen.

Der Geschäftsbetrieb wird nach seinen Angaben jedoch in vollem Umfang weitergeführt, und sämtliche Bestellungen werden in der gewohnten Qualität termingerecht ausgeliefert. Das konnte der vom Amtsgericht bestellte vorläufige Insolvenzverwalter Axel Kulas berichten. Auch alle gebuchten Feste und Veranstaltungen könnten beliefert werden – so auch der nächste Woche stattfindende Kultursommer in Balingen.

Die Mitarbeiter seien auf einer Betriebsversammlung bereits darüber informiert worden, dass ihre Löhne jedenfalls bis Ende September durch das staatliche Insolvenzgeld gesichert sind. "Wir haben eine hoch motivierte Belegschaft und preisgekrönte Produkte, so dass ich zuversichtlich bin, in den nächsten Monaten einen Investor zum Erhalt des Standorts zu finden", so Kulas. Die ersten Reaktionen der Kunden und Lieferanten, die das Traditionsunternehmen weiter unterstützen wollen, stimmten ihn zudem optimistisch.

Die Brauerei produziert nach eigenen Angaben 8000 Hektoliter Bier im Jahr und vertreibt jährlich zwischen 60 000 und 80 000 Liter Wein aus biologischem Anbau. Dazu kommt ein Getränkefachmarkt.

Seit 1998 besteht die "Günther-Lehner-Stiftung"; geleitet wird diese von einem Vorstandsgremium, das aus fünf Mitgliedern besteht. Vorsitzender des Stiftungsvorstands ist Landrat Günther-Martin Pauli.

Das Vermögen der Stiftung besteht aus den Geschäftsbereichen der Günther-Lehner-Stiftung GmbH – der Brauerei, der Weinkellerei sowie dem Getränkefachmarkt. Aus dem Stiftungsvermögen wurde bisher jährlich eine Ausschüttung an soziale Einrichtungen im Zollernalbkreis vorgenommen. Es konnten bereits mehr als 50 000 Euro übergeben werden.

Nach mehr als 30 Jahren hatte der langjährige Geschäftsführer Egon Stehle Ende April das Rosenfelder Unternehmen verlassen. Prokurist und Vertriebsleiter Rolf Brobeil übernahm Stehles Aufgaben. Andreas Klausmann ist für Technik und Betrieb verantwortlich.