Familie Digiser mit Vater Michael, Sohn Noel, Mama Sarah und Sohn Lennox. Die Eltern sagen, dass die so lange andauernde Schließung der Kitas und Spielplätze, für die noch kein Ende in Sicht ist, fast schon "Kindesmisshandlung" sei. Foto: Privat

Viele ärgern sich darüber, dass Kindergärten und Spielplätze zu bleiben. Kindern fällt Decke auf den Kopf  

Rosenfeld - Die Landesregierung hat am 13. März beschlossen, dass die Kindergärten aufgrund des Corona-Virus’ geschlossen werden. Auch die Spielplätze stehen den Kindern nicht mehr zur Verfügung. Das belastet viele Familien und sorgt oftmals auch für Ärger.

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Familie Digiser aus Rosenfeld ist sauer. Seit Wochen sind Kindergarten und Spielplätze geschlossen und ihr kleiner Sohn Noel ist deswegen traurig. Der Zweieinhalbjährige würde gerne wieder mit seinen Freunden in der U-3-Gruppe spielen oder einmal rutschen und schaukeln. Doch die Corona-Krise, genau genommen die damit einhergehenden Verfügungen der Landesregierung, lassen das nicht zu.

"Der Kindergarten gefällt ihm sagenhaft gut", sagt sein Vater Michael Digiser. Klar ist, dass kleine Kinder nicht in der Lage sind, beim gemeinsamen Spielen auf einen Abstand von eineinhalb Meter zu achten, oder beim Niesen die Ellenbeuge zu benutzen. Klar ist für Michael Digiser aber auch, dass die Situation in ein paar Wochen oder Monaten nicht anders sein wird. Warum also die Kindergärten oder Spielplätze nicht gleich wieder öffnen.

Für ihn ist es "Kindesmisshandlung", wenn die Kleinsten nicht an sozialen Kontakten teilhaben dürfen, und er ist sich sicher, dass das bei dem einen oder anderen Kind einen psychischen Knacks hinterlassen könnte. Er versteht es nicht, dass Geschäfte wieder öffnen dürfen, aber Kindereinrichtungen zubleiben müssen.

Noel fällt die Decke auf den Kopf

Die Digisers stehen damit vor einer Herausforderung, denn sie haben keinen Garten, wo sie ihren Noel rennen lassen können. Den ganzen Tag zu Hause, fällt dem Kleinen aber die Decke auf den Kopf. "Wir glauben, dass es vielen Kindern, vielen Familien so geht", sagt der 43-jährige Vater.

Er berichtet von einer Bekannten, die Homeoffice macht, und deshalb ihr Kind stundenlang vor den Fernseher setzen muss, damit sie überhaupt arbeiten kann.

Bis vor Kurzem war Michael Digiser noch in Elternzeit, da seine Frau Sarah vor zwei Monaten ihr zweites Kind, Lennox, zur Welt gebracht hat. Jetzt muss er wieder zur Arbeit und die 37-jährige Mutter muss sich allein um die zwei Kinder kümmern.

Besonders geärgert hat sich die Familie, als sie in Balingen in einem Supermarkt gemeinsam einkaufen wollte, aber nur eine Person pro Einkaufswagen erlaubt war. "Da hing ein Schild, auf dem stand: ›Der Einkauf ist kein Familienausflug.‹ Das ist doch eine Frechheit.", echauffiert sich der 43-Jährige.

Er wünscht sich, dass einmal Politiker der Landes- oder Bundesregierung einen Tag lang in eine betroffene Familie kommen würden, um zu sehen, wie schwierig die Lage für die Kinder ist. Seine Hoffnung ist, dass die Kindergärten am 4. Mai wieder öffnen, damit der kleine Noel wieder mit seinen Freunden spielen kann.

In vier Stufen zur Wiederöffnung

Doch eine Lösung scheint in Sicht: Die Bundesländer und das Bundesfamilienministerium haben sich jetzt auf einen Plan zur Wiedereröffnung der Kindergärten geeinigt. Die Familienminister von Bund und Ländern empfehlen in der Corona-Krise einen behutsamen Wiedereinstieg in die Kinder-Tagesbetreuung in vier Stufen.

Der Beschluss soll in die Beratung der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten an diesem Donnerstag, 30. April, einfließen. Die Jugend- und Familienminister sind sich einig, dass die gegenwärtigen Beschränkungen einen schweren Einschnitt für die Kinder darstellen. Sie haben daher beschlossen, dass die Kindertageseinrichtungen und die Kindertagespflege in den Ländern behutsam und stufenweise und unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation vor Ort in den folgenden vier Phasen wieder geöffnet werden sollen: von der aktuell bestehenden Notbetreuung über eine erweiterte Notbetreuung, einen eingeschränkten Regelbetrieb bis zurück zum vollständigen Regelbetrieb.

Zudem sollen familiäre Betreuungsformen in Betracht gezogen werden, um Kindern, die im Rahmen der stufenweisen Öffnung nicht an der Kindertagesbetreuung teilnehmen können, ein kleines Maß sozialer Kontakte zu ermöglichen und ihre Eltern zu entlasten.

Zur Entlastung der Familien schlagen die Minister außerdem vor, die Öffnung von Spielplätzen zu überprüfen. Dann könnte auch der kleine Noel endlich wieder rutschen und schaukeln.