Um eine langfristige Stabilität zu erreichen, wird an dieser Böschung der Untergrund verbessert. Die Elemente werden in Magerbeton gegründet. Foto: Wolf

Ausgeklügeltes Leitsystem wird an L 415 eingebaut. Aufbringen des Feinbelags ab 20. Mai.

Rosenfeld/Oberndorf - Kröten und grauer Beton, kleine Tiere, große Maschinen, wochenlange Arbeiten an der L 415 zwischen Bochingen und Brittheim. Warum? Natur- und Umweltschutz sowie Verkehrssicherheit stehen hier für eine größere Baumaßnahme Pate.

 

Schon vor einiger Zeit wurden bei der Sanierung dieser Rüttelpiste drei Durchlässe gebaut, die Kröten und anderen Kleintieren dazu dienen sollen, auf ihrer Wanderung sicher die stark befahrene Straße unterqueren zu können.

Nun ist es aber nicht so, dass diese Tiere den Weg durch die gar nicht so kleinen Tunnelbauwerke ganz von alleine finden. Deshalb muss ein aufwendiges, dauerhaftes Leitsystem gebaut werden, um den Umweltschutz nachhaltig zu garantieren.

Schon wieder eine große Baustelle mit Ampelregelung, werden manche Autofahrer seufzen – mussten sie doch im Vorjahr gut sechs Monate wegen der Sanierung der Straße erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Ab Ende Mai soll endgültig damit Schluss sein. Ab dem 20. Mai ist geplant, den Feinbelag aufzubringen.

Es geht auch um die Verkehrssicherheit

Bagger graben die Böschung ab oder schaffen Erdmaterial für den Einbau der mächtigen Betonelemente des Leitsystems herbei. Die Arbeiten gehen zügig voran, wie auch der Leiter des Straßenbauamts Rottweil, Gerold Günzer, lobt. Er unterstreicht, dass es berechtigt sei, einen derartig hohen Aufwand zum Schutz der Amphibien zu treiben. "Es geht nämlich nicht nicht nur um Naturschutz, sondern vor allem auch um Verkehrssicherheit."

Wenn Massen von Amphibien im Frühjahr bei ihrer Wanderung zu ihrem Laichort über die stark befahrene Straße kröchen und hüpften, entstehe durch die Ausweichmanöver der Autofahrer ein hohes Unfallrisiko. "Gerade bei Nässe besteht bei solchen ›Schlängelbewegungen‹ die Gefahr, dass ein Auto ins Schleudern gerät", betont Günzer. Er verweist aber auch darauf, wie hoch die Zahl der Tiere ist, die ohne Schutzmaßnahmen überfahren werden. "Die Population geht ohnehin stark zurück, weil der Mensch ihren Bewegungsraum ständig einengt". Daher sei es notwendig, auch für solche Schutzmaßnahmen Geld in die Hand zu nehmen.

Wer derzeit an der Baustelle vorbeikommt, wird erstaunt feststellen, wie mächtig die Betonteile für das Leitsystem sind und welche Erdbewegungen nötig sind, um sie einzubauen. "An einer Böschung mussten wir den Untergrund verbessern und die Leitteile in Magerbeton gründen, damit dieses System auf Jahrzehnte stabil ist", erklärt Günzer. Besondere Elemente verdeutlichen, wie ausgeklügelt das System ist. Da hindern Umkehr-Elemente an den Enden der Leiteinrichtung die Kröten daran, das System zu umwandern. Sie werden zu den Durchlässen zurückgeführt. Betonrinnen mit Gitterrost-Abdeckung bilden vor allem für den Amphibien-Nachwuchs ein unüberwindbares Hindernis auf dem Weg zur Straße, die kleinen Kröten fallen durch die Lamellen hindurch.

"Wenn man bedenkt, dass im vergangenen Jahr noch kein Cent für diese Straße vorgesehen war, haben wir jetzt eine ganze Menge: eine sanierte, wieder verkehrssichere Straße und eine schöne Einrichtung zum Naturschutz", stellt Günzer zufrieden fest und hebt den Einsatz der beiden Bürgermeister aus Rosenfeld und Oberndorf, Thomas Miller und Hermann Acker, hervor, die jahrelang um die Sanierung der Straße gekämpft hätten.