Bürgermeister Thomas Miller (links) und Stadtarchivar Wolfram Fischer wollen im Jubiläumsjahr zumindest mit einer informativen Broschüre an das erste Rosenfelder Kinderfest 1895 erinnern.Foto: Schnurr Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Stadtarchivar Wolfram Fischer hat eine Broschüre anlässlich des Jubiläums des Rosenfelder Kinderfests erstellt

Corona verhindert auch die Feiern anlässlich 125 Jahren Rosenfelder Kinderfest. Doch zumindest mit einer Broschüre will die Stadt nun an dieses Jubiläum erinnern.

Rosenfeld. Die Eilers-Stiftung, die einst den Anstoß zu den Kinderfesten gab, wurde nach der Inflation in den 1920er-Jahren aufgelöst. Die ehemalige Kinderschule, 1896 mit Stiftungsgeld gebaut, wurde in den 1990er-Jahren abgerissen. So sind als Erinnerung an diesen Teil der Rosenfelder Stadtgeschichte nur noch die jährlichen Kinderfeste übrig geblieben.

Und jetzt, im Jubiläumsjahr 2020, machen die Vorschriften zum Schutz vor dem Corona-Virus die geplanten Feiern unmöglich. Zumindest eine Art Festschrift aber hat der ehrenamtliche Stadtarchivar Wolfram Fischer zusammengestellt.

Mit 40 Seiten sei die Broschüre "125 Jahre Kinderfest" umfangreich geworden, findet Bürgermeister Thomas Miller. Anlässlich des Jubiläums sei es aber an der Zeit gewesen, diesen Aspekt nicht nur nebenbei abzuhandeln.

In dem am Donnerstag vorgestellten Heft beschreibt Fischer detailreich und mit vielen historischen Fotos sowie Skizzen die Geschichte der Eilers-Stiftung, der von dieser initiierten Kinderfeste und der Kinderschule, des heutigen Eilers-Kindergartens. An letzterem hängt übrigens noch heute das 1896 für 20 Mark angefertigte Schild "Kinderpflege".

Den Stiftern, der aus Rosenfeld stammenden Catharina, geborene Henseler, und ihrem Mann, dem New Yorker Kaufmann Anton Eilers, ging es Ende des 19. Jahrhunderts darum, die Versorgung noch nicht schulpflichtiger Kinder zu verbessern. Das Konzept "Kindergarten" war damals zwar schon mehr als 50 Jahre alt, aber noch nicht überall etabliert.

Mit einer Stiftungssumme von anfänglich 25 000 Mark – das entspricht einer Kaufkraft von gut 170 000 Euro heutzutage – brachten die Eheleute die Einrichtung auf den Weg. Rund 12 000 Mark kostete der Bau. Das übrige Geld wurde ins Form von Krediten an Rosenfelder Bürger verliehen.

Bemerkenswert sei, so der Stadtarchivar, dass offensichtlich von Anfang an Fachkräfte bei der Kinderbetreuung eingesetzt wurden. Dies belegt ein Dokument, in dem eine Fortbildung der Kinderpflegerin Anna Storz in Ebingen vermerkt ist.

Es sei folglich von Anfang an nicht nur ums "Verwahren" gegangen, sondern um eine kompetente Betreuung, so Fischer. Das zeigen auch die Anschaffungen pädagogischer Spielsachen.

Bereits ein Jahr vor der Einweihung der Kinderschule begründeten die Eilers die bis heute anhaltende Tradition der Kinderfeste, erstmals gefeiert am 23. Juli 1895.

Dabei übernahm die Stiftung die Kosten für Speisen und Getränke der Kindergartenkinder, die Stadt jene für die Schulkinder. Zusätzlich gab es viele Jahre lang auch Weihnachtsfeiern für Kinder, immer am 21. Dezember.

Eine amüsante Tatsache am Rande: In den ersten Jahren wurden beim Kinderfest noch alkoholische Getränke ausgeschenkt – bis Catharina Eilers das ausdrücklich untersagte.

Das und vieles weitere Wissenswerte ist in "125 Jahre Kinderfest" nachzulesen. Bis Freitag, 14. August, dem Geburtstag von Anton Eilers, soll eine PDF-Version der Broschüre zum Download auf der Stadt-Homepage bereitstehen. Eine gedruckte Version soll es dann im kommenden Jahr geben: Jeder Teilnehmer am Kinderfestumzug und alle Rosenfelder Haushalte sollen ein Exemplar erhalten. 2021 soll die Jubiläumsfeier nachgeholt werden.