Ronja Eibl (Archivfoto) Foto: Fuchs

Die deutschen Mountainbike-Top-Talente Ronja Eibl (Grosselfingen) und Max Brandl (Freiburg) bereiten sich mit der Nationalmannschaft im Trainingslager in Girona/Spanien auf die Saison vor.

Eibl hat bereits ihr erstes hinter sich und beim HC-Rennen in Banyoles den 14. Rang in der Elite-Klasse belegt. Im Interview sprechen sie über die Herausforderungen in der Corona-Pandemie und ihre Ziele für das Jahr 2021.

Hallo Frau Eibl, Hallo Herr Brandl, Was macht das Training, wie läufts?

Ronja Eibl: Ich habe die Trainingsumfänge an das Rennen angepasst. Ich mache eine adäquate Vorbereitung, eher intensiv, aber von nicht ganz so langer Dauer, was hier im Trainingslagers gut umsetzbar ist. Vorbereitung und Training laufen demnach gut. Maximilian Brandl: Bei mir sehen die Umstände etwas anders aus, ich möchte hier einen soliden Grundlagenblock als Vorbereitung für die gesamte Saison setzen. Es steht also sehr, sehr umfangreiches Training mit langen Ausfahrten und intensiven Einheiten an.

Wie schränkt Sie die Corona-Situation vor Ort ein und wie war es für Sie in der Vergangenheit?

Brandl: Hier in Girona sind wir eigentlich in unserer Bubble unterwegs. Wir müssen als Sportler nicht einkaufen gehen, das nimmt uns der Betreuerstab ab. Wir sind wirklich nur hier auf dem Grundstück oder auf dem Rad unterwegs. Daheim war es für mich so, dass ich am Olympiastützpunkt in Zeitslots trainieren konnte. Da ist man von der Dauer und Uhrzeit her eingeschränkter als vor Corona. Beim Radfahren betrifft mich die Pandemie sonst nicht.Eibl: Bei mir ist das ähnlich. Ich habe zwar keinen Olympiastützpunkt vor Ort, daher habe ich mir für das Krafttraining schon während des ersten Lockdowns entsprechende Geräte zugelegt, um Zuhause trainieren zu können. Vor allem die Trainingslager haben mir gefehlt, weil man doch relativ viel alleine unterwegs war. Das Teamtrainingslager musste diesen Winter ausfallen, aber ich konnte auf Gran Canaria noch einige Kilometer abspulen. Auch da haben wir so wenig Außenkontakt gehalten wie möglich und sind für uns isoliert geblieben.

Stichwort Teamspirit – treibt man sich in der Nationalmannschaft gegenseitig an?

Eibl: Klares Ja. Es ist ein großer Unterschied, ob man alleine oder in der Gruppe fährt. Meine Intervalle habe ich zwar hier in Girona meist alleine absolviert, weil Nina Benz das Rennen nicht gefahren ist und deshalb anders trainiert hat. Wir schauen aber schon, dass sich immer wieder Möglichkeiten ergeben, um gemeinsam zu trainieren. Dabei steht eher das Miteinander als das Konkurrieren im Fokus – das machen eher die Jungs (lacht).Brandl: Bei uns ist das ähnlich. Wir schauen, dass sich Überschneidungen für gemeinsame Sessions ergeben. Gerade bei längeren Einheiten ist es ein großer Unterschied, ob man alleine oder zusammen fährt.

Wie ist das, wenn man sich in einem Jahr so häufig in Trainingslagern oder bei Rennen sieht? Gibt es da Möglichkeiten, sich zu helfen oder voranzubringen?

Brandl: Den Austausch gibt es definitiv. Wir fahren zwar fast alle in unterschiedlichen Teams, können uns aber trotzdem unterstützen, pushen oder sich über Probleme oder das Material austauschen. Eibl: Hier in der Runde kann man einfach über Probleme sprechen, die einen als Sportler konkret betreffen. Das hat mir im vergangenen Jahr häufig gefehlt, als ich wenig Kontakt zu Sportlern hatte, die dieselben Probleme teilen. Im Trainingslager kann man sich auch über Kleinigkeiten unterhalten. Hier kochen wir etwa häufiger zusammen, und da hat einer vielleicht den einen oder anderen Kniff in Sachen Ernährung.

Die vergangene Saison war für Sie völlig unterschiedlich. Für Sie, Herr Brandl, lief der Herbst perfekt. Wie haben Sie es geschafft, über den Sommer die Motivation hochzuhalten?

Brandl: Das darf man so sagen – er belegte unter anderem bei der WM Rang zwölf, wurde beim XC-Weltcup in Nove Mesto Neunter und stand beim Short Track als Dritter auf dem Podium (Anmerkung der Redaktion). Wichtig ist bestimmt, dass ich im Herbst 2019 nach der U23 einen Trainerwechsel hatte, was neuen Input und neue Motivation gebracht hat. Ich habe Umfänge und Intensitäten verändert. Das erklärt den Leistungssprung vielleicht. Die Motivation steht auf einem anderen Blatt: Ich hatte im Sommer immer die Möglichkeit, mit anderen zu trainieren. Bis Juni war es kein Problem. Als die Rennen anstanden, wurde es zunehmend zäher, so dass ich mich etwas durchbeißen musste. Aber ich wollte einfach in jedem Rennen mein Bestes abrufen und habe immer gehofft, dass das reicht – und zum Glück ist das aufgegangen.

Frau Eibl, für Sie war das letzte Jahr hingegen eher zum Abhaken. Weshalb haben Sie die Saison letztendlich abgebrochen?

Eibl: Dafür haben viele Punkte den Ausschlag gegeben. Von April bis Juli habe ich im Training immer versucht, auf dem Niveau zu bleiben, das ich zu Saisonbeginn aufgebaut hatte. Ich hatte 2020 keine richtige Ruhewoche, habe deutlich mehr Umfänge trainiert. Im Training selbst habe ich das nicht gemerkt, habe keine Leistungsdiagnostik mehr während Corona gemacht, sodass nicht klar wurde, dass etwas völlig falsch lief. Der erste Wettkampf in Tschechien war dann sehr schlecht. Ich habe mich einfach leer gefühlt. Da ging über 20 Minuten nichts mehr, kein Druck aufs Pedal, nichts. Zwei Wochen später ist in Leukerbad dasselbe passiert. Der Bundestrainer hat dann vermutet, dass ich ins Übertraining gerutscht bin. Die Leistungsdiagnostik hat das dann bestätigt. Das war eine Schocknachricht, weil es eine ganze Weile dauern kann, bis man da wieder herauskommt. Ich habe dann zwei, drei Wochen komplett pausiert, Erholungstraining eingelegt, um einen Neuaufbau zu machen. Ich habe mich aber weiterhin schlecht gefühlt, kam morgens kaum aus dem Bett, habe mich da aber mit dem Ziel Weltcup durchgekämpft. Nach einer weiteren Diagnostik hat sich keine Verbesserung gezeigt, und damit waren für mich auch keine Rennen möglich.

Wie gehen Sie jetzt mit der Sorge um, ob Sie die alte Form wieder erreichen?

Eibl: Ich habe relativ schnell sowohl vom Kopf als auch vom Körper her eingesehen, dass das keinen Sinn hat, im Weltcup zu starten. Corona hat das noch erschwert – ich war alleine zuhause mit meiner Familie, hatte aber niemanden, mit dem ich mich so richtig darüber austauschen konnte. Die Woche von der WM und Nove Mesto waren natürlich sehr krass. Jeder, der viel Sport treibt, kennt das: Wenn einem der Sport fehlt, geht die Laune runter. Den anderen dabei zuzusehen ist dann schon sehr hart. Als ich endlich wieder fahren und trainieren konnte, war ich überglücklich.

Können Sie das vergangene Jahr jetzt ausblenden?

Eibl: Seit ich international in der Spitze unterwegs bin, bin ich mental ziemlich stark geworden. Ich stelle mich an den Start und habe meine Anforderungen und Erwartungen, aber mein Hauptziel ist erstmal einfach nur, mich im Rennen gut zu fühlen und kein Déjà-vu aus dem letzten Jahr zu erleben. Ich setze mir kein Ergebnis zum Ziel, das wäre jetzt sicher falsch. Nervös bin ich natürlich schon.

Sie beide werden als die größten deutschen Nachwuchshoffnungen gehandelt. Bekommen Sie das selbst so mit und lassen Sie das an sich herankommen?

Eibl: Das bekomme ich eigentlich gar nicht mit. Es ist nicht so, dass mir das ständig jemand von außen sagt. Ich fahre meine Rennen, versuche meine Leistung abzurufen und zufrieden zu sein. Natürlich ist das schön, wenn man für den deutschen Radsport oder jetzt ganz konkret den Weltcup in Albstadt als Aushängeschild gilt. Aber unter Druck setzt mich das eher nicht.Brandl: Ich will auch einfach nur Rennen fahren und meine Ziele erreichen. Mir macht es zurzeit richtig Spaß, und es ist schön, wenn zum Beispiel eine Taktik erfolgreich aufgeht. An der Zahl der Interviewanfragen merkt man aber schon, dass sich da was verändert hat. Für mich hat sich das aber noch nicht als Druck bemerkbar gemacht, das ist eher eine Bestärkung.

Sie haben bei Ihren Teams beide Verträge bis 2024. Welche Rolle spielt das für Sie?

Brandl: Es ist natürlich schon gut, wenn man sich einfach auf die Rennen fokussieren kann. So ist zwar alles in trockenen Tüchern, aber es gibt immer etwas zu tun und ist sicherlich kein Selbstläufer.Eibl: Ich habe letztes Jahr vorzeitig einen neuen Vertrag bekommen, um vom Nachwuchssportler- auf den Profivertrag gehen zu können. Da war es umso blöder, dass ich meine Leistung erst einmal gar nicht abrufen konnte. Aber das Team hat mich von Anfang an unterstützt. Beispielsweise arbeite ich seit November auch mit einem Trainer des Teams am Wiederaufbau. Dafür bin ich sehr dankbar.

Wie sehr hat Sie die Absage der Cross-Country-WM in Albstadt im vergangenen Jahr getroffen?

Brandl: Das war eine ziemlich bittere Pille. Eine Cross-Country-WM haben wir in Deutschland halt nicht alle Tage. Deshalb war es doch sehr schade war für uns als Sportler, die Sportart an sich aber auch den Nachwuchs. Eine so große Veranstaltung pusht die Szene, und eine Absage tangiert mehrere Bereiche. Ich bin froh, dass in diesem Jahr der Weltcup in Albstadt wieder stattfindet. Das ist für uns das erste große Highlight der Saison.Eibl: Die Absage war letztlich ja auch vorhersehbar oder zu befürchten. Bis zuletzt hat man gehofft, dass die WM vielleicht einfach nur verschoben wird. Dass sie dann einfach ausgefallen ist, war hart. Vielleicht klingt das jetzt auch egoistisch, aber mir kam die Absage entgegen. Es wäre die Heim-WM gewesen und da nicht starten zu können, wäre einfach sehr hart gewesen. Klar, für dem Mountainbikesport wäre es eine super Plattform gewesen, wobei dei WM unter den Corona-Bedingungen und Auflagen ein ganz anderes Event geworden wäre als man das bisher kennt. Dafür freue ich mich jetzt riesig auf Albstadt und werde mit Blick auf Olympia erstmals bei der Elite im Weltcup am Start stehen. Albstadt wird meine Weltcup-Premiere in der Elite-Klasse.

Welche Ziele haben Sie sich für die anstehende Saison und das Weltcuprennen in Albstadt gesteckt?

Eibl: Ich weiß aktuell natürlich nicht, wo ich genau stehe. Ich muss bei den ersten Rennen erst einmal wieder etwas reinfinden, bevor ich mir selbst irgendwelche konkreten Ziele setzen kann.Brandl: Ich würde natürlich schon gerne an die Erfolge aus dem Vorjahr anknüpfen. Vor allem auch im Short-Track. In Albstadt will ich dort schon in die Top-Acht, damit ich im Cross-Country-Rennen aus der ersten Reihe starte. Im XC bin ich mir noch unsicher. Es sollte schon so ähnlich wie Ende letzten Jahres werden, aber ich habe in Albstadt bisher einmal ein "did not start", einmal ein "did not finish" und einmal ein "finished miserabel" stehen, deshalb will ich es i diesem Jahr solide zu Ende bringen (lacht).