Burladingens Barrierefrei-Aktivistin Ute Tatzel-Nowel, hat immer wieder darauf hingewiesen, dass manche Wanderwege durchaus auch für Rollstühle, Rollatoren oder Kinderwagen geeignet sind. Jetzt sogar im Winter. Foto: Tatzel-Nowel

Antrag vor einem Jahr noch abgeschmettert. Räumfahrzeug dürfte wegen Asphalt nicht viel Mühe haben.

Da staunt so mancher nicht schlecht: Per Pressemitteilung und im Amtsblatt hat die Burladinger Stadtverwaltung unter ihrem neuen Chef Davide Licht bekanntgegeben, das sechs Burladinger Wanderwege künftig in der Winterzeit vom Schnee geräumt werden sollen.

Burladingen - Diese Wanderwege sind ohnehin alle asphaltiert, das dürfte den städtischen Räumfahrzeugen nicht allzu viel Mühe machen. Die Wege werden teilweise im Sommer von Radfahrern benutzt, weil sie zu den bestens ausgeschilderten und sehr beliebten Radwegen der Fehlastadt gehören. Es sind Strecken zwischen Burladingen und Gauselfingen, im Killertal bei Starzeln, Hausen und Killer, auf der oberen Alb bei Hörschwag, Stetten, Melchingen und Salmendingen. Alle liegen sehr idyllisch und auf verschiedene Ortsteile der Fehlastadt verteilt. Sie wurden nicht nur im Amtsblatt abgedruckt, sondern können auch in Farbe auf der Internetseite der Stadt angeschaut werden.

Antrag vor einem Jahr noch abgeschmettert

"Die asphaltierten Wanderwege laden zu langen Spaziergängen ein. Die vielseitigen Regionen von Burladingen machen die Winterwanderung zu einem schönen Erlebnis, das wir Ihnen, liebe Bürgerinnen und Bürger vor allem jetzt während der aktuellen Corona-Lage so gut es geht ermöglichen wollen", heißt es da in der Pressemitteilung der Stadtverwaltung Burladingen.

Das Ganze würde nicht nur Menschen mit körperlichen Einschränkungen, sondern auch Familien mit Kinderwagen oder Senioren mit Rollatoren dabei helfen, die schöne Alblandschaft, die Natur und die Wälder in ihrer Freizeit draußen unbeschwert genießen zu können. Denn die Natur und die Landschaft ist tatsächlich ein Pfund, mit dem Burladingen wuchern kann. Das zeigte nicht zuletzt der Run auf die Burladinger Bike- und E-Bikestrecken in diesem Corona-Sommer.

Freuen dürfte das vor allem die Burladinger Barrierefrei-Aktivistin Ute Tatzel-Nowel, die sich seit Jahren dafür einsetzt, bei Planungen und Aktivitäten immer auch an Senioren und Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu denken. Sie selber fährt einen Rollstuhl mit Elektroantrieb, der durchaus geländetauglich ist und sogar die eine oder andere Steigung schafft, wie sie in einem Interview verriet.

Wundern dürfte sich die Fraktion der Grünen im Burladinger Gemeinderat. Denn die hatte, genau vor einem Jahr, diesen Antrag auf Schneeräumung der Wanderwege in der Novembersitzung des Gremiums gestellt. Und wurde abgeschmettert. Manfred Knobloch, der damals die Anregung im Rat formulierte, erinnert sich noch gut. "Das ist natürlich schön", sagt er spontan auf Anfrage des Schwarzwälder Bote. "Aber auch verständlich, denn Herr Licht hat ja auch den Tourismus im Kopf, den wir bei unserem Antrag neben den genannten Zielgruppen auch im Kopf haben", erklärt er und fügt im Rückblick hinzu: "Schade, dass die anderen Fraktionen damals nicht darauf eingegangen sind, beziehungsweise mit großer Mehrheit dagegen gestimmt haben."

Knobloch findet: Es ist eine laufende Aufgabe der Verwaltung

Tatsächlich waren in der besagten Sitzung vor allem finanzielle Gründe von Seiten der Verwaltung genannt worden. Es sei auf Dauer zu teuer, auch noch Wanderwege vom Schnee zu befreien. Und der ehrenamtliche Bürgermeister-Stellvertreter und Hobby-Jäger Josef Pfister führte gar das Wild ins Argumentenfeld, dem man "ja auch mal seine Ruhe lassen" müsse.

Jetzt ist es ausgerechnet der bekennende Hobby-Jäger Davide Licht, der an der Spitze der Verwaltung das Anliegen, wenigstens ein paar der Wege vom Schnee räumen zu lassen und damit für bereifte Wanderer sicherer und begehbarer zu machen, per Anweisung einfach durchsetzt.

Knobloch kommentiert das so: "Was mich nun persönlich freut, ist, dass Herr Licht in dieser Sache agiert, als wäre das laufende Aufgabe der Verwaltung. Denn das ist es meines Erachtens auch. Ich knüpfe die Hoffnung daran, dass das Rathaus in Zukunft prüft, ob ein Antrag von einer Fraktion zu beachten oder unberechtigt ist. Das ist bisher oft nicht geschehen, weshalb der Gemeinderat manchmal Zeit verschwendet mit Fragen, die ihn gar nichts angehen."

Ein aktuelles Beispiel ist da nach Meinung von Manfred Knobloch das Thema "Informationen zum Sachstand Windkraft". Dies habe die Fraktion der Grünen beim damaligen Bürgermeister 2019 angemeldet, bevor die Pachtverträge unterschrieben waren, erinnert er. "Da hätte eine Information vielleicht noch was gebracht. Aber nun, da auch das Verfahren in der Hand des Landratsamtes liegt, kommen andere Fraktionen und fordern Information. Das ist sinnloser Aktionismus", meint Knobloch.

Er hofft, wie er sagt, dass mit einer besseren Differenzierung darüber, was Entscheidungen des Gemeinderates und welche Hoheit die Verwaltung von sich aus hat, "wir in Zukunft im Gemeinderat weniger Zeit verschwenden".