70 Jahre und kein bisschen leise: Roland Kaiser in der Schleyerhalle. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Der Schlagerstar Roland Kaiser bittet in die Schleyerhalle – und alle kommen! So war das Konzert am Freitagabend.

Roland Kaiser ist ein begehrter Mann! Schon bei der Anfahrt auf die Hanns-Martin-Schleyer-Halle muss man Nerven bewahren wegen des Ansturms auf die Parkplätze. Auch vor der Abendkasse hat sich eine Schlange gebildet.

 

Ein Mann sucht verzweifelt eine günstige Karte. Ein anderer Fan kippt der Dame an der Kasse Merci-Schokolade in die Geld-Schublade unterm Fenster. Von drinnen tönt schon begeisterter Jubel. Jetzt heißt es hetzen!

„Es ist alles ok“, singt Kaiser, und das ist angesichts der fast vollbesetzten Halle drastisch untertrieben: 9000 Menschen sind gekommen, um den 70-jährigen live zu erleben. Der Schlagerstar steht im eleganten schwarzen Anzug auf der Bühne, auf der riesigen Leinwand hinter ihm kann man sein Lächeln in Großaufnahme und das leuchtend rote Einstecktuch erkennen. Die Band liefert glasklaren Sound, perfekt ausgesteuert, aber laut wie bei einem Rockkonzert.

Mit Hits wie „Alles was du willst“, „Gegen die Liebe kommt man nicht an“ und „Santa Maria“ hat Kaiser die Menge sofort gepackt. Überall leuchten bunte Lichter auf, manche schwenken ihre Handys. Wenn Kaiser singt, herrscht andächtige Ruhe, mache tanzen zwischen den Stuhlreihen, der Applaus ist herzlich.

Das Publikum glücklich und ausgepowert

Zwischen den Songs scherzt und plaudert Kaiser locker, als säße er beim Bier. Sein Pianist sei am Vortag gestürzt und habe sich den Finger gebrochen, erzählt er, und freut sich aufrichtig, dass sein Bandmitglied trotzdem in die Tasten greift. Eine aufwändige Lichtshow mit Lasereinsatz sorgt für den gebotenen Pomp, denn Kaisers Schlager erzählen von großen Gefühlen, von Liebe, auch mal in ihrer physischen Form, von Freundschaft, Sehnsucht und Zuversicht. „Seit 49 Jahren stehe ich auf den Bühnen des Landes und gedenke nicht, damit aufzuhören“, sagt Kaiser einmal. Dabei musste er schon kürzer treten wegen der Lungenerkrankung COPD und einer dadurch notwendigen Transplantation.

Nachdenklich mit „Bis zum letzten Atemzug“ leitet der Sänger in die Pause über. Danach gibt es ein starkes Gitarrensolo zum Einstieg von „Im fünften Element.“ „Wir fühlen uns wahnsinnig wohl bei euch,“ bekräftigt Kaiser die inzwischen ausgelassene Stimmung. „Wir dürfen die Zuversicht nicht verlieren“, appelliert er angesichts des Kriegs in der Ukraine. Man glaubt ihm, dass es ihm ernst ist damit. Nach 27 Stücken, darunter das frivole „Du, Deine Freundin und Ich“, hat Kaiser sein Publikum glücklich ausgepowert. Chapeau!