Uwe Schill (von links), Boas Rinderknecht und Peter Vorholzer bei der Getreideanlieferung. Wenn das Korn vom Anhänger in den Schacht geschüttet wird, staubt es gewaltig. Madlen Schill zeigt ein Mehlsieb ihrer Mühle. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Landwirtschaft: Uwe und Madlen Schill führen die Mühle an der Nagold in 15. Generation / Urgetreide wie Emmer und Einkorn

Die Hochsaison, die Ernte des Getreides und die Anlieferung zur Mühle liegt hinter der Müllersfamilie Schill aus Rohrdorf. Uwe und Madlen Schill betreiben die Mühle an der Nagold in der 15. Generation. "In der Hoffnung, dass die Tradition noch eine Zukunft findet", wie Uwe Schill sagt.

Rohrdorf. Stetig und mit monotonem Rauschen rieselt das Getreide vom Anhänger in den Schacht vor der Mühle an der Nagold, es stäubt etwas. Peter Vorholzer, Mitarbeiter des Bauernhofs Rinderknecht in Oberjettingen, hat gerade Dinkel angeliefert. Rund eine halbe Stunde dauert es bis die geschätzten 13 Tonnen Körner durch den Gitterrost im Untergrund verschwunden sind.

Das Getreide wird dann durch einen Fliehkraftschäler von der Spreu getrennt und von anderen Unreinheiten wie etwa Halmen befreit, erklärt Müllermeister Uwe Schill. Nach dem Wiegen gelangt das Korn in eins der 33 Silos – getrennt nach Sorte und Qualität. Diese ermittelt Schill zuvor anhand einer Probe. Im Silo lagert das Korn erst mal und wartet darauf, im Lauf des Jahres gemahlen zu werden.

Frühere Ernte durch warmes Wetter

Der Landwirt hat vorausschauend gehandelt, denn eigentlich ist die Erntezeit bereits vorbei, die Getreidefelder in der Region sind leer, die Silos der Mühle gut gefüllt. Der Dinkel, den Vorholzer anliefert, wurde nach der Ernte auf dem Hof eingelagert, nun verkauft er das Getreide an die Mühle. In den heißen Tagen Ende Juli/Anfang August reihten sich Traktor an Traktor, Anhänger an Anhänger vor der Getreideannahmestelle der Mühle. Es herrschte Hochbetrieb, denn die Landwirte aus einem Umkreis von etwa 15 Kilometern bringen das Korn direkt vom Feld. Viel Zeit bringt da keiner mit.

"Durch das warme Wetter im Sommer war alles etwas früher dran als sonst", erklärt Vorholzer. Während Landwirte im Norden Deutschlands aufgrund von langer Trockenheit eine eher magere Getreideernte einfahren, "hatten wir im Süden nochmals Glück", meint Vorholzer. "Aber viel Wasser hatten wir im Frühjahr dennoch nicht", meint der Landwirt. In diesem Jahr lief die Getreideernte relativ entspannt ab. Die konstant heißen Tage im Juli und August ließen den Landwirten genug Zeit, die Felder zu dreschen. Denn eine unsichere Wetterlage mit drohenden Gewittern bedeutet Stress.

Während der Erntezeit wickelt Schill etwa 450 bis 500 Anlieferungen von 120 Landwirten aus der Umgebung ab. Uwe Schill, der die Mühle 2015 von seinem Vater Gerhard Schill übernommen hatte und mit der Arbeit aufgewachsen ist, registriert im Vergleich zu früher weniger Landwirte, jedoch eine gleich bleibende Menge an Korn. "Wenn man allerdings nach dem flächenmäßigen Ertrag geht, ist dieser leicht gewachsen", stellt er fest.

Etwa die Hälfte des angelieferten Getreides, das die Mühle zu Mehl weiterverarbeitet, ist Weizen, ein Viertel ist Gerste. "An sich nehmen wir aber alles an", meint der Geschäftsführer. Weizen, Roggen und Urgetreide wie Dinkel, Emmer und Einkorn werden in der Schillmühle zu verschiedenen Typenmehlen, Mehlmischungen und Vollkornprodukten weiterverarbeitet. Hafer, Futtergerste, Raps und Braugerste werden in der Mühle aufgearbeitet und gereinigt und an Mälzereien, Ölmühlen und Siloanlagen weitervermittelt.

Vor zwei Jahren wagte Schill gemeinsam mit Landwirten und Bäckern in der Region ein Experiment und probierte die Verarbeitung von Urkorn wie Emmer und Einkorn aus. "Das ist aber immer noch eine Nische", betont Schill.

Die Rohrdorfer Mühle kann auf eine lange Tradition zurückblicken. 2015 stieg Uwe Schill nach mehreren Stationen in Mühlen in ganz Deutschland und der Schweiz gemeinsam mit seiner Frau Madlen in der 15. Generation in die Mühle an der Nagold ein. Seit 2017 ist er Geschäftsführer. Die Rohrdorfer Mühle wurde im 14. Jahrhundert erstmals erwähnt, mindestens seit 1568 steht sie am heutigen Standort. Im Haus von damals ist heute der Mühleladen untergebracht. Tatsächlich wird die Mühle noch mit der Wasserkraft der Nagold angetrieben. Reicht das nicht aus, liefert die Photovoltaikanlage Strom.

Bis heute ist die Mühle an der Nagold ein echter Familienbetrieb: Ehefrau Madlen und Schills Eltern Gerhard und Susanne arbeiten im Betrieb mit. Ein weiterer Müller sowie ein Aushilfsfahrer sind angestellt.

Das Mehl wird in der Region verbraucht

Gemahlen wird das ganze Jahr über – etwa sechs Tonnen Mehl am Tag. "Das Hauptprodukt einer Mühle ist das helle Weizenmehl", erklärt der Müllermeister. In insgesamt 14 Schritten wird das Korn gemahlen, bis feines weißes Mehl herauskommt. Mit Mühlsteinen mahlt heute keiner mehr, doch das Prinzip sei heute noch gleich, erklärt er. Das Korn wird im sogenannten Walzenstuhl von Metallwalzen zerdrückt. "Und das sehr schonend, damit möglichst wenig Schale dabei ist", so der Müllermeister. Zwischen den Mahlvorgängen wird das Mehl in den oberen Stock gesaugt und dort mit verschiedenen Sieben verfeinert. Hier dreht der Müller die feinen Stellschrauben, die das Mehl ausmachen.

Schleppen muss heute keiner mehr: Mit den Silos, die im Haus verbaut sind, sind sowohl die Getreideannahme, die Reinigungsmaschine, die eigentliche Mühle, die Siebmaschine sowie die Abfüllanlage verbunden.

Das fertige Endprodukt wird dann relativ frisch weitervermarktet, vornehmlich an Bäckereien und Gastronomien in der Region. Das Getreide, das um Rohrdorf und Nagold wächst, wird auch in der Region weiterverarbeitet und gegessen.