Noch bevor ein Haus steht, ist das künftige Baugebiet "Brunnenrain II" in Owingen schon eine riesige Baustelle. Die Firma ArchaeoBW sucht dort im Boden nach antiken Überresten. Foto: Kost

Autsch, dass tut weh. Zumindest finanziell: weil man bei Untergrundsondierungen im Owinger Baugebiet "Brunnenrain" auf Mauerreste auf der Römerzeit gestoßen ist, sind weitere Sondierungen nötig. Das kostet die Stadt fast 130 000 Euro extra.

Haigerloch - Die Gemeinderatssitzung am Dienstag war fast schon vorbei, als Bau- und Hauptamtsleiter Hans-Martin Schluck mit einer nicht sehr erquicklichen Nachricht aufwartete.

Vor wenigen Tagen war die Firma ArchaeoBW aus Gerlingen im Auftrag der Stadt und der Landesdenkmalpflege mit dem Bagger im Owinger "Brunnenrain" aufgefahren, um den Untergrund auf antike Überreste zu untersuchen.

Wohlweislich hatte man diesen Schritt veranlasst, bevor die Stadt in die Erschließung zwölf neuer Bauplätze einsteigt, denn sie ist in diesen Sachen ein gebranntes Kind: Als es zu Beginn des neuen Jahrtausends zum ersten Mal um die Erschließung von Bauplätzen im "Brunnenrain" ging, wurde am nördlichsten Zipfel des Areals Überreste eines kompletten römischen Gutshofes im Boden entdeckt. Die Folge: Alles wurde untersucht und dokumentiert, der Bebauungsplan musste abgeändert und angepasst werden, so dass es für die Bauwilligen zu erheblichen zeitlichen Verzögerungen kam.

Zweischalige Mauer aus der Römerzeit

Das wollte man diesmal unbedingt vermeiden und deshalb wurde schon vorab die Firma ArchaeoBW beauftragt (Kosten rund 16.000 Euro).

Sieben längere und je vier Meter breite Streifen wurden quer in das Baufeld gegraben und siehe da: im drittletzten der sieben Grabungsfelder stießen die Spezialisten auf eine zweischalige Mauer aus Kalkstein aus der Römerzeit, wie Hans- Martin Schluck berichtete.

Das war der größte, aber nicht der einzige Fund. Keramikstücke aus der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts tauchten auf, ebenso stieß man auf einen mit Ziegelbruchstücken verfüllten kleineren Graben. Hans-Martin Schluck, Bürgermeister Heinrich Götz und Marc Heise vom Regierungspräsidium Tübingen als Vertreter des Landesdenkmalamtes haben sich vor Ort alles angesehen.

Und wie geht’s jetzt weiter? Glücklicherweise liegen die Funde außerhalb der geplanten Straße, die durch den zweiten Brunnenrain-Bauabschnitt gezogen werden soll. "Wir können also die Erschließungsarbeiten wie beabsichtigt ausschreiben und beauftragen", so Schluck. Im Bereich der betroffenen Wohnbaufläche – man spricht von zwei Plätzen – sind aber weitere Sondagen erforderlich und diese dürften nach Schätzung des Haupt- und Bauamtsleiters etwa sechs Wochen Zeit in Anspruch nehmen.

Weil die Firma ArchaeoBW schon mal da ist, soll sie auch die weiteren Arbeiten ausführen. Das kostet allerdings ziemlich exakt 128.600 Euro extra. Kosten, die letztendlich auf den Erschließungs- und Verkaufspreis der einzelnen Bauplätze im "Brunnenrain II" umgelegt werden sollen.