Der Förderverein des Römer-Freilichtmuseums in Stein hatte im Gasthaus Lamm Hauptversammlung. Vorsitzender Gerd Schollian (stehens) zog eine positive Bilanz. Foto: Sb/Klaus Stopper

Stein ist ein Dorf, aber durch sein Römer-Freilichtmuseum tatsächlich international bekannt. Das wurde in der Hauptversammlung deutlich. Sogar aus Hawaii kamen Grüße.

 
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Was hier angetrieben vom Energiebündel Gerd Schollian seit über 50 Jahren ausgegraben und rekonstruiert wurde, hat tatsächlich mittlerweile einen vorzüglichen Ruf, so dass das Landesdenkmalamt geneigt ist, dieses Museum in wissenschaftlicher Hinsicht unter seine Fittiche zu nehmen, wobei der Verein seine Rolle beim wirtschaftlichen Betreiben der Anlage behalten würde. Ein Entwurf, wie diese Kooperation aussehen soll, werde dem Verein demnächst zugeschickt, so Gerd Schollian. Die Entscheidung dazu werde auf jeden Fall dem gesamten Verein zur Abstimmung vorgelegt werden.

Das Angebot der Archäologenbehörde bedeutet jedenfalls eine hohe Anerkennung für den Verein in Stein. Das liegt an der Anlage selbst, bei der immer wieder neue Ausgrabungen immer wieder noch erstaunlichere Fakten über diesen einstigen Römer-Herrensitz zu Tage förderten. Sicher ist heute: Hier stand wohl einst der größte Römergutshof in Süddeutschland. Der Förderverein hat die 1972 von Gerd Schollian entdeckten Mauerreste freigelegt und teilweise die Gebäude restauriert.

Beeindruckend ist die wissenschaftliche Qualität, mit der all dies geschah – seit einigen Jahren eng begleitet und unterstützt vom archäologischen Landesamt. Mittlerweile liegt ein akribischer und detaillierter Gesamtplan der Anlage vor, der alle Funde und Gebäude systematisch erfasst und damit Grundlage für weitere wissenschaftliche Arbeiten sein kann.

Aber wirklich besonders an dieser Anlage sei der Förderverein. Bei Ausflügen habe man andere Römeranlagen gesehen, erzählte er. „Da war alles tot, niemand da“. Wer Stein besuche, erlebe ein historisches Denkmal, in dem Leben herrsche. Führungen, Gastronomie, Spielangebote für Kinder, und aktuelle Ausgrabungen. Gäste kommen von weither. Kürzlich habe er sogar eine Anfrage von Hawaii erhalten, so Schollian stolz. „Durch uns ist Stein sehr bekannt geworden“.

Was den Förderverein angeht, so macht hier einerseits das steigende Alter der Mitglieder Sorge. Dadurch ist auch die Zahl ehrenamtlicher Führer geschrumpft. Aber immerhin zählt er 337 Mitglieder, drei weniger als vor einem Jahr. Sie wurden bislang durch die „Römerzeitung“ im Papierformat mehrmals im Jahr auf dem Laufenden gehalten, künftig will man hier vermehrt auf Mails setzen. Allerdings fehlen noch Adressen.

Der finanzielle Umsatz, um eine so große Anlage zu betreiben, ist gewaltig, wir im Finanzbericht deutlich wurde. Die Veranstaltung „Römer im Fackelschein“ im vergangenen Jahr war dabei außerordentlich erfolgreich, über 2500 Gäste wurden gezählt. Dieses Fest will man dieses Jahr wiederholen, und einige weitere Sonderveranstaltungen sind geplant, darunter auch die Kindererlebnistage, die auch sehr gut liefen, ein Besuch der Zeitreisenden und ein Freundschaftsbesuch einer Keltengruppe. Herausragend dürfte im Juli auch eine Theateraufführung der Lindenhöfler in Stein sein. Aufgeführt wird dann „Ein Sommernachtstraum“ von Shakespare. Saisonauftakt ist am 1. April, Saisonende wird dann am 1. November sein.

Die Entlastung in der Versammlung verlief einstimmig, Wahlen standen nicht an. Zum Abschluss hielt Thomas Schlipf einen Vortrag über aktuelle Forschungsergebnisse, über die noch gesondert berichtet wird, und es wurde ein Super-8-Film aus den Ausgrabungszeiten gezeigt.

Römer-Freilichtmuseum Hechingen-Stein

Geschichte
Die Anlage wurde vermutlich Ende des 1. Jahrhunderts erbaut, als die Römer ihren Herrschaftsbereich von der Donau in Richtung Neckar ausbauten. Die Anlage repräsentierte lange großen Reichtum, außergewöhnlich ist auch die Tempelanlage, die für Gutshöfe sehr ungewöhnlich ist. Als Mitte des dritten Jahrhunderts die Region durch eindringende Alemannen immer unsicherer wurde, wurde die Anlage dann wieder aufgegeben. Da keinerlei Texte oder beschriftete Steine bei den Ausgrabungen gefunden wurden, ist über die Besitzer des Gutshofs nichts bekannt.